/ „Wir werden es hinkriegen“: Bürgermeister Georges Mischo will Escher Stadtzentrum attraktiver machen
Ohrenbetäubender Baulärm dringt von außen in sein Büro im altehrwürdigen „Hôtel de ville“. Georges Mischo steht auf, geht zum Fenster, schließt es und sagt, „es tut sich einiges hier“. Dann legt er los.
Tageblatt: Die beiden kommerziellen Events „Wicki Beach“ und die „Päischtkiermes“ sorgen gegenwärtig für reichlich Kurzweil bei den Eschern. Und Morgen ist Braderie. Wie ist es um die Geschäftswelt in der „Minettemetropole“ bestellt?
Georges Mischo: Ich muss da mal etwas loswerden. Was mich stört, ist diese negative Berichterstattung über Esch und auch dass es die Escher selbst sind, die ihre Stadt schlechtreden. Das kann ich nicht nachvollziehen. Ich bin stolz darauf, Escher zu sein. Wir haben Probleme, daran gibt es nichts zu rütteln. Deshalb ist aber längst nicht alles „schlecht“. Es gibt tolle Ecken hier und interessante Menschen. Wo mir aber richtig der Hut hochging war, als es um die statistische Erhebung über Jugendarbeitslosigkeit in Europa ging. Luxemburg belegt da den zweiten Platz hinter Rumänien. Auf der Homepage des größten Medienhauses in Luxemburg wurde diese Nachricht dann mit einem Foto aus der Escher „Uelzechtstrooss“ illustriert.
Sind Sie dünnhäutig geworden, Herr Mischo?
(lacht) Es ist immer einfach zu kritisieren. Mit konstruktiver Kritik kann ich gut umgehen. Jede gut gemeinte Kritik ist wertvoll. Ich bekomme enorm viel Feedback, aber wenn mal irgendwo in Esch wieder ein Müllbehälter überquillt, den unsere Dienste kurze Zeit zuvor geleert haben, dann ist das halt so. Wir haben ja nicht umsonst die Kampagne „Sief keen Drecksak“ gestartet, um auf die Problematik des Litterings aufmerksam zu machen. Leider ist es so, dass es einigen an Savoir-vivre fehlt. Und davor können wir die Augen nicht mehr verschließen.
Stichwort Geschäftswelt und damit zurück zum Thema. Wie ist es um die Kaufkraft der Escher bestellt?
Auch das kann ich nicht mehr hören. Es ist Quatsch, wenn gesagt wird, dass die Escher keine Kaufkraft hätten und dass dies als Argument für die Probleme der Geschäftswelt herhalten muss. Entscheidend ist, das richtige Angebot zu schaffen und so die entsprechende Kundschaft anzuziehen. Wir sind eine Universitätsstadt und danach muss sich das Angebot in den Schaufenstern richten.
Können Sie das erläutern?
Es muss Vielfalt her, aber leider haben wir als Gemeinde mit unserem „Service de développement économique“ keinen Einfluss darauf. Wir müssen als Schöffenrat aggressiver vorgehen und gezielt Firmen und Geschäftsleute ansprechen und ihnen Esch schmackhaft machen. Argumente haben wir reichlich: z.B. Europäische Kulturhauptstadt 2022. Es wird sich in den nächsten Monaten vieles tun, wir sind dabei, die Hebel umzulegen, brauchen aber Zeit.
Und in der Zwischenzeit machen Geschäfte wie Lineheart in der Alzettestraße zu …
Das mit Lineheart ist nicht gut gewesen. Auch die Art und Weise, wie die Schließung annonciert wird, ist zweifellos negativ für Esch. Aber es gibt auch Positives zu berichten wie das Columbus Café oder das neue Bofferding-Bistro, das in Kürze in der Nähe der Metzgerei Werdel seine Türen aufmachen wird. Dann gibt es nach wie vor eine Reihe von Traditionsgeschäften wie das Italian Style oder die Bijouterie Hirsch. Was wir brauchen, sind Geschäfte, die es nur hier bei uns in Esch gibt. Im Klartext: Wir benötigen also nicht noch ein Schuhgeschäft, sondern Läden, mit denen wir uns hervorheben und mit deren Hilfe wir eine spezielle und uns eigene Kundschaft anziehen.
