Basketball / Zeit für eine neue Herausforderung: Ben Kovac über seine Saison in den Niederlanden und seine Zukunft
Am Dienstag beginnen die FLBB-Herren mit der Vorbereitung auf ihr letztes Spiel der Vorqualifikation für die EM 2025 am 30. Juni in Rumänien. Mit dabei auch Profispieler Ben Kovac, der mit seinem Team, den Den Helder Suns, keine einfache Saison in der neu gegründeten belgisch-niederländischen BNXT-League erlebte, persönlich aber in seinem zweiten Profijahr einen weiteren wichtigen Entwicklungsschritt gemacht hat und sogar zu den besten Scorern der Liga zählte. Nun will der 22-Jährige gerne ein Level höher spielen.
Tageblatt: Ihre zweite Profisaison in Den Helder ist seit ein paar Wochen vorbei, sie war sicherlich anders, als Sie sich im Vorfeld erwartet hatten?
Ben Kovac: Ich hatte mich im letzten Jahr für eine weitere Saison in Den Helder entschieden, weil es vom Trainer hieß, dass ich mehr Verantwortung übernehmen dürfte. Zudem sollten noch zwei neue US-Amerikaner zum Team hinzustoßen. Gereizt hat mich auch das Thema Play-off, das als Ziel ausgegeben wurde, um dann in der zweiten Saisonphase gegen die besten belgischen Mannschaften spielen zu dürfen, was in diesem Jahr ja neu war. Für mich klang das alles sehr attraktiv. Danach gab es jedoch leider das Problem, dass die Trainer etwas versprochen bekamen, was der Verein schlussendlich nicht einhalten konnte. Die beiden Amis kamen nicht, was für mich am Anfang schon enttäuschend war. In der Pre-Season haben wir sogar zwei von drei Partien gegen luxemburgische Mannschaften verloren, da sagt man sich schon: Das kann doch jetzt nicht sein, dass man mit einer Vollprofimannschaft gegen luxemburgische Teams verliert, ohne den nationalen Basketball jetzt schlechtreden zu wollen, das ist er keinesfalls. Aber es hat nun einmal ein schlechtes Licht auf eine Profimannschaft geworfen und etwas egoistisch gesehen dann auch auf mich.
Das klingt schon ganz schön frustrierend …
Zu Beginn der Saison hatten wir zudem mit Verletzungssorgen zu kämpfen und wir mussten uns erst einmal finden. Ein extrem junges Team, das jüngste der Liga, mit nur einem einzigen ausländischen Spieler, da muss man erst einmal einen Rhythmus hineinbekommen und es hat sich demnach auch auf die Ergebnisse ausgewirkt. Zum Glück haben wir uns dann aber im Dezember gefangen, drei Spiele hintereinander gewonnen. Danach hat sich unser zweiter Point Guard jedoch Meniskus und Kreuzband gerissen, und auch zwei junge „Practice players“ haben aufgehört, da es ihnen mit Studium und Basketball einfach zu viel wurde. Es war nicht einfach und ich musste noch mehr die Dinge in die Hand nehmen. Ich muss zugeben, dass ich auch nicht immer mega Spaß hatte, weil es frustrierend war, fast jedes Spiel auf 15, 20 oder sogar 30 Punkte zu verlieren. Das Ganze ist sehr auf die Psyche geschlagen. Doch im Endeffekt, wenn ich jetzt darauf zurückblicke, war es die richtige Entscheidung, noch ein Jahr dort zu bleiben, da ich einfach viel mehr Verantwortung übernehmen musste, mich sehr gesteigert und sogar zu den Topscorern der Liga gehört habe.
Wie haben Sie denn die neue BNXT-League empfunden, in der die niederländischen Teams ja in der zweiten Saisonphase auf belgische Mannschaften getroffen sind?
Als wir auf die belgischen Teams getroffen sind, war es noch schwieriger, da diese Teams stärker, noch athletischer sind, mit noch mehr ausländischen Spielern funktionieren. Ich musste viel öfter mit einer Doppelbewachung klarkommen, sie haben mich wirklich so verteidigt, dass ich kaum Ballkontakte hatte. Gegen Brüssel – ich weiß nicht, was ich da gegessen hatte (lacht), da waren aber auch Freunde und Familie vor Ort dabei – habe ich 43 Punkte gemacht, das Spiel darauf 21, da war ich wirklich warmgelaufen. Im nächsten Spiel hat aber dann ein Ami gegen mich verteidigt, in dieser Partie hatte ich gerade einmal vier oder fünf Wurfmöglichkeiten, so lief das gegen die belgischen Mannschaften. Im Großen und Ganzen, auch wenn es mit dem Team nicht so gut gelaufen ist, war es für mich persönlich aber eine Top-Saison. Ich habe mich körperlich gesehen verbessert, vom Trainer mehr Vertrauen geschenkt bekommen, auch im Angriff viele Fortschritte gemacht. Natürlich gibt es Luft nach oben, was vor allem gegen Topmannschaften sichtbar wird, was etwa die Schnelligkeit oder die Defensive betrifft.
