Luxemburg-Stadt / Zufrieden mit „Apéri’tours“: Schöffenrat lobt eigene Idee
Sich in den Vierteln der Hauptstadt mit der Bevölkerung treffen und dabei über Projekte reden – das war das Ziel der sogenannten „Apéri’tours“, die seit Juni von der Gemeinde organisiert wurden. Mehr als 1.750 Bürger nahmen an den Veranstaltungen teil, auf die der Schöffenrat positiv zurückblickt. Trotz Kritik.
In rund 24 Vierteln der Hauptstadt war der blau-schwarze Schöffenrat der Gemeinde Luxemburg seit Juni unterwegs und hat bei 22 Veranstaltungen ganze 40 Kilometer zurückgelegt. Bei den sogenannten „Apéri’tours“ trafen die politisch Verantwortlichen, aber auch die Gemeindeangestellten sich nämlich mit den Bürgern auf Spaziergängen und informierten dabei über Geplantes. Rund 100 Gemeindeverantwortliche stellten dabei 220 Projekte vor. Bei den ersten 20 „Apéri’tours“ waren laut aktuellen Zahlen der Gemeinde etwa 1.750 Bürger dabei. Sie reichten auf Papier 1.500 Anliegen und Ideen ein.
Diese Zahlen präsentierten Bürgermeisterin Lydie Polfer (DP) sowie der Erste Schöffe der Gemeinde, Maurice Bauer (CSV), am Dienstagmorgen beim sogenannten „City Breakfast“ der Presse und blickten dabei positiv auf die Initiative. „Diese kam sehr, sehr gut bei den Leuten an. Wir waren zu einigen Momenten selbst überrascht, wie viele Leute dabei waren“, erzählte die Bürgermeisterin, die sich und ihren Schöffenrat nur loben konnte: „Die Idee, die wir da hatten, war gut und ist auch gut angekommen.“ Das stellten viele Teilnehmerinnen sowie Teilnehmer und mit „déi gréng“ sogar die größte Oppositionspartei des Gemeinderats nicht infrage.
Kritik an Umsetzung
Aber: Besuche vom Tageblatt bei mehreren „Apéri’tours“ in den vergangenen Wochen zeigten, dass die praktische Umsetzung der Idee kritisiert wurde. „Es ist dauernd eine Kamera dabei, um wahrscheinlich alles für die Social-Media-Kanäle der Gemeinde festzuhalten, aber ein Mikrofon konnte man nicht organisieren“, wunderte sich nach einer Tour in Bonneweg zum Beispiel eine Frau. Wie auch andere hatte sie während dem Spaziergang Mühe, die oft recht kurzen Erklärungen der Bürgermeisterin zu hören. Bei einer Pressekonferenz im August kritisierte die hauptstädtische Sektion von „déi gréng“ das Format und wies darauf hin, dass dieses es eher nicht erlaube, auf spezifische Probleme in den Vierteln einzugehen.
Von Kritik an der Idee wollte Lydie Polfer beim „City Breakfast“ am Dienstag nicht sprechen und bevorzugte stattdessen den Begriff „Anregungen“. Rückblickend räumte sie ein: „Wenn mehr Leute dabei waren, 100 bis 150, konnte man mich weiter hinten nicht gut hören. Ich kann mir aber auch nicht vorstellen, am Sonntagmorgen mit einem Lautsprecher durch das Viertel zu gehen.“ Die Bürgermeisterin erklärte, dass der initiale Plan nie war, bei den Touren stehenzubleiben und in der großen Runde Informationen zu Projekten zu liefern. Stattdessen konnten die Leute die Pläne dazu nach jeder Tour bei einem „Patt“ in den Kulturzentren vor Ort begutachten.
„Es war nicht so gedacht, dass wir in das Viertel kommen und politische Reden halten, wie das zum Beispiel während einer Wahlkampagne der Fall ist. Die Leute sollten uns unterwegs auf Dinge aufmerksam machen, die wir uns ansehen sollten.“ Wenn bei den Spaziergängen aber jemand sich nach einem Projekt erkundigte, blieb die Bürgermeisterin stehen und beantwortete Fragen dazu. „Die Erklärungen haben einige dann nicht hören können“, stellte Lydie Polfer nun am Dienstag fest. Sie sprach von einer „praktischen Herausforderung“, die man vielleicht bei zukünftigen Veranstaltungen dieser Art anders meistern könne.
Ergebnisse im Frühling
Die Anmerkungen der Bürger, die sie nach den Spaziergängen zum Beispiel auf Kärtchen festgehalten haben, werden nun ausgewertet. Im „späten Frühjahr“ wollen die Gemeindeverantwortlichen laut Lydie Polfer dann zurück in die Stadtviertel kommen und präsentieren, was sofort umgesetzt werden kann, was vielleicht mehr Zeit in Anspruch nehmen wird und was vielleicht gar nicht realisiert werden kann. Sie verwies darauf, dass schon alleine die Auswertung von bislang 3.651 Fragebögen der Online-Umfrage Zeit erfordere.
Zusätzlich zu den „Apéri’tours“ konnten die Bürger nämlich auch online ihre Meinung zu den Vierteln mitteilen, in denen sie leben, arbeiten oder ihre Freizeit verbringen. Das ist auch nach der letzten „Apéri’tour“ am Dienstagabend in Kirchberg bis Ende Oktober möglich – über einen Link auf der Webseite der Gemeinde unter vdl.lu. Die Rückmeldungen der „Apéri’tours“ und einer zweitägigen Veranstaltung am Wochenende des 15. November – bei der Ortsansässige, Gewerbetreibende und Mitglieder von Vereinen ihre Ideen mitteilen – sollen dann in eine Analyse einfließen.
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