Editorial / Zögern der Regierung macht alles nur noch schlimmer
Seit Samstag gelten in Luxemburg verschärfte Corona-Maßnahmen. Das bis dahin geltende Covid-Gesetz war bloß eine Woche alt und musste trotzdem angepasst werden. Schnell musste plötzlich alles gehen, um die neuen Restriktionen noch vor den Weihnachtstagen durch den Instanzenweg zu jagen. Wie bereits letztes Jahr musste das Parlament auch diesmal am 24. Dezember tagen.
Die Anpassung des Gesetzes war eindeutig überfällig, wäre allerdings nicht notwendig gewesen, hätte man es bereits in der Vorwoche direkt auf den aktuellen Stand gebracht. Aber die Regierung haderte. Wie so oft in dieser Pandemie. Natürlich ist es nicht einfach, stets die richtige Balance zu finden, zumal Covid immer wieder mit Überraschungen aufwartet. Dass Omikron sich in Luxemburg breitmachen würde, müsste der Regierung allerdings auch schon vor über einer Woche klar gewesen sein. Doch sie zögerte. Der Blick auf die Nachbarländer oder auf andere europäische Staaten – ein Vorgehen, das Premier Bettel und Gesundheitsministerin Lenert sonst immer gerne auf Pressekonferenzen hervorheben – hätte genügt, um zu wissen, was uns demnächst erwartet.
Ganz besonders betroffen von diesem kurzfristigen Sinneswandel der Regierung sind die langfristig geplanten Studentenfeten. Noch am Tag vor dem Regierungsrat hieß es vonseiten der „Santé“ gegenüber den Organisatoren des „Zürcher Bal“, alles sei ok. Einen Tag nach dem Regierungsrat verkündeten Bettel und Lenert das Gegenteil. Die Feten können dieses Jahr doch nicht stattfinden. Die Studentenvereinigung steckt nun in einer finanziellen Krise. Die Regierung möchte sich in den nächsten Wochen mit den betroffenen Organisationen zusammensetzen.
Ja, was erwartet uns denn eigentlich? Omikron wird sich breitmachen und mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit die jetzt noch vorherrschende Delta-Variante verdrängen. Omikron ist signifikant ansteckender und wird insbesondere ungeimpften sowie nicht geboosterten Menschen das Leben schwer machen. Je nach eintretendem Szenario könnten unsere Krankenhäuser allein durch die schiere Masse an Infektionen schnell an ihre Belastungsgrenzen stoßen. Und dies wiederum betrifft die ganze Gesellschaft, egal wie viele oder wenige Gs man persönlich wollte, bekommen hat oder nicht haben möchte.
In diesem Sinne ergeben auch die verschärften Maßnahmen an den Schulen Sinn. Die seit September gelockerte Maskenpflicht wurde nun zugunsten einer generellen Maskenpflicht wieder aufgehoben. Manche Pädagogen werden dies sicherlich nicht gutheißen, doch in dieser erneut zugespitzten Phase der Pandemie wird es zunehmend wichtig, ganz besonders auch die jungen Menschen zu schützen. Wobei hier unterschieden werden sollte zwischen Grund- und Sekundarschülern. Letztere sind zum sehr großen Teil bereits durchgeimpft. Jetzt wieder Maske tragen ist hier irgendwie obsolet. Erstere müssen dagegen ihren Impfschutz erst aufbauen beziehungsweise erst mal geimpft werden, da die Vakzine für die Fünf- bis Zwölfjährigen lediglich seit vergangener Woche bereitstehen. Hier ist die Maske leider ein notwendiges Übel, das die Kinder effizient vor Infektionen schützen kann. Testen alleine reicht nicht.
Obwohl das Bildungsministerium und die „Santé“ der Öffentlichkeit weiterhin genaue Infektionszahlen aus den Schulen vorenthalten, wissen wir, dass die Inzidenz bei den 0- bis 14-Jährigen seit vielen Wochen die höchste in der gesamten Bevölkerung Luxemburgs ist. Nach dem Familienkreis ist die zweithäufigste Ansteckungsquelle die Schule. Zeit also, endlich verschärfte Maßnahmen hier einzuführen. Auch hier hat die Regierung zu lange gezögert. Da aber keine genauen Zahlen veröffentlicht werden, kann man ihr auch nicht vorwerfen, fahrlässig gehandelt zu haben.
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