Corona / Wo steht die Suche nach einem Impfstoff?
Bis es eine Impfung gegen das Coronavirus gibt, kann es noch eine Weile dauern. Derzeit wird an mehr als 165 Impfstoffen geforscht. Am Sonntag kündigte Saudi-Arabien an, ein chinesisches Mittel an mindestens 5.000 Freiwilligen testen zu wollen.
Als das Coronavirus angefangen hat, sich über den Planeten auszubreiten, wurde eines schnell klar: Eine wirkliche Lösung kann nur eine Impfung bringen. Dank moderner Medizin konnte der genetische Bauplan des Virus bereits nach wenigen Tagen entschlüsselt und im Internet allen Wissenschaftlern zur Verfügung gestellt werden. Genauso schnell begannen die ersten Labore, an einem Impfstoff zu arbeiten.
Die Wissenschaftler, die sich dazu äußerten, taten dies stets mit der gebotenen Vorsicht. Ein Impfstoff, so hieß es immer wieder, werde frühstens Ende 2021 zur Verfügung stehen. Ein Impfstoff, der Millionen von Menschen helfen soll, muss wirksam und sicher sein. Dafür müssen eine Menge Tests gemacht werden. Den Prozess kann man lediglich antreiben, indem die bürokratischen Prozesse beschleunigt und eventuelle Testphasen gleichzeitig statt nacheinander durchgeführt werden.
Eine genaue Übersicht aller Labore und Pharmaunternehmen, die derzeit an einem Corona-Impfstoff arbeiten, führt die New York Times. Sie zählt mehr als 165 Impfstoffe, die derzeit in unterschiedlichen Phasen in der Entwicklung sind. Im März begannen die ersten vorsichtigen Versuche an Menschen. Derzeit werden bereits 39 Stoffe an Menschen getestet. Ein Impfstoff wurde zur „begrenzten Nutzung“ zugelassen. Ob und wann einer dieser Stoffe der Allgemeinheit zur Verfügung stehen wird, bleibt abzuwarten.
Erster zugelassener Impfstoff
Bei dem begrenzt zugelassenen Präparat handelt es sich um einen Impfstoff aus China. Er wurde von dem Pharmaunternehmen CanSino Biologics in Zusammenarbeit mit dem Institut für Militärmedizin der Akademie für Militärwissenschaften der Chinesischen Volksbefreiungsarmee entwickelt und am 25. Juni von der Volksbefreiungsarmee als „speziell benötigtes Medikament“ für ein Jahr zugelassen, schreibt die New York Times. Am Sonntag gab das saudi-arabische Gesundheitsministerium bekannt, dass großflächige Versuche mit diesem Mittel nun in Saudi-Arabien durchgeführt werden. Dabei soll der chinesische Impfstoff an mindestens 5.000 Freiwilligen getestet werden.
Bei einer aktiven Impfung werden dem Patienten tote oder abgeschwächte Viren verabreicht. Dadurch wird bei diesem eine Immunreaktion ausgelöst, ohne dass die Krankheit ausbricht. Je nachdem, ob es sich um geschwächte oder um tote Viren handelt, muss mehrfach nachgeimpft werden. So wird der Körper auf das „echte“ Virus vorbereitet. Bei einer Infektion kann das Immunsystem dann besonders schnell und effektiv handeln. Dank Impfprogrammen konnten schwerwiegende Krankheiten ausgerottet oder zumindest stark zurückgedrängt werden. Beispiele sind die Pocken und Polio.
Erste Versuche mit Impfungen stammen aus einer Zeit, bevor Menschen überhaupt wussten, was ein Virus ist. Überall auf der Welt hatte man festgestellt, dass diejenigen, die die Pocken überlebt haben, in der Folge immun gegen die Krankheit wurden. Einige Menschen versuchten deshalb, sich bei Kranken mit einem milden Verlauf anzustecken, in der Hoffnung, sie würden nur leicht erkranken und dann immun sein.
Von der Kuh zum Menschen
Eine andere Methode war es, sich mit Kuhpocken anzustecken, die beim Menschen zu einer vergleichsweise leichten Erkrankung führten, aber auch immunisierten. Der britische Arzt Edward Jenner erforschte diese Methode um 1800. Der Begriff Vakzination leitet sich vom lateinischen Wort für Kuh vacca ab.
