Unmut der Eltern / Zoff im Bahnhofsviertel wegen geplanter Schulreorganisation
Das Bahnhofsviertel bleibt weiterhin in der Diskussion. Schülereltern aus dem Viertel kritisieren eine geplante Neuverteilung ihrer Kinder auf verschiedene Schulen. Die Bürgermeisterin beschwichtigt: Es sei noch gar nichts entschieden.
Die Eltern der Schulkinder aus der rue Michel Welter haben mobil gemacht gegen Pläne der Stadt, ihre Grundschule mit der in der rue du Commerce quasi zu fusionieren. Durch eine Reorganisation müssten 66 Kinder verlängerte Schulwege auf sich nehmen. Das Schulkomitee des Viertels wolle die Zyklen eins bis drei in der rue du Commerce unterbringen, die des vierten Zyklus sollten in die Schule rue Michel Welter umziehen; die anderen Zyklen sollen auf andere Schulen im Viertel verteilt werden. So soll die Anzahl der Schüler pro Klasse ausgeglichen werden.
Für Eltern mit Kindern in verschiedenen Zyklen werde das sehr kompliziert, kritisieren die Elternvertreter. Die Idee der Reorganisation geht laut der Bürgermeisterin auf einen Vorschlag der Lehrerschaft des Viertels zurück, weil es in keiner der Schulen ausreichend Kinder gebe.
Was den Eltern aus der rue Michel Welter besonders aufstößt, ist die Tatsache, dass sich im Falle einer Fusion die Schulwege für einige Kinder erheblich verlängern dürften. „Es gibt Familien, die müssen dann ihre Kinder in drei verschiedene Schulgebäude bringen“, sagt Dr. Jean-Marc Cloos, Vater von zwei Kindern. „Die Verantwortlichen sahen auch kein Problem darin, wenn Kinder alleine zu Fuß in dem Viertel unterwegs wären, und dabei beträgt der Schulweg für einige Kinder fast einen Kilometer.“ Vor dem Hintergrund der augenblicklichen Diskussionen über gefährliche Fußgängerwege und die Sicherheit im Viertel sei dies keine gute Idee. „In einem bereits sehr schwierigen Kontext sind wir der Meinung, dass unsere Kinder nicht weiter bestraft werden sollten, indem sie nun nicht mehr in die nächstgelegene Schule gehen können. Um ihrem Anliegen Nachdruck zu verleihen, hatten die Elternvertreter sogar einen Brief über ihre Anwälte an die Bürgermeisterin und an die Schulbehörde geschickt.
„Noch keine Entscheidung“
Bürgermeisterin Lydie Polfer (DP) bestätigte jedoch auf Nachfrage hin, dass noch überhaupt nichts entschieden sein. Anlässlich einer Versammlung mit den Eltern und Vertretern der Schulbehörde hatte sie angekündigt, die Situation analysieren zu lassen, ehe eine Entscheidung getroffen werde. „Ich kann den Eltern versichern, dass eine Lösung in ihrem Sinne gesucht wird. Ich bin dabei ganz auf ihrer Seite“, sagte sie dem Tageblatt auf Nachfrage hin. Erst nach der angekündigten Analyse, und das werde vor Ostern sein, werde eine Entscheidung gefällt werden.
