/ „Wollten europäisch spielen“: Coach Thierry Kremer über seinen Abschied vom T71 und eine emotionale Saison
Nach vier Jahren, in denen er ein junges Damenteam aufgebaut und zu einem Meisterkandidaten geformt hat, verabschiedet sich Thierry Kremer vom T71 Düdelingen. Eine Entscheidung, die jedoch nicht freiwillig war.
Wie kaum ein anderer erlebte Kremer eine Saison mit Höhen und Tiefen: Mit dem T71 legte er eine perfekte Qualifikation hin, war auf Meisterkurs, doch dann kam bereits Anfang April die überraschende Nachricht, dass man in der kommenden Saison nicht mehr mit ihm weitermachen möchte. Der Titelfavorit fiel in ein Loch, schaffte dennoch den Einzug ins Meisterschaftsfinale, das man dramatischer nicht hätte verlieren können – nämlich durch einen Buzzer-Beater in der Verlängerung. Am Samstag konnte Kremer jedoch mit dem Cadettes-Team zum zweiten Mal in Folge das Double feiern. Im Gespräch mit dem Tageblatt blick der 33-jährige Coach auf eine emotionale Saison zurück.
Tageblatt: Eine perfekte Qualifikation, die überraschende Ankündigung, dass Ihr Vertrag nicht verlängert wird, und dann die dramatische Niederlage im Meisterschaftsfinale. War die abgelaufene Saison für Sie eine Achterbahnfahrt der Gefühle?
Das trifft durchaus zu. Wir haben eine super Saison hinter uns, in der wir im Endeffekt nur den zweiten Platz geholt haben. Das „nur“ muss man da jedoch in Anführungszeichen setzen. Es gab gute und weniger gute Momente, wobei die weniger guten ausschließlich nicht-sportlicher Natur waren. Dass man im Laufe der Saison mal ein kleines Down hat und einige Spiele verliert, ist für mich normal, ich hätte es noch besser verstanden, wenn es nicht direkt nach der Ankündigung gewesen wäre, dass man nicht mit mir weitermachen will.
Wissen Sie denn inzwischen, warum diese Entscheidung getroffen wurde?
Bisher konnte mir niemand wirklich Argumente liefern. Es stimmt, dass zwei Spielerinnen nicht mit ihren Einsatzzeiten zufrieden waren, sich ein wenig vernachlässigt gefühlt haben, doch das wurde intern mit dem Team besprochen. Sie haben ihre Argumente begründet und in einigen Punkten hatten sie auch recht und wir haben Lösungen dafür gefunden. Bei der Mannschaft lag das Problem auf jeden Fall nicht. In den Tagen vor der Mitteilung hatte ich zwar Gerüchte gehört, dass man nicht mit mir weitermachen wolle, doch es wird ja allgemein immer sehr viel geredet, die Nachricht kam für mich absolut unerwartet.
Am Wochenende konnten Sie mit den Cadettes noch einmal den Pokal holen und somit das zweite Double in Folge feiern, ein versöhnlicher Abschluss?
Es ist natürlich besser, wenn man mit einem positiven Erlebnis aufhören kann. Mit Ausnahme der Profispielerinnen ist das fast die gleiche Mannschaft wie das Damenteam. Das Ziel in den letzten Jahren war es, diese in die Damenmannschaft zu integrieren, das ist gelungen. Für sie war es nun gleichzeitig auch ein erfolgreicher Abschluss der Cadettes-Zeit.
Konnten Sie die Niederlage im Meisterschaftsfinale denn inzwischen etwas verdauen?
Es ist noch immer schwer, damit umzugehen, doch letzten Endes haben wir uns nichts vorzuwerfen, wir haben alles getan, was wir konnten. Es gibt schon Momente, in denen man sich die Frage stellt, warum man das verdient hat, doch so ist eben Basketball. Bitter ist noch immer, dass der entscheidende Korb aus einer Aus-Position heraus erzielt wurde.