In welchen Bereichen haben Sie sich denn in den letzten beiden Jahren am meisten gesteigert?
Vor allem im physischen Bereich, ich habe meinen Babyspeck verloren und bin muskulöser geworden (lacht). Auch mein Wurf ist konstanter geworden. Wir haben ja jeden Tag zweimal Training, da ist das normal. Auch mental bin ich stärker geworden, mein Kopf ist präsenter als es noch in Luxemburg der Fall war, da war ich vielleicht mehr in den Wolken. Es ist einfach die Arbeitsmentalität, wenn man gut werden möchte, muss man auch von sich aus an Sachen arbeiten, die man vielleicht nicht auf Anhieb sieht. Ich denke, ich bin in den beiden Jahren auch reifer geworden, auch was Entscheidungen auf dem Parkett betrifft, kann das Spiel besser lesen.
Sehen Sie die Entscheidung, Ihre Profikarriere in den Niederlanden zu beginnen, im Nachhinein als die richtige an?
Auf jeden Fall. Das erste Jahr war ein Schnupperjahr, wo ich zum Schluss wegen Verletzungsproblemen auch die Chance hatte, bereits mehr Verantwortung übernehmen zu dürfen und in die Starting Five gekommen bin. In diesem Jahr hat man gemerkt, dass das Niveau noch einmal ein gutes Stück gestiegen ist. Mannschaften, die drei Amis hatten, spielten auf einmal mit fünf, weil sie einfach auch mit den belgischen Teams mithalten wollten. Es war keinesfalls mehr das Gleiche wie im Jahr zuvor, auch wegen der belgischen Teams. So spielt in Antwerpen etwa jemand, der auch schon in der NBA spielte, andere mit Spielern, die in der EuroLeague oder großen Colleges gespielt haben. Das Niveau war viel besser und jetzt möchte ich noch ein Level höher kommen.
Das heißt, dass Sie mit dem Kapitel Den Helder nun abschließen werden?
Die Verhandlungen laufen, schon im Verlauf der Saison gab es Mannschaften, die sich gemeldet hatten, doch ich wollte mich erst einmal auf meine restliche Spielzeit mit Den Helder konzentrieren. Es ist gut, dass man merkt, dass sich Teams für einen interessieren. Dass sich die harte Arbeit, die vielen frustirierenden Spiele nun auszahlen, weil man sich doch bei den großen Gegnern beweisen konnte. Ich habe nur zwei Tage Pause gemacht, seit ich Mitte Mai nach Luxemburg zurückgekommen bin, um so gut wie möglich in Form zu bleiben und das Niveau beizubehalten. Ich hatte ein Gespräch mit Klub und Vorstand, sie würden mich gerne noch eine Saison behalten, doch sie sind mir auch nicht böse, wenn ich mich anderswo umschaue, das können sie verstehen. Da gibt es kein böses Blut. Ich bin einfach an dem Punkt angekommen, dass ich mir sage, die zwei Jahre waren schön und wichtig, doch es wird Zeit für eine neue Herausforderung. Einige Mannschaften, die Interesse haben, stammen aus der Liga selbst, doch auch andere Teams, die mich sowohl bei Den Helder als auch bei der Nationalmannschaft gesehen haben, haben sich gemeldet.
Nun steht erst einmal noch das letzte Spiel der Vorqualifikation für die EM 2025 in Rumänien auf dem Programm, etwas, das Ihnen sichtlich Spaß bereitet …
Ich bin Ken Diederich enorm dankbar, dass er mich schon im Alter von 17 Jahren berufen und damals mit zum Spiel nach Portugal genommen hat. Das gibt einem eine Art natürliche Selbstsicherheit. Wir haben inzwischen wirklich einige Spieler, die den Weg ans College oder ins Ausland gehen. Wenn es so weitergeht, dann sehe ich den luxemburgischen Basketball in Zukunft in sehr guten Händen. Wir haben bisher eine sehr gute Vorqualifikation gespielt, leider haben wir das Spiel in Albanien aus den Händen gegeben und zu Hause haben gegen Rumänien einige wenige Entscheidungen den Ausschlag gegeben. Unser Ziel ist es, in Rumänien zu gewinnen. Es bestehen noch Chancen, als bester Gruppenzweiter eine Runde weiterzukommen, das kommt nicht von ungefähr, das hätten wir uns auf jeden Fall verdient.
Hin zum Topscorer
32 Partien bestritt Ben Kovac in der Saison 2021/22 mit den Den Helder Suns und entwickelte sich in seinem zweiten Profijahr mit dem niederländischen Klub gleich zu einem der Topscorer der belgisch-niederländischen BNXT-League. Mit einem Schnitt von 16,3 Punkten pro Partie belegt der Luxemburger im Ranking der besten Werfer den siebten Rang. Persönlicher Höhepunkt für den 22-Jährigen war die Partie am 30. März gegen Brüssel, als er 43 Punkte erzielte.
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