Tourismus / Zeichen Richtung „Patrimoine“: Neue ASBL soll bisherige Arbeit der Ehrenamtlichen aufwerten
Der Tourismus ist im Land ein immer wichtigerer Wirtschaftszweig. Je professioneller gearbeitet wird, desto besser. In diesem Zusammenhang steht die Gründung des „Centre des monuments du Grand-Duché de Luxembourg“ (CML), das Kulturminister Eric Thill (DP) in einer Pressekonferenz am 15. Oktober vorgestellt hat.
Dabei geht es vor allem um die Schlösser und Burgen im Land. Rund 80 solcher Monumente gibt es, nicht alle sind für die Öffentlichkeit zugänglich. Die, die es sind, sind Publikumsmagneten, wie das Schloss von Vianden oder das von Clerf. Andere haben noch Potenzial für mehr Besucher.
Schlösser sind nach der Hauptstadt, Kirchen und anderen Städten und Gemeinden der viertwichtigste Grund für ausländische Touristen, nach Luxemburg zu reisen. Das geht aus den Kerndaten zum Tourismus für das Jahr 2023 hervor, die von „Luxembourg for Tourism“ veröffentlicht wurden. 2023 gab es laut Statec rund 3,4 Millionen Übernachtungen und rund 1,4 Millionen Ankünfte in den unterschiedlichen Beherbungseinrichtungen des Landes.
Laut einer Umfrage des statistischen Amtes unter 500 ausländischen Touristen, die mindestens eine Nacht im Großherzogtum verbracht haben, kommen 20 Prozent wegen der Kultur. Das ist jeder Fünfte. Da liegt es auf der Hand, den Zweig „Patrimoine“ auszubauen und zu professionalisieren. Minister Thill (30) spricht von stärkerem Marketing, mehr Sichtbarkeit, einem durchgängigen kulturellen Programm, täglicher Präsenz von Personal und geregelten Öffnungszeiten.
Ehrenamt hat Grenzen
Das können Ehrenamtliche nicht leisten, zumal die Bereitschaft, sich zu engagieren, zurückgeht. Viele Vereine, Sportvereine mal ausgenommen, klagen über Nachwuchsprobleme – vor allem bei den Ämtern, die mit Verantwortung verbunden sind, wie Vorstand, Kassenwart usw. Es sind aber gerade Ehrenamtliche, die sich oft seit Jahrzehnten um das „Patrimoine“ kümmern.
Die ASBLs „Les amis des châteaux de Beaufort“ und „Ricciacus Frënn“, die im Juni 2023 noch einen Aufruf zur Mitarbeit auf ihrer Webseite gestartet haben, stehen beispielhaft dafür. Das Beforter Schloss ist wie das von Fels ganzjährig geöffnet – das gilt aber nicht für die Ausgrabungen in Dalheim. Sie sind laut Webseite zwischen Juni und September eines Jahres nur an drei Tagen die Woche für die Öffentlichkeit zugänglich.
Das soll sich mit dem „Centre des monuments du Grand-Duché de Luxembourg“ ändern. Dalheim ist neben Befort und Fels das dritte Mitglied des neuen CML. Minister Thill spricht von einem „Zusammenspiel zwischen CML und den Vereinen“, deren ehrenamtliche Arbeit der letzten Jahre nicht hoch genug einzuschätzen sei. „Ohne sie und die Gemeinden geht es nicht“, sagte der DP-Politiker im Gespräch mit dem Tageblatt, wohl wissend, dass jedes freiwillige Engagement zeitliche Grenzen kennt.
In einem Jahr Bestandsaufnahme
Präsenz von Personal, geregelte Führungen durch das „Patrimoine“, eine neue Struktur der Tarife, Treuekarte, Sicherheit sowie ein durchgehendes kulturelles Programm und ganzjährige Öffnungszeiten überfordern jedes ehrenamtliche Engagement. Deshalb die Gründung des CML mit aktuell elf Mitarbeitern in Voll- und Teilzeit, das als ASBL im März dieses Jahres die Arbeit aufgenommen hat.
Zu einem späteren Zeitpunkt soll es ein dem Kulturministerium angegliedertes „établissement public“ werden. „Mir war es wichtig, ein Zeichen zu setzen“, sagt Thill. „Unsere Schlösser und Burgen sind wichtige Zeitzeugen der Geschichte des Landes.“ 300.000 Euro stehen dem CML anfangs für seine Aufgaben zur Verfügung. Hinzu kommen die Eintrittsgelder. „In einem Jahr machen wir eine Bestandsaufnahme“, heißt es vom Minister, der durchblicken lässt, dass das Vorhaben ohne staatliche Unterstützung nicht gehen wird.
Thills Vorstellungen reichen aber noch weiter. Auch der Jugend soll das „Patrimoine“ schmecken. „Wir brauchen Leute, die diese Geschichte spannend und modern erzählen können“, sagt er. Bei den ersten drei Mitgliedern des CML soll es nicht bleiben. Welches Monument das nächste werden soll, lässt er offen. Nur so viel: Gespräche laufen.
The Wall
Unter dem Motto „The Wall“ wird am 18. und 19. Oktober in Befort rund um das Schloss gefeiert. Sixo, André Mergenthaler, All Reitz Reserved aka Chris Reitz und Sun Glitters aka Victor Ferreira treten auf. Melting Pol aka Paul Schumacher ist für das Video-Mapping zuständig. Die Tickets kosten 9 Euro und sind unter www.luxembourgticket.lu erhältlich.
- Näherinnen hauchen Werbeplanen von Amnesty International Luxembourg neues Leben ein - 10. November 2024.
- Verlust oder Chance? Wenn jeder Tag ein Sonntag ist, helfen Pensionscoaches - 2. November 2024.
- „Habe eine Welt kennengelernt, die ich so nicht kannte“ – Porträt einer Betroffenen - 29. Oktober 2024.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos