Basketball / Zeit, dass es „Klick“ macht: Noah Medeot über die bisherige Saison der Amicale Steinsel
Zwei Spieltage vor dem Ende der regulären Saison steht Vorjahresfinalist Steinsel mit einer Bilanz von 17 Siegen und drei Niederlagen an der Tabellenspitze und wird seiner Favoritenrolle damit auf jeden Fall gerecht. Dennoch scheint der Meister des Jahres 2022 sein Potenzial bisher noch nicht wirklich ausschöpfen zu können. Das Tageblatt unterhielt sich mit Kapitän Noah Medeot über die bisherige Saison.
Tageblatt: Steinsel steht an der Tabellenspitze, musste am Sonntag gegen den Tabellenletzten Musel Pikes aber erneut lange kämpfen, um sich am Ende mit 85:79 zu behaupten. Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass der Knoten in dieser Saison noch nicht wirklich geplatzt ist. Sehen Sie das ebenfalls so?
Noah Medeot: Natürlich ist es gut, an der Tabellenspitze zu stehen, doch da gibt es wirklich irgendetwas, das noch nicht so richtig geklickt hat. Wir hatten bisher gute und auch schlechte Spiele, doch ich finde, wir hatten noch keine Partie gegen eine der Topmannschaften, von der wir sagen können: Wow, wir haben richtig gut zusammengespielt und genau das umgesetzt, was wir wollten. Wir finden langsam unseren Rhythmus, tun uns selbst aber auch immer noch schwer, so wie jetzt gegen die Musel Pikes. Auf dem Papier müssten wir dieses Spiel höher, souveräner gewinnen. Wir nehmen den Sieg, doch das Match selbst war spannend und auch kein schöner Basketball unsererseits. Man muss ihnen aber auch Ankerkennung zollen, denn sie hatten eine gute Strategie in der Defensive.
Sie können also selbst auch nicht wirklich sagen, was bisher fehlt, damit es „Klick“ macht?
Zuerst fängt es damit an, über 40 Minuten hundert Prozent zu geben. Wir haben oft nur drei Viertel, in denen wir gut spielen und dann zehn Minuten, in denen wir nachlassen. Ob das jetzt ist, weil wir in Führung oder hinten liegen und unbedingt zurückkommen möchten und damit mehr in Einzelaktionen verfallen. Es ist immer eine Kleinigkeit, mit der wir Probleme haben. Gegen die Topmannschaften im Play-off muss sich das ändern, sonst verlieren wir sicher mehr Spiele als bisher.
Kann das noch an den Umstellungen in dieser Saison liegen? Muss sich das Team nach Trainerwechsel und der Verpflichtung von Alex Laurent noch so richtig finden?
Was die Trainer betrifft, da haben Etienne (Louvirer) und Daniel (Brandão) schon zwei komplett andere Philosophien, vom Spielstil und den Ideen her, das muss man erst einmal umsetzen. Bei Etienne war es alles etwas mehr „Free-Flow“. Er hatte seine Basis und hat den Spielern von hier aus etwas mehr Verantwortung gegeben, wir konnten mehr machen, was wir wollten. Weil wir auch erfahrene Spieler wie Bobby (Melcher), Jarvis (Williams) und Jonas (Theisen) haben, die das können. Daniels Philosophie ist sicherlich nicht schlechter, aber strategischer, detaillierter. Er will, dass wir disziplinierter spielen, was wir auch schaffen, aber manchmal fallen wir halt eben wieder in die letzten drei Jahre zurück, in denen wir freier agieren konnten. Das hilft uns manchmal, andere Male ist es dann aber definitiv nicht die richtige Entscheidung.
Und Alex Laurent?
Es gibt oft Leute, die nach dem Spiel zu mir kommen und sagen, dass er keine gute Partie hatte, weil er nicht seine 25 Punkte erzielt hat, die sich jeder erwartet, weil er Profi war. Doch defensiv ist er immer richtig gut. So einen Spieler schon alleine wegen der Erfahrung und des Leaderships im Team zu haben, ist einfach mega. Das kann man nicht ersetzen. Es braucht aber auch Zeit, sich an alles zu gewöhnen. Doch wir sind jetzt schon weit in der Saison, das muss jetzt auch einfach kommen. Es soll keine Entschuldigung sein, dass wir Zeit brauchen. Mit dem Kaliber an Spielern muss es jetzt auch einfach mal klicken.
Bisher könnte man meinen, dass Steinsel eine schlechte Saison spielt, was wirklich nicht der Fall ist. Denken Sie, dass Ihr Team einfach auch eine Play-off-Mannschaft ist, wie man in den letzten Jahren gesehen hat?
Spieler wie Bobby oder Jarvis drehen in solchen Spielen wirklich richtig auf. In der Saison ist das schon mal anders. Aber man weiß, dass sie da sind, wenn es zählt.
Im Fernduell mit Ettelbrück geht es noch um den ersten Platz. Wie wichtig ist dieser?
Das Heimrecht im Entscheidungsspiel ist immer schön, für uns und auch die Fans. Deshalb tun wir alles, um an der Spitze zu bleiben. Niemand will riskieren, in einem fünften Spiel vielleicht nach Ettelbrück fahren zu müssen. Wenn man mir sagt, ihr werdet Siebter und holt den Meistertitel, dann würde ich das auch nehmen. (lacht) Erster zu sein ist keine Garantie, aber die Voraussetzungen sind natürlich ganz andere.
Wie erleben Sie persönlich Ihre Saison? Vor allem im letzten Jahr konnten Sie schon mehr Erfahrung sammeln.
Auf dem Papier sieht meine Saison vielleicht nicht so gut aus wie im letzten Jahr. Doch das hängt auch viel von der Situation ab: Trainer, Verletzungen, Rotation. Diese ist komplett anders als im letzten Jahr. Damals war Bobby lange verletzt, Tom Konen war ebenfalls verletzt und ich musste halt mehr Verantwortung übernehmen, bekam auch mehr Minuten, weil die Rotation kleiner war. In diesem Jahr haben wir acht Spieler, von denen man sagt, dass sie in anderen Vereinen in der Startfünf stehen würden. Da muss man die Würfe gut aufteilen und weniger egoistisch denken. Mit einigen Spielen bin ich zufrieden, mit anderen weniger. Da bin ich selbst mein größter Kritiker. Unzufrieden bin ich nicht, ich kenne meine Rolle und bin niemand, der jedes Spiel zehn Punkte macht. Ich bringe Energie rein, konzentriere mich auf die Defensive.
Nun steht erst mal die Länderspielpause an, wie nutzt das Team diese?
In dieser Woche gilt es, etwas abzuschalten, bevor es in der nächsten Woche wieder voll mit Training weitergeht. Ich muss sagen, die Pause kommt gut, die letzten Wochen waren intensiv und jetzt vor den Play-offs sich noch einmal sammeln, das ist wichtig.
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