Editorial / „Zeit der Monster“: Weshalb uns das Schlimmste der Corona-Krise noch bevorsteht
Vorsicht: Meinungsbeitrag. Die hier geäußerten Ansichten könnten Sie zum Nachdenken anregen – oder eben nicht. Vor etwa einer Woche wurde sich an dieser Stelle angemaßt, über die Verstorbenen der Corona-Krise zu schreiben. Zugegeben: Der Text fiel angesichts der Umstände arg harmlos aus. Denn so manche Reaktion zeigte: Die Thematisierung dieses Tabuthemas endet oft in der Kritik, selbstgerecht zu moralisieren oder zu politisieren. Weshalb sich die Aufarbeitung dieses Jahrhundertereignisses dennoch lohnt, verdeutlicht der Blick auf die Fakten. Ein Überblick über die Kritikpunkte und was dran ist.
Kritikpunkt 1: Die Regierung tut ihr Bestes. Es ist unfair, ihr vorzuwerfen, dem Sterben zuzusehen. Es wäre verlogen, den polemischen Charakter dieses Deutungsrasters zur Corona-Politik der Regierung zu leugnen. Geschenkt. Doch ändert sich etwas an der zugrunde liegenden Kritik, wenn man sie kühl und analytisch formuliert? Keineswegs. Denn die Gegenüberstellung, mit der sich die Regierung seit Monaten schwertut, führt unweigerlich zur gegenwärtigen Spaltung der Gesellschaft – entweder werden Leben gerettet oder die Wirtschaft. Ob man es nun wahrhaben will oder nicht: Der erste Lockdown wurde genau anhand dieser falschen Dichotomie gerechtfertigt, die seitdem fest in Luxemburgs Herzen und Köpfen verankert ist. Wer es damals wagte, aus dem rein epidemiologischen Narrativ auszubrechen, dem wurde sehr schnell ein Aluhütchen aufgesetzt und ein Stehplatz auf dem Klatschbalkon angeboten. Heute ist es umgekehrt: Die Abgebrühtheit, mit der inzwischen über Pflegeheime und Intensivstationen diskutiert wird, wirkt zumindest verstörend.
Kritikpunkt 2: Es ist der Regierung nicht egal, dass diese Menschen sterben. Das ist Populismus. Niemand wirft der Regierung vor, dass ihr die vielen Toten egal wären. Allerdings zielt dieses Argument am eigentlichen Punkt vorbei. So schlimm es auch klingt: Im Grunde kann es einem egal sein, ob es der Regierung egal ist. Was zählt, sind letztendlich die beschlossenen Maßnahmen. Alles andere ist Kosmetik. Das Totschlagargument der Regierungsjünger lautet: Wie kann man aber einzelne Politiker oder Parteien für die Toten verantwortlich machen? Die Gegenfrage lautet: Was ist das für ein Demokratieverständnis? Wer bitte, wenn nicht eine Regierung, soll für die Versäumnisse, Holterdiepolter-Kommunikation und die Fehleinschätzungen des Krisenmanagements die Verantwortung übernehmen? Dass sich die Rhetorik der Regierungskritiker während der letzten Monate nicht entschärft hat, ist auf einen banalen, aber kruzialen Faktor zurückzuführen: Es fehlt der Regierung und ihren Anhängern der Wille zur Aufarbeitung dieser Krise.
Und auch hier lautet das Totschlagargument: Dafür fehlt gerade die Zeit, was soll dieses ewige Genörgele und Gefrage? Die Antwort lautet: Es ist die naive Hoffnung, die Regierung durch Kritik zu differenzierteren Maßnahmen zu drängen und aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Denn man wird den Eindruck nicht los, dass Luxemburg sehr lange an seinen Sonderweg geglaubt hat. Dass sich die Regierung (nur) langsam eines Besseren besinnt und offenbar immer noch unterschätzt, dass uns das Schlimmste erst bevorsteht, erinnert an die Worte von Antonio Gramsci: „Die alte Welt liegt im Sterben, die neue ist noch nicht geboren: Es ist die Zeit der Monster.“
- Der Schattenboxer Xavier Bettel - 14. Juli 2022.
