Deutschland / „Wir sind nur Menschen“: Hotelbesitzer entschuldigen sich nach Empörungssturm
Ein Hotel im Schwarzwald hat zeitweise Luxemburger Gäste abgelehnt – und sich dafür schwerste Vorwürfe eingehandelt: Sogar Diskriminierung und Rassismus werden dem Betrieb vorgeworfen, der offenbar durch das RKI-Prädikat „Risikogebiet“ verunsichert wurde.
Die Betreiberin des Elztalhotel ist hörbar froh, als das Tageblatt anruft. Das Vier-Sterne-Hotel im Schwarzwald hatte zeitweilig abgelehnt, Luxemburger Gäste aufzunehmen, weil das Großherzogtum den deutschen Behörden als „Risikoland“ gilt. Infolgedessen hat das Haus mit seinen 140 Mitarbeitern die Art von Meinungssturm erfahren, die als „Shitstorm“ längst berühmt-berüchtigt ist: Bis zum Vorwurf des „Rassismus“ reichten die wütenden Vorwürfe in den sozialen Medien, teilweise wurden Parallelen zur Nazizeit gezogen. Bei Redaktionsschluss hat ein Posting des Hotels bei Facebook 722 Kommentare erhalten und wurde mehr als 60 Mal geteilt.
Auch wenn nicht alle Kommentare ablehnend sind: „Das tut einfach weh, wenn man in so ein Fegefeuer gerät“, erklärt Elztalhotel-Chefin Ulrike Tischer gegenüber der Zeitung aus Luxemburg. Die 52-Jährige betont, wie nahe einem die Luxemburger doch stünden: „Vor unserem Haus wehen vier Flaggen – und eine davon ist die luxemburgische“, gibt sie als augenfälliges Beispiel an. Den Vorwurf des „Rassismus“ weist sie im Gespräch mehrfach vehement zurück – und hofft auf Verständnis.
Die fast dreimonatige Schließung des Hauses wegen der Corona-Pandemie sei eine „sehr schwere Zeit“ gewesen: „Am 18. März mussten wir ein vollbesetztes Haus schließen und alle Gäste nach Hause schicken“, gibt Tischer an – und dass es ja ihre Aufgabe sei, die Richtlinien, die auf den Einschätzungen des Robert-Koch-Instituts basieren, umzusetzen. Aus Angst vor einer neuerlichen Schließung des Hotels habe man dann beschlossen, aufgrund der Einstufung Luxemburgs als „Risikogebiet“ entsprechenden Gästen ihre Reservierungen zu stornieren. Ähnlich wie mit den Luxemburgern sei man übrigens auch mit Menschen aus dem Kreis Gütersloh verfahren, als dieser zum Risikogebiet erklärt wurde. „Da gab es auch Menschen, die von sich aus erklärt haben, sie wollten keine Auslöser für eine Weiterverbreitung des Virus sein“, erinnert sich die Hotelchefin.
Tatsächlich wird noch am Freitagabend des 24. Juli auf der Facebook-Seite des Hotels gegenüber einem verärgerten Kommentator um Verständnis dafür geworben, dass man „aktuell keine Gäste aus Luxemburg annehmen“ könne. Etwas mehr als 24 Stunden später heißt es an der gleichen Stelle, man habe „erst heute erfahren, dass es uns erlaubt ist, Luxemburger Gäste zu beherbergen, wenn diese einen negativen Corona-Test vorlegen können“. Man werde sich dies „nächste Woche von offizieller Stelle bestätigen lassen“. Tatsächlich liegt diese offizielle Bestätigung aber schon längst vor: So trägt die „Corona-Verordnung Einreise-Quarantäne“, die auf der offiziellen Seite des Landes Baden-Württemberg zu finden ist, den Zeitstempel des 14. Juli. Im Dokument wird unter anderem erklärt, dass mit einem höchstens zwei Tage alten negativen Corona-Test die Einreise erlaubt ist – also analog zum Vorgehen von Rheinland-Pfalz.
In einer weiteren „Verordnung des Wirtschaftsministeriums und des Sozialministeriums“ vom 15. Juli wird (im Paragraf drei) auch das zuvor ausgesprochene „Beherbergungsverbot“ für nichtig erklärt, sofern ein entsprechender negativer Befund vorgelegt werden kann.
Beim Hotel- und Gaststättenverband Dehoga will man sich gegenüber dem Tageblatt zum konkreten Fall nicht äußern, da man die genauen Zusammenhänge dort nicht kenne. Doch der Sprecher Daniel Ohl macht deutlich, dass es „sehr mühselig“ sei, immer herauszufinden, was gerade richtig sei – auch wenn die Kommunikation durch die verantwortlichen Behörden durchaus gut sei. Die Situation sei aber nun mal für alle Beteiligten neuartig und die Aufgaben sehr vielfältig. „Und das stellt die Betriebe vor große Herausforderungen.“ Dabei versuche das Land als „Verordnungsgeber“, Dinge zunächst möglich allgemein und umfassend zu regeln – wodurch sich folgend aber oft sehr spezielle Fragen ergäben.
