Hôpitaux Robert Schuman / Xavier Bettel und Paulette Lenert zu Besuch im Krankenhaus auf Kirchberg
Nachdem Premierminister Xavier Bettel und Gesundheitsministerin Paulette Lenert sich am Montag die provisorische Krankenhaus-Einrichtung neben dem CHL angesehen hatten, stand am Donnerstag das Spital der „Hôpitaux Robert Schumann“, kurz HRS, auf Kirchberg an.
„Sie waren das erste Krankenhaus im Land, das ein Zelt aufgebaut hat, nicht wahr?”, fragt Bettel. Das sei am 12. März gewesen, bestätigt Generaldirektor Dr. Claude Schummer. Der erste Corona-Patient war am 9. März im Krankenhaus diagnostiziert worden. Der Fall sei unter Kontrolle gewesen. Der zweite jedoch nicht mehr: Am 11. März infizierte ein Corona-Patient im Flügel der akuten Geriatrie weitere Patienten. „Darunter waren vier unserer Toten“, sagt Schummer.
In dem Moment sei der Direktion klar gewesen, dass gehandelt werden muss. Sie entscheiden noch am Tag darauf, ein Zelt am Eingang aufzustellen, in dem jeder, der das Krankenhaus betritt, kontrolliert wird. „Inzwischen haben wir die Situation im Griff. Die Zahl der Toten ist in den letzten Tagen nicht weiter angestiegen“, so Schummer, der die Politiker durch das Kontrollzelt am Eingang führt.
Temperaturcheck
Dort misst eine Kamera die Temperatur jedes Einzelnen. Auf einem Bildschirm erscheint ein Quadrat um den Kopf der jeweiligen Person, darüber steht die Körpertemperatur. Nachdem alle Teilnehmer der Besichtigung gecheckt wurden, führt der Weg durch die Notaufnahme. Das Krankenhaus auf Kirchberg ist in zwei Bereiche aufgeteilt: Covid-19-positiv und Covid-19-negativ.
„Unsere erste Herausforderung war es, Coronapatienten von den anderen zu trennen“, sagt Pol Wio, der verantwortliche Krankenpfleger für die Notaufnahme. Während er den Politikern erklärt, wie das Krankenhaus seine bestehende Infrastruktur im Eiltempo an die Situation angepasst hat, läuft im Hintergrund Alanis Morissette – „Isn’t it ironic?“.
Durch die Garage, in der die Krankenwagen ankommen, wird die maskierte Gruppe nach draußen geleitet. Vor der Einfahrt steht ein Zelt, in dem sich weitere drei Zelte befinden: eine Notaufnahme vor der Notaufnahme sozusagen. „Bei jedem Patienten, der ankommt, nimmt der Arzt zunächst eine Einschätzung vor, ob er in den Sektor A für Corona-negative Patienten, Sektor B bei Coronaverdacht oder Sektor C, Corona-positiv, weitergeleitet wird.
Scanner rettet Leben
„Von hier aus schicken wir auch Patienten weiter in die Luxexpo, wo sie sich testen lassen können“, sagt Wio. Wer Symptome hat, sich aber nicht außergewöhnlich schlecht fühlt, wird draußen behandelt und dann mit einem Rezept wieder nach Hause in die Quarantäne geschickt. Im zweiten Zelt wird gerade ein Mann von einer Krankenpflegerin behandelt. Es sei nicht viel los, weil das Krankenhaus heute keinen Dienst habe.
Das Zelt daneben ist an den Scanner angebunden, der dem Krankenhaus provisorisch zur Verfügung gestellt wurde. „Das Gerät hat bereits viele Leben gerettet“, sind sich die Ärzte einig. Besonders wenn sich das Personal unsicher war, ob ein Patient ins Krankenhaus eingewiesen werden muss oder nicht, habe der Scanner bei der Entscheidung geholfen.
An den Tagen, an denen das Krankenhaus Dienst habe, bemerke Pol Wio bereits, dass der Ansturm in der Notaufnahme wieder ansteigt. „Am Mittwoch sind innerhalb 24 Stunden 150 Personen passiert, davon wurden 30 positiv auf Corona getestet.“ Eine Reihe der Notfallpatienten seien Arbeitsunfälle gewesen. „Genau das war der Grund, wieso wir die Baustellen geschlossen hatten“, betont Xavier Bettel. Michel Schuetz, Verwaltungsdirektor, befürwortet diese Entscheidung: „Sie hat es uns erlaubt, uns vorzubereiten. Wenn es jetzt wieder zu einem Peak kommt, sind wir gewappnet.“ Daran, dass die Regierung die richtigen Entscheidungen getroffen hat, zweifle im HRS niemand.