Bei der Suche nach einem Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 müssen die Wissenschaftler nicht bei null beginnen. Das Virus ordnet sich ein in die Familie der Coronaviren, zu denen auch SARS (SARS-CoV-1) und MERS (MERS-CoV) gehören. Mit diesen Viren haben die Wissenschaftler bereits einige Erfahrungen gesammelt.
Laut der amerikanischen Mayo-Klinik stellen Coronaviren aber auch einige spezielle Herausforderungen an die Wissenschaftler. Potenzielle SARS-Impfungen haben in Tierversuchen zwar die Überlebenschance der Versuchstiere erhöht (in Bezug auf die Krankheit), allerdings keinen sicheren Schutz geboten. Außerdem haben manche Stoffe zu Lungenschäden geführt. Bevor ein Präparat für Menschen auf den Markt kommt, müssen Wissenschaftler so etwas ausschließen können. Daneben böten bisherige SARS-Impfungen nur einen kurzzeitigen Schutz und wirkten bei älteren Menschen nicht so gut wie gewünscht.
Gefährliche Impfgegner
Trotz ihrer Vorteile haben Impfungen nicht nur Befürworter. In den letzten Jahren hat sich eine immer lautere Front von Impfgegnern gebildet, die haarsträubende Verschwörungstheorien verbreiten. Einige Impfgegner behaupten, dass Impfungen Autismus verursachen oder dass der Milliardär Bill Gates, der sich mit seiner Stiftung für Impfungen starkmacht, allen Menschen über ein Impfprogramm einen Mikrochip implantieren will. Die Weltgesundheitsorganisation stufte Impfgegner („Vaccine hesitancy“) 2019 als eine der zehn größten Gefahren für die Gesundheit der Weltbevölkerung ein.
Andere Menschen wiederum geben an, dass sie nach einer Impfung krank geworden sind. Sie berichten über Rötungen um die Einstichstelle oder über leichtes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Studien konnten dies nicht belegen. Wissenschaftler haben einigen Menschen bei einem Test statt einer Grippeimpfung eine Salzwasserlösung gespritzt. Dabei hat man festgestellt, dass die Impfung öfter zu Rötungen geführt hat, allerdings nicht öfter zu Fieber, Husten, einer laufenden Nase oder Halsschmerzen. Das berichtet die amerikanische Seuchenschutzbehörde CDC. Ihr zufolge sind die vermeintlichen Nebenwirkungen auch wesentlich weniger schwerwiegend als Komplikationen, die durch eine Grippe auftreten können.
Die CDC macht allerdings auch auf (sehr seltene) allergische Reaktionen aufmerksam, die Menschen auf die Impfmittel haben können: „Ernsthafte allergische Reaktionen auf Grippeimpfstoffe sind sehr selten. Wenn sie doch auftreten, dann meist innerhalb von wenigen Minuten bis wenigen Stunden nach der Impfung. Obwohl diese Reaktionen lebensbedrohlich sein können, stehen wirksame Behandlungen zur Verfügung“, so die CDC. So sieht das auch das Luxemburger Gesundheitsministerium. Zur Frage, ob Impfungen gefährlich sind, schreibt dieses: „Nein, normalerweise überhaupt nicht. Leichte Nebenwirkungen wie leichtes Fieber, Rötungen, lokale Schwellung oder Übelkeit treten manchmal auf. Schwerwiegende Komplikationen wie hohes Fieber in Verbindung mit Krampfanfällen oder allergische Reaktionen sind selten.“
Obwohl es in Luxemburg keine staatlich verordneten Impfungen, sondern nur Empfehlungen gibt, ist eine sehr hohe Zahl der Kinder in Luxemburg geimpft. Ihr Anteil liege tendenziell nahe an dem von der WHO für 2020 empfohlenen 90-Prozent-Ziel, heißt es in einer Erhebung von 2018. Eine Ausnahme bilden die kombinierten MMR-/MMRV-Impfstoffe, die die kritische Schwelle der Immunität noch nicht erreicht hätten.
Deen Artikel huet sech selwer nei iwwerliewt, well d’Russen hunn jo lo een.
@Gilbert Schmitz: Vir keen Deier gëtt esou vill gemaach wei vir d’Katz.