/ Wirtschaft dreht langsamer: Erste Anzeichen für Ende der Hochkonjunktur
Wenn 2018 das Jahr der vielen Minikrisen war, so soll es im Jahr 2019 „weniger schlechte Nachrichten“ geben, wie die KBL meint. Dennoch scheint es, als wenn der Konjunkturzyklus sich seinem Ende entgegen bewegen wird.
Es soll Analysten geben, die eine Rezession für die Jahre 2020/21 in den USA erwarten. Einige Händler glauben, dass die FED in diesem Jahr die Zinsen nicht weiter erhöhen wird, um sie im Jahr 2020 wieder zu senken, so Bloomberg.
Jean-François Jacquet, CIO der KBL Luxembourg, sieht das ähnlich, doch mit weniger Pessimismus: „Auch wenn sich der Konjunkturzyklus in einem fortgeschrittenen Stadium befindet, ist noch kein Ende in Sicht.“ Er zitiert Ben Bernanke, den ehemaligen Notenbankchef der USA, der sagte, dass noch kein Wirtschaftsaufschwung altersbedingt gestorben sei. Dazu hätten immer andere Gründe beigetragen.
Dennoch wird die globale Wirtschaft in diesem Jahr langsamer drehen. In den westlichen Volkswirtschaften soll das Wachstum, laut Jacquet, von 2,4 Prozent im Jahr 2018 auf 1,7 Prozent im kommenden Jahr fallen. Auch aus den USA werde es nicht viele „gute Nachrichten“ geben.
„Der Senat ist nun unter der Kontrolle der Republikaner, im Repräsentantenhaus haben die Demokraten die Mehrheit.“ Für Donald Trump werde es also sehr schwierig werden, weitere Steuerkürzungen (ein Grund für die aktuelle gute Wirtschaftslage) und Investitionsprogramme durchzusetzen. Dies sei eine gute Nachricht für die amerikanische Verschuldung. Im Jahr 2017 hätten die USA 263 Milliarden Dollar für den Schuldendienst ausgegeben. Im Jahr 2028 sollen es schon 915 Milliarden sein.
Arbeitslosigkeit auf Rekordtief
In China, dem zweiten Zugpferd der globalen Wirtschaft, würden die Bäume auch weniger hoch in den Himmel wachsen. Das Wachstum in diesem Jahr soll weniger hoch ausfallen, als es im abgelaufenen Jahr der Fall war. Der Handelskrieg würde hier eine Rolle spielen. „Das Land durchlebt gerade eine wirtschaftliche Umwälzung“, so Jacquet. Der Staat als Investor würde an Bedeutung verlieren, der Privatsektor an Bedeutung gewinnen. Auf jeden Fall aber schließt er eine „harte Landung“ der chinesischen Wirtschaft aus.
Dies gilt jedoch nicht für Europa. Das Wachstum wird, mit 1,7 Prozent im Jahr 2020, nicht besonders hoch sein, „da können wir uns keinen ausufernden Handelskrieg leisten“. Die britische Zentralbank hat ausgerechnet, dass eine Erhöhung der Handelszölle um 10 Prozent zu einem Wachstumsrückgang von 2,5 Prozent führen wird.
Was Europa betrifft, so gäbe es auch gute Nachrichten. „Die Arbeitslosigkeit hat historische Tiefststände erreicht, die Löhne ziehen an“, erklärt Jacquet. Die höheren Gehälter lassen die Inflation steigen, was die Zentralbank dazu verleiten könne, die Zinsen ebenfalls zu erhöhen. Die EZB hat schon damit begonnen, das Anleihe-Aufkaufprogramm zurückzufahren.
„2019 wird ein weiteres schwieriges Jahr für Investoren in festverzinsliche Wertpapiere werden“, meinte Ilario Attasi, CIO von KBL Luxembourg. Während der zehnjährigen Periode der Niedrigzinsen hätten die Staaten ihre Schulden abbauen können, doch das ist nicht geschehen. „Gegen Ende des Jahres 2018 hatte der globale Schuldenstand ein Allzeithoch erreicht und betrug 247.000 Milliarden Dollar.“
„Angesichts der aktuellen Marktvolatilität und der geopolitischen Ungewissheiten ist die Diversifikation das Schlüsselwort für ein reduziertes Portfolio-Risiko“, erläutert Stefan Van Geyt, der Group CIO von KBL. Aktien und Anleihen bleiben zwar auch weiterhin wichtige Bestandteile einer Anlage, „alternative Investitionen können aber eine Rolle bei der Diversifikation spielen“.
Alternative Investitionen
„Investitionen in Ziegelsteine“, also in Immobilien, schützen vor Inflation und werfen mehr Rendite ab als solche in Obligationen. Aus diesem Grund schlägt die KBL ihren Kunden diese Alternative vor.
„Der Bau einer Wohnung oder einer Gewerbefläche ist aber sehr kompliziert“, meint Ilario Attasi von der KBL und zählte die Vorteile von „Häusern aus Papier“ an. Für den Kauf von „Real Estate Investment Trusts“, also Immobilienfonds, bräuchte man sich nicht zu verschulden: Man könne in mehr als nur eine Immobilie investieren und das Investment sei liquider. „Dividendenmaschine“ nannte er solche Wertpapiere.
Ein anderes „Big Business“, das die KBL als Investitionsalternative ausgemacht hat, betrifft den Gesundheits- und Wellnessbereich. „Früher war man stolz auf seinen Bauch. Er war ein Zeichen des Wohlstandes“, so Attasi. Doch dies treffe nicht mehr zu.
65 Prozent der Weltbevölkerung lebt mittlerweile in Ländern, in denen Übergewicht für mehr Todesfälle verantwortlich ist als Mangelernährung. Die Fettleibigkeit koste die USA jährlich 200.000 Milliarden Dollar. Selbst die Dose Cola sei für die Jugend kein Statussymbol mehr, „die Millenials bevorzugen Säfte“.
„Alle fünf Sekunden wächst die Mittelschicht um fünf Personen“, so die KBL. Die Zahl derjenigen, die nicht nur satt werden wollen, sondern auch auf eine gesunde Ernährung achten, werde also ständig größer. Die kommerziellen Auswirkungen dieses größeren Gesundheitsbewusstseins sind enorm, viele Industrien werden davon profitieren, meint die KBL.
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