Wertschätzung außerhalb der Krise
Pol Wio verabschiedet sich: „Wir werden derart mit Schokolade und Pizza verwöhnt, am Ende der Krise brauchen wir alle eine Weight-Watchers-Kur“, spaßt der Pfleger. Wio macht darauf aufmerksam, dass das Krankenhaus auch außerhalb der Krise Wertschätzung verdient. Die Gruppe macht sich auf zur nächsten Station, der „Maternité“.
„Bisher waren nur wenige Mütter mit Covid-19 bei uns“, sagt Dr. Laurent Juncker, Gynäkologe und Geburtshelfer. Eine schwangere Patienten musste zwei Wochen im Krankenhaus bleiben, ihr gehe es inzwischen aber wieder gut. Die Väter dürfen in der „Clinique Bohler“ seit diesem Mittwoch wieder länger als zwei Stunden nach der Geburt bei Frau und Kind bleiben. „Wir tauschen uns laufend mit den anderen Krankenhäusern aus, damit wir überall die gleichen Regeln anwenden“, so Juncker.
Auf der Entbindungsstation gibt es getrennte Kreißsäle für Corona-Patientinnen. Während sich Xavier Bettel einen der Räume ansieht, bleibt Paulette Lenert im Flur stehen: „Da muss ich nicht unbedingt noch einmal rein“, sagt sie lachend. Durch einen verbindenden Flur führt der Weg zurück in den anderen Teil des Krankenhaus-Gebäudes, vorbei an den Arztpraxen. Patienten kämen nur im Notfall vorbei und die Ärzte müssten nach strikten Terminen arbeiten, erklärt Schummer. „Das hat den Vorteil, dass sie lernen müssen, ‚just in time’ zu arbeiten“, sagt der Generaldirektor.
Solidarität zeigen
Von den vier französischen Corona-Patienten, die im HRS auf dem Kirchberg behandelt wurden, kann am Donnerstag eine Frau wieder nach Hause geflogen werden. Nur noch eine Person befindet sich auf der Intensivstation, während die beiden anderen nicht mehr intubiert sind. Es sei wichtig gewesen, zu zeigen, dass Luxemburg solidarisch mit den Nachbarländern ist. Damit die Grenzgänger sehen würden, dass Luxemburg helfe. „Stellen Sie sich vor, Sie müssten hier vor leeren Betten arbeiten, während Ihr Bruder oder Ihre Mutter in einem überfüllten Krankenhaus in Thionville stirbt“, gibt Bettel zu bedenken.
Insgesamt liegen auf Kirchberg nur noch vier Corona-Patienten auf der Intensivstation. „Die Höchstzahl waren 13“, sagt Anästhesist Dr. Philippe Welter. Er zeigt Lenert und Bettel eine Intensivstation für Corona-Patienten, die derzeit leer steht.
Ein paar Schritte weiter winken Pfleger und Ärzte in Schutzkleidung durch eine Glastür. Sie kümmern sich aktuell um die vier Corona-Patienten auf der Intensivstation. „Es ist sehr ermüdend, in dieser Montur zu arbeiten“, wiederholt Dr. Schummer. „Wir brauchen eine größere Unterstützung der CNS“, fordert er. Die Montur sei jedenfalls effizient: Von dem Personal, das täglich mit intubierten Patienten in Kontakt sei, habe sich noch niemand angesteckt.
Beeindruckende Dynamik
Es geht weiter in den fünften Stock. Hier betreuen 27 Pfleger die Corona-Patienten, die nicht auf der Intensivstation liegen. Bettel erkundigt sich, wie es um die Angst vor einer Ansteckung beim Personal stehe. Diese sei am Anfang schlimmer gewesen, antwortet Krankenpflegerin Diane Darquenne. „Wir halten uns strikt an die Maßnahmen. Nach sechs Wochen gilt es, aufzupassen, dass das weiter anhält“, sagt sie.
