Radsport / Zu viele Hürden: Nationale Meisterschaften nicht in Bissen
Die nationalen Meisterschaften werden in diesem Jahr doch nicht in Bissen stattfinden. Nach zu vielen Diskussionen mit den „Ponts et Chaussées“ verzichtet der SaF Zéisseng auf die Organisation. Dennoch werden Titelkämpfe stattfinden.
„Wir waren an einem Punkt angekommen, an dem für uns als Verein die gesamte Situation einfach nicht mehr tragbar war“, erklärt Claude Losch, Präsident des SaF Zéisseng. Eigentlich sollte der Klub, der mit dem Festival Elsy Jacobs jährlich eine renommierte internationale Damen-Rundfahrt organisiert und somit im Organisationsbereich eine Menge Erfahrung besitzt, am letzten Juni-Wochenende die Landesmeisterschaften organisieren. Mit der Gemeinde Bissen war auch schnell ein Partner gefunden: „Sie organisieren in diesem Jahr auch die Mountainbike-Meisterschaft und waren von der Idee auf Anhieb begeistert“, erklärt Losch weiter, der die Zusammenarbeit ausdrücklich lobt.
Seit einem Jahr laufen die Vorbereitungen, alles schien in Ordnung zu sein: „Für die Strecke hatten wir bereits die Pré-admis von den ‚Ponts et chaussées’ erhalten, am 21. April kam dann auch die Genehmigung.“
Doch plötzlich war der gewählte Streckenverlauf nicht mehr in Ordnung: „Von uns wurde auf einmal verlangt, die gesamte Fahrtrichtung zu ändern, in entgegengesetzter Richtung des Uhrzeigersinns“, erklärt Losch. Der Präsident und sein Team waren von dieser Idee alles andere als begeistert: „Wir hatten uns einen Anstieg ausgesucht, der somit dann zu einer Abfahrt würde. Der Gedanke, dass die Fahrer mit 100 km/h nach Bissen reinfahren, stieß bei uns auf keinerlei Verständnis.“
Nachdem der SaF Zéisseng laut Losch mit dem nationalen Verband FSCL Rücksprache hielt, willigte man zunächst in den neuen Streckenvorschlag ein, dann kamen jedoch die nächsten Hürden von der Straßenbauverwaltung: „Auf einmal hieß es, dass die N7 nicht voll gesperrt werden könne. Stattdessen sollten wir mit Barrieren einen Korridor errichten, die Geschwindigkeit auf dieser Passage würde dann auf 50 km/h begrenzt werden. Das war uns dann wirklich zu heikel – zudem hätte man uns das Material in Rechnung gestellt, ebenso wie die Arbeitsstunden, die dafür anfallen würden. Das brachte dann das Fass zum Überlaufen“, betont Losch, der darauf hinweist, dass die nationalen Meisterschaften für einen Verein in finanzieller Hinsicht keinerlei Gewinn darstellen: „Wir sind froh, wenn sich Kosten und Einnahmen am Ende überhaupt irgendwie decken.“
Zudem wollte der Klub auch nicht die Verantwortung für die Passage über die N7 übernehmen: „Man muss sich nur vorstellen, wenn ein Auto in die Fahrer reinfährt, dann müssten wir dafür geradestehen.“ Beim SaF Zéisseng entschied man sich folglich am Ende schweren Herzens dafür, die nationalen Meisterschaften nicht zu organisieren, und teilte dies schließlich auch dem Verband mit: „Wir konnten das Rennen auch nicht einfach so aus der Gemeinde Bissen rausnehmen, da diese ja von Anfang an als Partner an Bord war. Dabei hatten wir schon Broschüren gedruckt, der „Guide technique“ war fertig. Viele Arbeitsstunden, die da investiert wurden.“ Im Endeffekt bedauert es Claude Losch, dass nicht mehr Unterstützung kam.
Ein neues Konzept muss her
Der FSCL blieb somit gerade mal ein knapper Monat Zeit, um eine Alternative zu finden: „Die Meisterschaften werden auf jeden Fall stattfinden“, betont Präsident Camille Dahm. „Unser Generalsekretär Ed Buchette verfügt über gute Konatkte, noch sind einige Details zu klären, doch es wird aller Voraussicht nach in die Gemeinde Kehlen gehen.“
Dass es immer wieder Probleme mit der Organisation der Meisterschaften gibt, ist auch dem FSCL-Präsidenten bewusst, der weiß, dass die vielen Auflagen für einen Verein, mit der derzeitigen Situation des Benevolats, nicht leicht zu stemmen ist: „In Zukunft müssen wir hier wirklich etwas ändern, seit sechs Jahren bin ich jedes Jahr immer wieder mit diesem Thema geplagt. Im letzten Jahr hatten wir zwei Monate Zeit, nun sind es vier Wochen, doch noch etwas auf die Beine zu stellen.“
Dahm könnte sich vorstellen, dass man in Zukunft nach Regionen – Norden, Zentrum, Osten, Süden – geht und jede dann im Vier-Jahres-Rhythmus dran ist. „Dann könnten sich sämtliche Vereine einer Region zusammentun, das wäre dann vielleicht insgesamt einfacher.“ Ein Vorschlag, den er beim nächsten Kongress noch einmal auf den Tisch bringen will. Denn dass sich die Clubs inzwischen alles andere als darum reißen, die Meisterschaften zu organisieren, das ist längst deutlich geworden.
Dahm hätte sich jedoch gewünscht, dass vom SaF Zéisseng mehr Dialog erfolgt wäre: „Sie hatten sicherlich ihre Gründe für die Absage; wie sie erfolgt ist, war jedoch nicht die glücklichste Art und Weise“, meint der Verbandsvorsitzende. „Doch ich möchte daraus keine Polemik machen und werde mich mit dem Klub sicherlich noch einmal zusammensetzen, damit wir das klären können.“
Doch erst einmal geht der Blick Richtung Meisterschaften, eigentlich das Aushängeschild eines Verbandes, deren Organisation letztlich auch in diesem Jahr alles andere als reibungslos verläuft.
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