- Die Impfpflicht: Wer setzt sich in Luxemburg durch? - 7. Juli 2022.
- Luxemburgs halbherzige Sanktionspolitik - 17. Juni 2022.
chapeau !!
wat Haut ass, oder besser gesoot an der „neier Welt vu Gêschter‘ êt muss een Alles am Grêff hun, awer wiirklêch Alles. Op a wéine ee soll op d’Welt kommen, Jong oder Meedche gêt programméiert, mat 3 Joer muss de scho wêssen, wéi’s de wêlls déi Geld verdingen, a wéi s’dê zum ‚SuperJemp‘ gess. Du muss iwwerall dee Beschte sen, a wann’s de dat nêt brengs, wat vun der verlaangt gêt, da bass de ‚weg vom Fenster‘ an da struewelste déi ganzt Liewe laang rêm. Duerch dat verbessert Liewen gêss de och méi aal, êt gi keng Kricher méi, Pharmawelt, huet Alles parat fiir dobäi ze hêllefen, mat 80 bass, de meeschtens nach een Hunn an denks nêt drun, dat dat schéint Liewen dach ob eemol zu Enn wär.
Elo koum de Covid, an do ass vun Haut op Muer Alles aanescht a nêt méi wouer, êt fonktionnéiert nêt méi esou wéi ee gewinnt war. Stees de dann fiirun der plaakescher Wourecht, da wees de nêt méi wéi’s de êt könns dréinen a kéieren fiir dach ‚dat schéint Liewen‘ nêt ze verléieren, dat hälts de gäre fest a kammers dêch all Dag dru fest. Awer êt gelengt dêr nêt.
An da könnt den Impfstoff, de Retter ass do. Elo geet êt rêm weider. Dat mengt ee jo, dat ass och normal, oder dach awer nêt, ass do nêt awer eng Ongewêssheet!? Ma nee, êt gêt keng aaner Léisung.
Do steet elo de Fokus drop, an all Erwaardung déi domat verbonnen ass. Êt ass nêt ze verstoppen.
Oder, ass êt dach nêmmen ee Schéin..
lully
Warum die Toten zählen, wenn nur Wirtschaftsstatistiken zählen? Auch wenn die Politik immerfort in Bezug auf die Impfungen vom Licht am Ende des Tunnels spricht, erinnert mich dies an die Rede von Robert Kennedy, 1968, zum Thema der baldigen Beendigung des Vietnamkrieges , er immerfort das Licht am Ende Tunnels erwähnte und es noch sieben Jahre dauerte ,1975 , es zum ersehnten Frieden kann.Diese Pandemie , die Nachwirkungen werden das Volk, die Politik noch etliche Jahre auf Trab halten und „ et ass naischt méi wéi virdrun“.
Richtig, wenn wir so weiter machen und die Regierung , im Gegensatz zu unseren Nachbarländern, keine strengeren und härteren Massnahmen ergreift, steht uns tatsächlich, in Sachen Corona, das Schlimmste noch bevor. Hätte man doch, wie angekündigt, bei der ersten Welle eine Covid Klinik gebaut und bei der zweiten, weitaus schlimmeren Welle, sofort strenger durchgegriffen. Aber: “ Hätten, hätten… Fahrradkette “ und letztere liegt runter. Dieses Virus wird uns trotz Impfung, ohne begleitene Einschränkungen, noch sehr lange erhalten bleiben und uns auch durch 2021 begleiten.
Alte und kranke Leute sterben halt, so will es das Leben. 84 Jahre ist der Durchschnitt Todesalter bei Covid19, also etwas höher als der sonstige Todesalter Durchschnitt. Es geht nicht um Tote sondern um das Krankheitswesen das geschont werden muß weil es von Anfang an den Anforderungen nicht gerecht wurde. Es ist im normal Betrieb an seinen Grenzen und das Geringste was kommt, in diesem Fall 250 Krankenbetten und 50 Intensivstationen die besetzt sind, überfordert es. Darüber sollte man sich, als Gutmensch, Sorgen machen nicht aber um die Toten die man, wenn dann überhaupt, hätte retten können indem man sie wegsperrt. Die Zahl der Covid19 Toten soll am Ende korrigiert werden, voraus sichtlich nach unten nach Aussagen von der Santé. Das macht diesen Artikel noch verfehlter wie er schon ist, höchstens gut für das Gelaber in der Kneipe.