Wo sind die ganzen Bemühungen, um das Stadtzentrum aufzuwerten, denn dran?
Das Projekt mit dem Leerstands-Management ist weit vorgeschritten, damit wir endlich nicht nur einen Überblick haben über die Anzahl der leer stehenden Geschäfte, sondern auch seit wann sie leer stehen und um welche Geschäftsfläche es sich handelt. Wir sind dabei, auch Kontakt mit den Eigentümern der leer stehenden Länden aufzunehmen. Ziel ist es, die Besitzer dazu zu bewegen, die Miete zu senken, um so gegebenenfalls jungen Unternehmern eine Startmöglichkeit zu geben, ohne dass die gleich von einer zu hohen Miete erstickt werden. Besser weniger Miete, dafür aber vermietet! Ich denke dabei an Pop-up-Stores.
Was tut sich noch?
Was wir endlich benötigen, ist ein Einzelhandelskonzept mit der richtigen Vielfalt bzw. dem für Esch adäquaten Angebot. Dann ist da das Parkleitsystem, das das Einkaufen vereinfachen wird, da die leidige Parkplatzsuche entfällt. Das „mobilier urbain“ kommt im Übrigen sehr gut bei den Eschern an. Aber wie immer gibt es auch da Stimmen, die sagen, ob das denn wirklich nötig war. Die Begrünung der Innenstadt mit den „jardins éphémères“ ist ebenfalls Teil der Aufwertung, genauso wie die neue LED-Beleuchtung. Wichtig ist auch die Kommunikation mit den Bürgern. Auch da haben wir das Angebot verbessert u.a. mit der neuen Homepage der Stadt Esch. Infrastrukturminister François Bausch hat in Aussicht gestellt, dass die Anbindung per Fußgänger- bzw. Fahrradweg von Belval ins Stadtzentrum noch vor der Sommerpause vom Regierungsrat genehmigt werden soll.
Stichwort Geschäftsverband: Der Posten des Vorsitzenden ist Ende des Jahres vakant, da Astrid Freis nach zehn Jahren aufhören wird. Was muss ihr Nachfolger für Qualitäten haben?
Das ist eine gute Frage. Vielleicht sollte es eine etwas jüngere Person sein, die auf ein Team von erfahrenen und jungen Mitgliedern zählen kann. Auch hier benötigen wir neue Ideen, wie beispielsweise Eventshopping. Ich denke, das ist eine Formel, die zieht. Warum nicht auch mal eine „marche gourmande“ durch Esch veranstalten, an der sich die Restaurants und Imbisse beteiligen. Die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen des Geschäftsverbandes Acaie hat sich in den letzten Monaten verbessert. Wir als Gemeinde sind nun regelmäßig bei den Sitzungen dabei.
Gibt es Überlegungen, verkaufsoffene Sonn- und Feiertage einzuführen?
Ja, die gibt es. Beim Auftakt der Flèche du Sud hatten einige Geschäfte länger auf. Es gibt zweifellos Events, von denen die Geschäftswelt profitieren kann. Beispielsweise jetzt die Restaurants, die sich in der Nähe der „Päischtkiermes“ befinden. Es gibt im Übrigen auch Überlegungen, das Fahrradfahren durch die Alzettestraße zu unterbinden. Einige benehmen sich ja da wie Verkehrsrowdys. In Kürze wird auch eine klare Reglung kommen in Sachen Uhrzeiten für Lieferanten.
Kürzlich besuchte eine Delegation der Gemeinde die 20.000 Einwohner zählende deutsche Stadt Wittlich. Welche Erkenntnisse gab es da?