Auch das Elztalhotel bittet um Verständnis mit den Worten „Wir sind alle nur Menschen“: Man sei „das erste Mal in solch einer außergewöhnlichen Situation wie der aktuellen Corona-Krise“ und habe versucht, „nur das Richtige zu tun und unseren Gästen einen schönen und sicheren Aufenthalt zu ermöglichen“. Es ist naheliegend, dass sich die Betreiber des Familienbetriebs in ihrer Unsicherheit im Verordnungsdschungel verirrt haben.
„Ich hoffe, wir können da wieder etwas gutmachen“, zeigt sich Chefin Tischer gegenüber dem Tageblatt jedenfalls zerknirscht – aber auch leise optimistisch: Die betroffenen (Stamm-)Kunden hätten durchaus Verständnis gezeigt und Kosten seien ihnen ja immerhin auch nicht entstanden. Alle Betroffenen seien auch im Vorfeld informiert worden – niemand habe also die weite Reise in den Schwarzwald auf sich genommen, um dann sein Zimmer nicht beziehen zu können. Es tue aber „in der Seele weh, so falsch verstanden worden zu sein“.
EXTRA Ihre Rechte
Wenn Unternehmen wie Hotels (potenziellen) Kunden Leistungen verweigern oder Stornierungen vornehmen, obwohl das nach den geltenden Verordnungen gar nicht notwendig wäre, kann man natürlich eine komplette Erstattung möglicherweise gezahlter Vorleistungen verlangen, erklärt das Europäische Verbraucherzentrum Luxemburg auf Anfrage. Sollten Luxemburger im europäischen Ausland auf Schwierigkeiten stoßen, können sie sich an das Zentrum wenden, das dann entsprechend einen Vermittlungsversuch starten wird. Im Internet finden Sie das Zentrum und weitere Kontaktmöglichkeiten unter www.cecluxembourg.lu.
- „Ganz schlimm“: Luxemburgs oberster Richter sieht bei Politikern fehlenden Respekt vor der Justiz - 31. Januar 2024.
- Wenn alles glattgeht: Probleme durch Eisregen werden wohl weniger – Richtung Donnerstag kommt Schnee - 17. Januar 2024.
- Wetterwoche wird wohl winterlich-weiß: Gut für Schlitten-, schlecht für Autofahrer - 15. Januar 2024.
Der Fall ist für mich klar. Es gibt auch andere schöne Hotels und Länder wo wir nicht diskriminiert werden.
Jeder Luxemburger der etwas auf sich hält sollte es sich dreimal überlegen bevor er in D Urlaub macht und seine Einkäufe erledigt. Die Deutschen haben (wieder mal) die Masken fallen lassen. Und wie sagt man so schön: Die erste Reaktion ist immer die authentischste.
Der negative Laborbefund reicht nicht aus um sich von der Quarantänepflicht befreien zu lassen. Zumindest in Baden-Württemberg ist zusätzlich ein ärztliches Zeugnis notwendig, das bestätigt, dass es keinen Grund zum Verdacht einer Infektion gibt. Dies steht in §2 Paragraph (5) der CoronaVO-EQ die im Artikel verlinkt ist und wurde mir in Karlsruhe (liegt in BW) auch so von der Ordnungsbehörde erklärt. Das bedeutet, dass auch wenn man sich in Luxemburg umsonst testen lassen kann, muss man trotzdem einen Arztbesuch zahlen.
Dies wurde meiner Meinung nach bisher nicht richtig kommuniziert. Auch wenn der Laborbefund vielleicht in Rheinland-Pfalz oder im Saarland ausreichend ist (das weiß ich jetzt nicht), ist dies nicht in jedem Bundesland der Fall.
@ Letzebuerger Es ist leider eine Schande für die vielen klugen, freundlichen und verständnisvollen Luxemburger, dass Sie unter dem pseudonym „Letzebuerger“ schreiben. Kleben Sie vielleicht auch Zettel auf die Autos von Touristen?
@Peter
Nein tu ich nicht. Luxemburg ist ein offenes Land wo jeder willkommen ist und welches in der Coronakrise nie seine Grenzen geschlossen hat. Also genau das Gegenteil von Engstirnigkeit und Kleinkariertheit. Und das ist auch gut so! Deshalb bin ich gerne Letzebuerger!
@ Letzebuerger Nur Brandstifter erfreuen sich am Ergebnis ihrer destruktiven Handlung…. oder meinen Sie etwa, dass Ihr Kommentar ein konstruktiver Beitrag zur Völkerverständigung ist?