“ Es geht nicht um die Tote „. Um wen geht es sonst ? Als Gutmensch kann man bei dieser Pandemie so gut wie nichts bewirken, ausser man hält sich strikt an die Regeln und dazu gehört, dass man auf den Kneipenbesuch ( möglichst ) verzichten soll. Hier geht es schlichtweg um Menschen, ob alt oder jung, und nicht um die Schonung irgendeiner Institution.Wenn jeder verantwortungsvoll handeln würde, hätten wir diese Höchstzahlen an Infizierten und Toten nicht zu beklagen. Es sei denn, man sieht das als Nichtbetroffener aber als Opfer in spe nüchtern!
Dass +- 0,05 % der Covid-19 Erkrankten das Zeitliche segnen müssen ist zwar schlimm für die Betroffenen aber in Pandemiezeit keineswegs katastrophal für die Allgemeinheit. Also von Monster geht keine Rede !
@zyniker Diese Argumentation ist zutiefst menschenverachtend. Wer sind Sie denn, Gott oder was? Sie bewerten das Leben: das von jungen Leuten wäre wertvoller als das von alten. Ich wage nicht diesen Gedanken noch weiter zu vertiefen. Ich hatte gedacht, solche verwerflichen Gedanken wären seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr in den Köpfen. Im Mittelalter waren es die Sünder vor Gott welche an Pandemien dahinsiechten. Mein Tageblatt sollte solchen hartherzigen barbarischen Tiraden keine Plattform bieten.
15% der infizierten stellen 90% der toten, aber die Regierung sagt die alters- und Pflegeheime sollen in Eigenverantwortung handeln. Kann man bei corona 23 oder 24 alles wieder lockdownen (bringt aber nix) und jedesmal 5 Milliarden neue schulden machen „Et kascht wat et kascht!“? Wäre das aktuelle Virus so gefährlich oder würde als gefährlich wahrgenommen, müsste man beim Large-Scale Testing oder demnächst beim impfen ein Triage einführen. Das Large-Scale Testing ist aber nicht übermässig besucht (musste Tarzan gestern beim kloertext überrascht feststellen.. der anwesende Virologe war von dieser Massnahme auch nicht überzeugt) und um den neuen impfstoff wird sich die breite masse auch nicht prügeln.
@Charel HILD
„@zyniker Diese Argumentation ist zutiefst menschenverachtend. Wer sind Sie denn, Gott oder was? “
Es gibt keinen Gott.
„Sie bewerten das Leben: das von jungen Leuten wäre wertvoller als das von alten. “
Ist ja auch der Fall, die Jungen zahlen noch 50-70 Jahre Steuern, die Alten nur ein paar.
@Durand
Ihrer Argumentation folgend sind demnach auch Junge, welche keine Steuern zahlen oder etwa Arbeitslose nichts wert.Anscheinend fängt bei Ihnen der Mensch nur mit seiner wirtschaftlichen Leistung an. Da kann ich bloss sagen: Kommentar an Menschenverachtung nicht zu übertreffen.
@ Durand. Es gibt keinen Gott. Das behaupten Sie, weil Sie es wissen, oder ? Die Alten- die älteren Mitmenschen- zahlen auch Steuern und haben , als sie jung waren auch Steuern gezahlt. Die heutigen Rentner, zu denen Sie in Zukunft hoffentlich ebenfalls zählen werden, liegen der Gesellschaft nicht auf der Tasche. Schalten Sie bitte den Verstand ein, bevor Sie derartigen menschenverachtenden Blödsinn schreiben. Eine Respektlosigkeit sondergleichen!