Bevor er das Krankenhaus verlässt, fragt Bettel den Generaldirektor, ob er und Lenert an der Weihnachtsfeier der HRS teilnehmen könnten. „Wir wollen dort noch einmal allen Danke sagen.“ Die Gesundheitsministerin bleibt hingegen, für einen Vortrag zum Thema Krankenhauslogistik in der Krise. Im Gespräch mit der Presse zeigt sie sich beeindruckt von der Dynamik im Krankenhaus. „Es ist das erste Mal, dass ich das Krankenhaus während der Krise besuche“, sagt sie. Das Gefühl, dass die Häuser die Situation im Griff haben, habe sich bei ihren Besuchen bestätigt.
Für das Krankenhaus auf Kirchberg steht derweil schon die nächste Challenge an: Die normale Versorgung soll langsam wieder anlaufen. „Wir sind dabei, uns auf eine Neuprogrammierung vorzubereiten“, kündigt Generaldirektor Schummer an. Die Patienten, die gerade auf eine Behandlung warten, könnten sich auf eine baldige Rückmeldung einstellen.
Logistik im HRS
Verwaltungsdirektor Michel Schuetz führte die Gesundheitsministerin in sieben Minuten durch die Logistik des Krankenhauses während der Krise. „Von einem Tag auf den anderen ist unsere Nachfrage nach verschiedenen Artikeln um bis zu 4.000 Prozent gestiegen“, sagt er. Das Logistik-Team habe vor acht Wochen die bestehenden Lieferanten kontaktiert und alles gekauft, was dem Krankenhaus bis September zustand. Deren Lager waren daraufhin schnell leer, sodass andere Lieferanten gefunden werden mussten. „Wir haben in den sozialen Medien nach Material gefragt und sind förmlich mit Antworten überrannt worden“, so Schuetz. Um die Informationen zu sortieren, wurde eine Internetseite auf die Beine gestellt. Alle neuen Lieferanten gilt es bis heute auf Herz und Nieren zu prüfen. „Es wurde viel Dreck verkauft“, sagt Schuetz. Die HRS seien bisher nicht darauf hereingefallen.
Desinfektionsmittel sei überhaupt keines mehr aufzutreiben gewesen, weshalb das Krankenhaus die Rohstoffe gekauft habe. Eine Partnerfirma habe das Mischen dann übernommen. Daraufhin habe es das nächste Problem gegeben: Als Flaschen und Pumpen gefunden wurden, passten diese nicht zusammen. „Wir mussten selbst ein Verbindungsteil basteln“, sagt Schuetz.
Wasserabweisende Blusen hat das Team am Anfang der Krise aus Müllsäcken zusammengebastelt. Später wurde das Krankenhaus von einer Firma aus Schifflingen unterstützt. Sie fertigen die Umhänge aus einem Material, das für gewöhnlich in Airbussen verbaut wird. „Wir haben viel gelernt“, sagt der Verwaltungsdirektor. Zum Beispiel auch, wie die Masken wiederverwendet werden können: indem sie „gebacken“ und sterilisiert werden. Derzeit werde noch geprüft, ob die Funktionalität der Masken nicht unter diesem Verfahren leidet.
Besonders die Transportkosten für Güter auf dem Markt seien derzeit unglaublich. Zahlt man in der Regel 1,50 Euro pro Kilo Flugtransport, sind es derzeit ganze 19 Euro. Trotzdem sind die Materialreserven des HRS, laut Schuetz, bis Ende Mai gesichert. Sogar so gut, dass die HRS noch anderen Krankenhäusern helfen können.
Mit einem 3D-Drucker fertigt das Team selbst Gadgets an, mit denen die Masken am Hinterkopf befestigt werden können. Das entlastet die Ohren. Laut Pflegedirektor Christian Kirwel hätten einige Mitarbeiter sogar blutige Ohren wegen der Masken gehabt.
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Bleiw dach nëmmen doheem.
«Noléissegkeet kann haut eise schlechste Feind sinn»
Hans Kluge, WHO Direkter fir Europa
Dat ass genau wéi ech et gesinn. De Sperrung ass wichteg an ech bleiwen doheem am Abrëll a Mee. Keen Auchan, kee Kaktus a kee Coiffer. Just well de President Trump d’Wirtschaft opmaacht, musse mir de Bulli net imitéieren oder mir hunn eng zweet, vill méi schlecht Doud vum Welle wéi jee.