Editorial / Zehn Jahre nach Robert Enkes Tod geht der Sport etwas offener mit dem Thema Depressionen um
Am Sonntag jährt sich der Todestag des deutschen Nationaltorhüters Robert Enke zum zehnten Mal. Der damals 32-Jährige litt unter Depressionen und sah keinen anderen Ausweg, als Selbstmord zu begehen. Am 10. November 2009 stand die Fußballwelt unter Schock. Dass ein Profisportler unter Depressionen leidet, passt nicht ins Bild des Hochleistungssports. Es geht immerhin darum, Leistung zu bringen, ganz gleich unter welchen Umständen.
Nach Enkes Tod wurde viel über psychische Erkrankungen im Spitzensport diskutiert. Bis dahin war das Thema ein großes Tabu. Die Meinungen, ob sich heute, zehn Jahre später, etwas geändert hat, gehen auseinander. Das Thema Depression ist seitdem präsenter, wirklich offen wird allerdings nur selten darüber gesprochen. Der Psychologe der deutschen Fußball-Nationalmannschaft Hans-Dieter Hermann erklärte gegenüber spiegel.de, dass er einem Spieler nicht anraten würde, mit seiner Krankheit an die Öffentlichkeit zu gehen. Denn es könnte sich bei Vertragsverhandlungen negativ auswirken. Man dürfe den Hochleistungssport nicht verniedlichen, so der Psychologe. Der Sport treibt das Prinzip der Leistungsgesellschaft auf die Spitze. Wenn schon in anderen Bereichen psychische Erkrankungen als Schwäche angesehen werden, dann im Sport erst recht.
Etwas sehr Persönliches
Die Vorstellung des in allen Belangen starken Modellathleten ist dabei, sich zu ändern, wird aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Heute ist es beispielsweise das Normalste der Welt, dass Sportler oder Mannschaften mit Sportpsychologen oder Mentaltrainern zusammenarbeiten. Vor nicht allzu langer Zeit wäre das noch als Zeichen der Schwäche angesehen worden. Die Aufgabe der Sportpsychologen ist zwar die Leistungsoptimierung der Athleten, doch es hat zur Entstigmatisierung der psychischen Probleme beigetragen. Genau wie die Präventionsarbeit, die vor allem im Nachwuchsbereich geleistet wird. Talente werden besser auf den Leistungsdruck vorbereitet als früher.
Dennoch bleibt die Depressionserkrankung etwas sehr Persönliches, auch für einen Sportler, der es gewohnt ist, in der Öffentlichkeit zu stehen. Abgesehen von den möglichen negativen Auswirkungen für die Karriere will man den eigenen Gemütszustand nicht unbedingt mit jedem teilen. Das erschwert natürlich eine offene Diskussion, die aber nötig ist, um eine Bewusstseinsänderung herbeizuführen. Das Gleiche gilt auch im normalen Leben abseits des Spitzensports, der in gewisser Weise ein Spiegelbild der Gesellschaft ist. Nur dass der Sport der Gesellschaft um einiges hinterherhinkt. Hier gibt es noch weitaus mehr Tabus.
Ein offenerer Umgang mit Depressionen würde vor allem den Sportlern das Leben erleichtern, die darunter leiden.
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Die Depression geht jeden etwas an, sie kann jeden zu jeder Zeit treffen. Sicherlich gibt es Menschen, die anfälliger sind. Aber ein Schicksalsschlag, z.B. das Ableben eines lieben Menschen, kann durchaus der Auslöser sein. Der Willensstärkste ist nicht vor der Depression gefeit. Sie ist immer noch ein Tabuthema in unserer Gesellschaft. Leider ! Ein offener Umgang mit der Depression würde allen das Leben erleichtern, die darunter leiden.