Bartringen / Zukünftige Gemeindeführung mit niederländischem Touch
Am kommenden 3. März ist Schluss für Frank Colabianchi als Bürgermeister der Gemeinde Bartringen. Seine Nachfolgerin wird die bisherige Erste Schöffin Monique Smit-Thijs. Ein Porträt.
Dass sie einmal ein Bürgermeisteramt hierzulande bekleiden würde, habe sie sich nicht vorstellen können, als sie 1984 nach Luxemburg übersiedelte, sagt die Niederländerin Monique Smit-Thijs. Wegen der Liebe sei sie nach Luxemburg gezogen. Ihr Mann – ebenfalls Niederländer – habe damals eine Arbeit in Luxemburg angenommen, und sie sei ihm hierher gefolgt. Zwei Jahre wohnten sie zuerst in Luxemburg-Stadt, ehe sie 1986 nach Bartringen zogen.
Geboren wurde sie 1962 in Eindhoven, ihr Abitur machte sie in Breda, danach studierte sie Pharmazie in Utrecht, ehe sie nach Luxemburg übersiedelte. Hier hat sie zuerst bei einer Bank gearbeitet, 1997 begann sie, in der Bartringer Grundschule „Morale laïque“ zu unterrichten. Nachdem sie das erste Mal in den Gemeinderat gewählt worden war, musste sie diese Tätigkeit in Bartringen aufgeben, und unterrichtete fortan in Mamer, Strassen, Cessingen und auf dem Kirchberg. Unterrichtet habe sie bis 2015, als ihr Mann in Rente ging: „Wir wollen wieder ein bisschen mehr reisen.“
Ihre politische Karriere begann 2005, als sie von Frank Colabianchi, den sie bei einem Essen mit gemeinsamen Freunden kennengelernt hatte, gefragt wurde, ob sie Lust hätte, für die DP mit in die Wahlen zu gehen. Colabianchi hat es leicht anders in Erinnerung: „Als damaliger Präsident der Schulkommission kannte ich sie ja bereits. Ich habe sie damals bei Gelegenheit im Schulhof gefragt. Sie sagte im Prinzip zu, fügte aber hinzu, sie wolle zuerst Robert – ihren Mann – fragen. Das mit dem Essen stimmt insofern, dass ich dabei schon im Vorfeld einmal die Gelegenheit hatte, die Lage zu sondieren.“
Bei den Wahlen 2005 erhielt sie 870 Stimmen und landete damit auf dem siebten Platz ihrer Partei. Als der damalige Bürgermeister Paul Geimer 2009 zurücktrat und Frank Colabianchi seinen Platz einnahm, rückte sie als Nächstgewählte der DP in den Gemeinderat nach. Bei den darauffolgenden Wahlen 2011 wurde sie bereits mit 1.137 Stimmen als Vierte direkt gewählt; bei den letzten Wahlen 2017 erhielt sie 1.546 Stimmen und landete damit hinter Colabianchi auf Rang zwei und wurde so auch gleich Erste Schöffin.
Integration durch Sprache
Wie reagiert die Familie auf die politische Karriere? „Mein Mann hat mich stets unterstützt. Ich glaube auch, dass meine Familie stolz darauf ist, dass ich jetzt Bürgermeisterin werde, und ich meine zudem, es ist auch ein Beweis einer gelungenen Integration.“
Eine solche beginnt für Smit übrigens beim Thema Sprache. Die zukünftige Bürgermeisterin spricht ein fast fehlerfreies Luxemburgisch, in dem nur ab und zu der niederländische Zungenschlag durchbricht. Darauf angesprochen, entgegnet sie: „Integration geschieht über die Sprache.“ In einem Land leben, ohne die Sprache zu kennen, ist für sie schwer vorstellbar. Sie habe Luxemburgisch mit Freunden und Bekannten sowie bei der Arbeit gelernt. Zudem habe sie Kurse besucht, um sie auch korrekt schreiben zu lernen. „Gute Integration hängt allerdings davon ab, was man sich selbst davon erwartet und was man bereit ist, zu investieren.“
Sie sei eine kontaktfreudige Person, die sehr gerne auf andere zugehe. „Ich komme mit jedem zurecht“, sagt sie, „auch mit Leuten aus den anderen Parteien“. Sich selbst beschreibt sie zudem als Menschen, der das, was er unternimmt, ehrlich und gerecht tun will. „Ich stelle mich oft selbst in Frage. Ich muss immer alles bis ins letzte Detail wissen, da ich stets gut vorbereitet sein will.“ Ein Charakterzug, den Frank Colabianchi bestätigt. Er bezeichnet sie einerseits als sehr charmante, andererseits als sehr sorgfältige, minutiöse Person: „Im Schöffenrat hatte sie stets ein Notizbuch dabei und sich quasi wie in der Schule immer gewissenhaft Notizen gemacht“, weiß er zu erzählen.