Wir sollen uns mit den Städten vergleichen, mit denen wir uns vergleichen können, und nicht mit Paris, London oder Berlin. Wittlich hat ganz ähnliche Probleme wie wir. Dort hat man auch Probleme mit dem Leerstand. Und der Bürgermeister gab uns mit auf den Weg, bloß nicht auf die ganzen Kommentare auf den sozialen Netzwerken einzugehen. Davon lässt man sich nur bremsen. Wir brauchen eine Linie und das richtige Konzept, das muss dann umgesetzt werden. Neben den Pop-up-Stores könnte man die leer stehenden Geschäfte auch Künstlern zur Verfügung stellen. Kunstliebhaber kommen vorbei und gehen anschließend einen Happen essen, ein Glas Wein kredenzen oder gar shoppen. Damit wären wir dann wieder beim „Event“.
Wie ist es um den E-Commerce bestellt?
Auch das sollte nicht vernachlässigt werden. 80 Prozent der Luxemburger kaufen online ein. Dem kann man sich nicht verschließen, genauso wie dem Marketing. Die Geschäftsleute müssen umdenken und flexibler werden. Wenn einer Produkte verkauft, die etwas sperriger sind, sollte er es so einrichten, dass der Kunde die Waren nach Hause geliefert bekommt. Am besten noch am gleichen Tag. Der Kunde kommt mit dem Bus oder dem Zug nach Esch zum Einkaufen. Lebt er dort, dann vielleicht sogar mit dem Fahrrad. So vermeidet man, dass der Kunde sich in seinen Wagen setzt und zu einem der großen Einkaufstempel auf der sogenannten „grünen Wiese“ fährt …
Wie fällt Ihr erstes Fazit in Sachen „Wicki Beach“ aus?
Am ersten Sonntag gab es 4.400 Eintritte. Man muss den Menschen auch etwas bieten. In Esch ist ja jahrelang nichts passiert. Es braucht aber eine Weile, bis alle Maßnahmen greifen. Und wir sind erst anderthalb Jahre im Amt. Ich möchte an dieser Stelle keine schmutzige Wäsche waschen, aber die Erbschaft, die wir angetreten haben, ist keine einfache.
Erwartungsdruck ist mit der Deadline „Esch 2022“ ja reichlich vorhanden. Wann glauben Sie, dass Sie auch Ihre schärfsten Kritiker davon überzeugt haben, dass es in Esch vorangeht?
Wir brauchen, wie gesagt, Zeit. Der Druck ist hoch. Es geht voran. Step by step wird sich Esch zum Positiven ändern. Dafür sind wir als neue Mehrheit angetreten. Die Bürger nehmen teil, wollen eingebunden werden und machen mit. Das ist sehr positiv. Wir werden es hinkriegen. Es geht darum, Esch auf der europäischen Kulturlandkarte in die Vitrine zu stellen. Diese Chance ist für uns und die ganze Region einzigartig.
Abschließende Frage: Was wünschen Sie sich zur Braderie?
(lacht) Schönes Wetter. Kombiniert mit der „Päischtkiermes“ ist die Braderie eine tolle Gelegenheit, Esch und die längste Einkaufsmeile Luxemburgs zu entdecken. Das ist schlicht und einfach eine echte Win-win-Situation für alle Beteiligten.
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Europaweit und weltweit stehen die Geschäfte leer in den Innenstädten und Fußgängerzonen,
Die CSV hat vielleicht noch ihren Kinderglauben bewahrt aber hieran wird sie auch scheitern.
wer geht denn nach Esch??? Besonders, wenn man den neuen Geschäftskomplex „Cloche d’Or“ besucht hat.
Royal Hamelius,Cloche d’or…. Duerch esou Geschäftskomplexer gin déi kleng Geschäfter ruinéiert. An da Staat,am Garer Quartier…. gin metlerweil Geschäftsleit op. Vill Geschäfter sin zou. And Plaaz wuessen do indesch,türkesch an orientalesch, afrikanesch Liewendsmetelgeschäfter wéi Champignoen… Traurech! Waat get aus Letzebuerg gemaach? Letzebuerg main Heemechtsland ech kennen et an puer Joer net méi. Well et lues an lues Stek vir Stek vakaaft get . Mecht mech traurech.
idem