Dr. Jean-Marc Cloos bleibt jedoch skeptisch. Mit der vorgeschlagenen Analyse soll den Eltern bloß Sand in die Augen gestreut werden, um eine mangelhafte Schulorganisation im Bahnhofsviertel zu verschleiern, sagt er. Er glaubt, dass die Reorganisation schon beschlossene Sache sei. In einer Mail an die Verantwortlichen habe er diesen vorgeworfen, die Bedürfnisse der Schüler zu ignorieren. „Wenn die Politik dazu beiträgt, dass die Lebensqualität im Viertel sinkt, dann braucht man sich nicht über eine Ghettoisierung zu wundern.“
Darüber hinaus geht den Eltern die geplante Neuorganisation viel zu schnell. „Wir befinden uns momentan in einer Krise, von der die Auswirkungen auf die Kinder noch nicht bekannt sind. Bevor wir sie mit einer solchen Änderung konfrontieren, sollten wir sie vielleicht evaluieren.“
Die Elternvertreter haben anstatt der geplanten Zusammenlegung der beiden Schulen einen eigenen Vorschlag: Auf freiwilliger Basis könnten einige Schüler des Zyklus 2.1 aus der rue du Commerce sowie aus dem Schulbezirk Neipperg (diese Schüler gehen in Bonneweg zur Schule) in die Schule in der rue Michel Welter wechseln. Auch die Zyklen 4.1 und 4.2 dort könnten noch zwei bis drei Schüler pro Klasse aufnehmen. Das würde bedeuten, dass maximal sechs Schüler die Schule (freiwillig) wechseln müssten. Der Präsident der „Garer“ Schulkomitees sei aber nicht empfänglich für diese Argumente. Er ziehe eine Zwangsverlegung von 66 Schülern vor.
Auch jetzt schon gebe es eine kuriose Situation im Viertel: „Kinder, die Nachbarn sind, gehen in drei verschiedene Schulen. Die Kinder der rue Ste-Zithe gehen in die Schule der Michel-Welter-Straße, diejenigen aus der André-Duchscher-Straße in die Schule in der rue du Commerce, und diejenigen von der place de Paris müssen nach Bonneweg.
In der rue Adolphe Fischer ist eine Vergrößerung der dortigen Schule geplant. „Warum wird nicht mit einer Reorganisation gewartet, bis die neue Schule dort fertig ist? Dann muss ja ohnehin wieder reorganisiert werden.“
Für Jean-Marc Cloos ist all dies ein Anzeichen für eine grundsätzlich mangelhafte Schulorganisation der Stadt Luxemburg. „In Hollerich plant man für 5.000 zusätzliche Bewohner, auf Cloche d’Or für 6.000, und auf dem Kirchberg sogar für 21.000. Finden Sie es normal, dass dabei keine Schule geplant ist?“, fragt Jean-Marc Cloos. „Normal wäre es, wenn in jedem Bebauungsplan auch Schulen vorgesehen wären“, sagt er abschließend.
- OGBL und Opposition zweifeln Resultat der Mobbinguntersuchung an - 21. November 2024.
- Schwache Argumente für Kürzung des Cannabis-Programms - 20. November 2024.
- Ab dem 15. November ist Platz für 300 Obdachlose auf dem Findel - 13. November 2024.
Effektiv, es wird gebaut und gebaut , 32.000 zusätzliche Einwohner, davon vornehmlich jüngere Leute mit Kindern, aber keine Schulen sind vorgesehen. Was ist das denn für eine Planung? Aber die Bürgermeisterin wird schon wissen das alles schönzureden. Hat denn der Präsident der „Garer “ Schulkomitees eine solche Macht, dass er über die Köpfe der Elternvereinigung hinweg selbstherrlich über die Verteilung der Schüler entscheiden kann? Eine andere Frage drängt sich auf: weso müssen die Eltern ihre Schützlinge eigentlich zur Schule bringen? Ausser Dr. Jean Marc Cloos und anderen Privilegierten, wird es doch vermutlich viele Eltern geben, die ihre Kinder nicht mit dem Auto unmittelbar vor der Schule absetzen können. Die Schulorganisation im Bahnhofsviertel scheint auf jeden Fall nicht besonders zu funktionieren. Ob das in den vornehmeren Stadtteilen Belair oder Limpertsberg nicht besser ist?
Es geht darum, eine Mini-Schule mit kleinsten Klassen aufrecht zu halten, damit ‚meine Kinder nicht in dieses böse Umfeld müssen‘. Dass dieses privilegierte Milieu dadurch aber die Personalressourcen des grossen Gebäudes unverhältnismässig verbraucht, spielt bei diesen Leuten keine Rolle.
Zur Erklärung: Michel-Welter- und Commerce-Schule zählen administrativ als eine Schule. Der Personalbedarf wird demnach global gerechnet.