Mängel bei E-Autos / Zeit für eine erste Bilanz
Im Jahr 2008 kam der Tesla als erstes Serien-Elektroauto auf den Markt, inzwischen haben sich alle namhaften Hersteller nach Jahrzehnten des Stillstands mit dieser Technologie befasst. Jetzt, nach einer Anlaufzeit von etwas mehr als 10 Jahren, darf eine erste Bilanz erstellt werden. Erste Daten dazu liefern der deutsche TÜV und das US-Verbraucherportal „Consumer Reports“. Marc Schonckert befasst sich mit den Berichten von automedienportal.de zu diesen Ergebnissen.
Durchwachsenes Ergebnis
Grundlage der TÜV-Auswertung ist die erste Hauptuntersuchung (HU), welche die Elektrofahrzeuge nach drei Jahren durchlaufen. Insgesamt schneiden die betroffenen E-Fahrzeuge hier durchwachsen ab. Untersucht wurden die vier beliebtesten E-Autos der vergangenen Jahre in Deutschland, nämlich der BMW i3, der Renault Zoe, der Smart Fortwo Electric Drive und das Tesla Model S. Von „Licht und Schatten“ geht in diesem Fall die Rede, das Ergebnis basiert auf 1.142 Hauptuntersuchungen des BMW i3, 1.939 des Renault Zoe, 1.645 des Smart Fortwo Electric Drive und 812 des Tesla Model S, was laut TÜV eine vorläufige Bewertung der technischen Sicherheit der jeweiligen Fahrzeugmodelle erlaubt.
Maßstab für die Einordnung ist der „TÜV-Report 2022“, in den die Ergebnisse von 9,6 Millionen Prüfungen der TÜV-Organisationen eingeflossen sind. Demnach schneidet von den vier Elektrofahrzeugen der Smart Fortwo Electric Drive mit einer Mängelquote von 3,5 Prozent noch am besten ab und würde in der Liste der 128 im TÜV-Report aufgeführten zwei- bis dreijährigen Verbrenner im ersten Drittel landen. Es folgt der BMW i3, der mit 4,7 Prozent genau den allgemeinen Mängelschnitt trifft und im zweiten Drittel rangieren würde. Neben defektem Abblendlicht fallen beim i3 häufig Defekte an den Bremsscheiben auf. Laut TÜV-Verband ist dies typisch für E-Fahrzeuge, weil die Bremsen wegen der Rekuperation (Rückgewinnung der Bremsenergie beim Fahrpedal-Lupfen) deutlich seltener benutzt werden.
Der beliebte Renault Zoe würde mit einem Mängelschnitt von 5,7 Prozent im letzten Drittel landen. Neben defekten oder falsch eingestellten Scheinwerfern hat der Zoe überdurchschnittlich häufig Mängel an den Achsaufhängungen. Am schlechtesten schneidet in dem Quartett der Tesla Model S ab. Mit einer Mängelquote von 10,7 Prozent fällt jeder zehnte Tesla Model S durch die erste Hauptuntersuchung und würde ebenfalls im letzten Drittel der 128 Verbrenner landen. Neben Mängeln am Nebel- und Abblendlicht machen dem Model S bei der HU vor allem Probleme mit den Querlenkern zu schaffen, schreibt automedienportal.de.
Gute Noten für Hybrid-Kompakte
Auch in einem US-Ranking der zuverlässigsten Autos liegen Elektro-SUVs weit hinten. Immerhin ist es die Zuverlässigkeit, die als herausragende Eigenschaft von Elektroautos immer wieder hervorgehoben wird. Denn die allgemeine Auffassung ist, dass ein Elektromotor viel weniger Aufmerksamkeit als ein klassischer Antrieb erfordert. Doch diese Meinung muss man angesichts eines Rankings des Verbraucherportals „Consumer Reports“ revidieren. Das Verbrauchermedium gilt als unbestechliche Datenquelle, beruht die viel beachtete Zuverlässigkeitsstatistik doch auf über 300.000 Berichten von Kunden.
Laut „Consumer Reports“ tragen vollelektrische SUVs in allen Fahrzeugkategorien die rote Laterne, was ihre Zuverlässigkeit betrifft. Vor allem die Fahrzeugelektronik bereitet bei elektrischen SUVs mehr Probleme als bei allen anderen Fahrzeugtypen. Doch über die Baureihen hinweg sind die unterschiedlichsten Komponenten betroffen, wie Probleme mit einem Lager im E-Motor, oder Versagen der Antriebssteuerung oder Fehlpassungen der Karosserie und gravierende kosmetische Mängel. Die Ergebnisse aus den USA lassen sich auf Europa übertragen, wo diese Elektro-SUVs ebenfalls angeboten werden.
Das schlechte Abschneiden vollelektrischer SUVs kontrastiert mit dem sehr guten Abschneiden kompakter Hybride: Im Toyota-Prius-Segment ist die Zuverlässigkeit laut „Consumer Reports“ am höchsten.
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