@Peter
Jetzt werden sie aber pathetisch. An dieser Stelle von Völkerverständigung zu reden ist doch sehr hochtrabend. Aber wenn wir schon beim Thema sind gestatten Sie mir, lieber Peter, folgende Frage. Finden Sie es normal wenn die deutsche Regierung einem Nachbarstaat (immerhin ein Schengenstaat) die Tür auf der Nase zuschlägt und dies ohne vorherige Absprache mit und Konsultierung seiner Regierung? Und das gleich zweimal binnen vier Monaten. Im März mit der bewaffneten Schlieβung der Grenzen und jetzt bei der Einführung der Quarantäneregelungen. Letzteres kommt de facto einer Grenzschlieβung gleich. Betrachten Sie es ernsthaft als einen konstruktiven Beitrag zur Völkerverständigung wenn die daraus resultierenden Konsequenzen die Schikanierung, Stigmatisierung und Diskriminierung (ja es ist nichts anderes!) der Einwohner sind. Arroganter und respektloser geht’s wohl kaum. Und all dies mit fadenscheiniger Begründung. Wäre das Wort der ‚destruktiven Handlung‘ hier nicht angebrachter?
MFG
@ Letzebuerger Leider gab es zu diesem Zeitpunkt noch keine Blaupause auf europäischer Ebene im Umgang mit einer Pandemie. In Folge wurde sicher nicht alles richtig gemacht. Und seien sie gewiss, wäre die Abhängigkeit von den Grenzgängern im Gesundheitswesen nicht so groß, dann hätten wir hier sicherlich auch erstmal dicht gemacht, allein um die Ausbreitung einzudämmen. Es führt aber nur zu bösen Zetteln, wenn jetzt einige Letzeberger meinen sie müssten jetzt zusätzlich Öl ins Feuer gießen. In diesem Sinne ihr Peter.
Letzebuerger ,ech sinn och ärer Meenung an ech hoffen och dass vill vun eisen Landsleit sëch mol iwerlé’en ob et nëtt besser ass an Zukunft mat hirem Geld den lëtzebuerger Handel an domadder dei lëtzebuerger Arbëchtsplaatzen ennerstëtzen.Fir d’Vakanzen am Moment ginn et och vill schei Plaatzen hei am Land,an speider och an ville Länner dei eis nëtt sou seier un de Pranger gestallt hunn.
@Peter
Ich,als Luxemburger, werde keinen Cent mehr in Deutschland ausgeben…..
Verstehe nicht wie so viele Deutsche noch nach Luxemburg als Tourist oder zum Shoppen kommen,wo wir doch quasi als Aussätzige eingestuft werden.
@ Winston, Keiner stuft Sie oder Luxemburger als Aussätzig ein. Es sind Vorsichtsmaßnahmen die für alle Hotspots gelten und die nicht nur Luxemburg sondern auch einige Gemeinden in Deutschland betreffen.
Die Hoteliers halten sich doch nur an die Regeln. Was bleibt ihnen denn sonst übrig?
@Peter. Ich wundere mich doch sehr mit welcher aggressiven Rhetorik Sie über Lëtzebuerger herfallen wo sie/er doch nur von ihrem/seinem Recht gebraucht macht ihre/seine Meinung zu äußern. Ich gehe anhand Ihrer Stellungnahmen davon aus dass Sie eventuell auch Deutscher sind und kann Ihnen leider nur eine ziemlich einseitige Sicht der Dinge attestieren. Was Ihr Argument der fehlenden Blaupause angeht: Seit wann braucht’s für elementaren Anstand eine Blaupause?
@Lëtzebuerger Ich gebe Ihnen vollkommen Recht!
@ Klitz, Meinungen haben die Tendenz einseitig zu sein. Aber wer schreibt, dass „die Deutschen mal wieder ihre Maske haben fallen lassen“, hat nichts verstanden und sucht auch keine Verständigung. Ich verweise an dieser Stelle auf den sehr gelungenen Kommentar in dieser Zeitung über die Bigotterie im Lande. MfG Peter
@ de Schmat Meines Wissens gabs keine klaren Regeln Luxemburger den Eintritt zu verwehren. Wieso auch wenn ein negativer Test die Einreise erlaubt. Man könnte also von voraus eilendem Gerhorsam 😉 ausgehen.
@ Klitz vermutlich sind Sie verbeamtet oder pensioniert und brauchen sich als privatier keine Sorgen mehr machen.
@Peter, erlauben Sie dass ich mich hier einbringe. Ich finde es fast schon suspekt mit welcher Verve Sie hier die deutsche Sicht der Dinge vertreten und mit dem Bulldozer über jeden fahren der nicht ihren Standpunkt teilt. Ihre Chuzpe ist fast schon beneidenswert. Davon abgesehen hat für mich der Begriff ,destruktive Handlung‘ einen propagandistischen Beigeschmack der eher selten in die Rhetorik der politischen und demokratischen Mitte Einzug findet.
Gruß
@ RWINTER Der Ton mach die Musik und die Overture war „Die Deutschen haben (wieder mal) die Masken fallen lassen“ gefolgt von „Die erste Reaktion ist immer die authentischste“ bis zu Boykottaufrufen… und das alles im Schatten von bösen Zetteln die man hier deutschen Touristen ans Auto klebt. Da wundern Sie sich über das Echo? Meine Nationalität ist mir in der Regel ziemlich pille-palle aber solche Kommentare sind nun mal stigmatisierend. Der Aufreger, die Pandemie und deren Nebenwirkungen, erfordert von allen Seiten besonnenes Verhalten. Hier bekenne ich mich schuldig, meinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht geworden zu sein.