„Ich bin sozial engagiert und liebe den Kontakt mit anderen Menschen“, erzählt sie über sich selbst. Sie sei seit jeher im Sozialleben der Gemeinde aktiv gewesen, sei es als Elternvertreterin, sei es im Basketballclub, in dem ihre beiden Töchter spielten. Diese direkten Kontakte mit den Bürgern bezeichnet Smit als äußerst wichtig, „und das will ich auf keinen Fall sein lassen“. Das Soziale liege ihr sehr am Herzen, sagt sie und erzählt von Projekten in der Gemeinde. Und dann zitiert sie ihren „zukünftigen“ Vorgänger: „Mir hëllefe wéi ëmmer séier, diskret, efficace an ouni vill Tralala.“ Direkte Ratschläge habe sie von ihm nicht erhalten, nur so viel, dass es manchmal gut sei, einen Schritt zurück zu machen, da jede Entscheidung Konsequenzen nach sich ziehe und gut überlegt sein wolle. Ihr Wunsch für die Gemeinde ist wenig überraschend: „Die gute Zusammenarbeit im Gemeinderat soll auch weiterhin so bleiben, wie sie ist.“
Dass in der Gemeinde gut zusammengearbeitet wird, bestätigt der LSAP-Vertreter im Bartringer Gemeinderat, Fernand Caas. Er meint jedoch auch: „Obwohl sie schon etliche Jahre Erfahrung im Gemeinde- und Schöffenrat hat, glaube ich, es kommt eine gewaltige Herausforderung auf sie zu, zumal auch die beiden Schöffen an ihrer Seite neu im Amt sein werden.“ Smit sei eine sehr liebe Person, die nun auch weibliche Gesichtspunkte mit in den Schöffenrat einbringe, und es falle ihr in der Tat sehr leicht, auf Leute zuzugehen. „Sie hat diesen ‘mëllen Touch’, der gut bei den Leuten ankommt.“ Doch bei großen Projekten, wie z.B. beim aktuellen Bauvorhaben „Schwall“, sei ein harter Charakter gefragt.
Dass sie ein umgänglicher Mensch ist, weiß auch Frank Colabianchi: „Sie ist nicht nur eine gewissenhafte Person bei der Arbeit, sondern auch ein sehr lustiger Mensch, der auch mal gerne ’e Pättche matdrénkt’.“
Für Monique Smit-Thijs rückt im Übrigen Frank Demuyser in den Gemeinderat nach. Ende Januar hatte zudem der Zweite Schöffe, Patrick Michels, seinen Rücktritt bekannt gegeben. Er wird durch Youri De Smet ersetzt.
Kurzbiografie
Monique Smit-Thijs
• geboren 1962 in Eindhoven (Niederlande)
• verheiratet, zwei Töchter
• Nationalität: Niederländerin
• Mitglied des Gemeinderats seit 2009
• Erste Schöffin seit 2017
Paul Hammelmann rückt nach
Auch in der Opposition im Bartringer Gemeinderat gibt es einen Wechsel: Fernand Caas, der Vertreter der LSAP, wird ebenfalls zum 3. März 2022 sein Amt niederlegen. Der Nächstgewählte auf der LSAP-Liste ist Paul Hammelmann. Dieser bestätigte dem Tageblatt auf Nachfrage hin, dass er das Amt auch annehmen werde. Hammelmann dürfte einem breiten Publikum vor allem als Präsident der „Sécurité routière“ bekannt sein.
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