Floskeln wie, uns würde jedoch die Zukunft gehören, konnte man ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr hören. Schade ist einfach, dass in fünf Jahren niemand mehr von dieser Saison reden wird, denn es sind die Titel, die zählen. Es wäre schon etwas Spezielles gewesen, mit so einem jungen Team genau das zu schaffen.
Stimmt es, dass Sie schon in der Planung für die nächste Saison waren?
Cathrin (Mreches, d. Red.) möchte im Herbst im Ausland studieren, da haben wir uns schon mit der Spielerin Gedanken über Optionen gemacht und nach Lösungsmöglichkeiten gesucht, wie zum Beispiel den Trainingsplan zu ändern. Zudem hatten wir mit dem Gedanken gespielt, auf europäischer Bühne anzutreten, wenn es mit dem Titel geklappt hätte. Wir waren bereits dabei, ein Dossier zu erstellen und nach Sponsoren zu suchen, denn eine solche Teilnahme ist nicht günstig. Wer weiß, ob es geklappt hätte? Doch wenn man es nicht probiert, dann kann man es auch nicht erfahren.
Mit Svenia Nürenberg sowie Jessica Lindström und Shalonda Winton verlassen drei Spielerinnen den Verein, denken Sie, dass diese unter anderen Umständen geblieben wären?
Die beide Profispielerinnen passten perfekt ins Team und hatten Interesse bekundet, zu bleiben und bei Svenia war es zu dem Zeitpunkt auch noch gar nicht so klar, ob sie an ein College in den USA gehen wird. Wer weiß, ob das Team nicht so zusammengeblieben wäre? Für Svenia freut es mich aber, dass sie ein tolles College gefunden hat, sie besitzt auf jeden Fall das Potenzial. Das Schwerste für mich ist zu sehen, dass das, was man aufgebaut hat und wo man viel Zeit investiert hat, nun doch irgendwie auseinanderbricht.
Sie haben mit dem T71 die letzten vier Jahre ein Damenteam betreut, waren davor beim Verband auch für den weiblichen Nachwuchs tätig gewesen. Wie sehen Sie das Niveau des Damenbasketballs in Luxemburg?
Ich finde, dass in dieser Saison attraktiver Basketball geboten wurde. Die Medien waren präsenter und beim letzten Finale waren quasi 1.000 Zuschauer in der Halle, das habe ich bisher noch nicht so miterlebt. Das Niveau steigt, da wurde auch in den letzten Jahren viel dran gearbeitet, nicht nur bei Düdelingen im Verein, sondern auch auf Verbandsebene. Es wäre ein logischer Schritt gewesen, es nach langer Zeit auch wieder mit einem Verein auf europäischem Level zu versuchen.
Haben Sie bereits eine Entscheidung für die nächste Saison getroffen?
Die letzte Zeit war sehr intensiv, deshalb will ich erst einmal etwas ruhiger treten und einen freien Kopf bekommen. Ich habe Angebote abgesagt, weil ich nicht wirklich bereit dafür bin und auch nichts halbherzig machen möchte. Für die Zukunft möchte ich mich auf nichts festlegen, wenn ein interessantes Projekt kommt, etwas, dass ich für mich auch als Herausforderung sehe, dann werde ich das bestimmt annehmen.
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Als „Thierry Kremer Entdecker“ vun viru 4 Joer sinn ech enttäuscht wéi de Veräin elo de schwaarze Péiter an där ganzer Geschicht kritt, nodeems et sech ëm eng ganz normal sportlech Entscheedung handelt wou en Trainer no 4 Joer gesot kritt dass de Veräin keen 5. Joer wëllt drunhänken.
Ech wëll awer net an d’Öffentlechkeet mat den Detailler goen, mee just dem Auteur vun desem Artikel dem Club seng Grënn matdeelen an ech hoffen dann dass d’Decisioun vum T71 e bësse méi objektiv betruecht ka ginn.