Man hatte sich in den vergangenen Jahren eigentlich schon an Bob Jungels im Landesmeistertrikot gewöhnt. Das Zeitfahren gewann er 2012, 2013, 2015, 2016, 2018, 2019 und 2020, im Straßenrennen jubelte er 2013, 2015, 2016, 2017, 2018 und 2019. Sein letzter Erfolg in Luxemburg datiert vom 20. August 2020. Damals gewann er den Kampf gegen die Uhr rund um Mamer – im folgenden Jahr ließ der Ag2r-Citroën-Profi die nationalen Titelkämpfe wegen seiner Endofibrose-Diagnose aus. 

Nun hat sich Jungels das Landesmeistertrikot im Zeitfahren wieder sichern können. Am Freitagabend gewann er nach 13,6 Kilometern rund um Nospelt mit einer Zeit von 17:05 Minuten. Damit war er 28 Sekunden schneller als Arthur Kluckers, der Zweiter und gleichzeitig Landesmeister der Espoirs wurde. Dritter wurde Michel Ries, der 36 Sekunden langsamer als Jungels war. 

Nach seinem sechsten Platz bei der Tour de Suisse, seiner Tour-de-France-Nominierung und nun dem Landesmeistertitel im Zeitfahren scheint Jungels zu alter Stärke zurückzufinden. „Die Teilnahme an der Tour war mein großes Ziel für die Saison“, sagte Jungels am Freitag nach seinem Sieg. „Vorrangiges Ziel war aber, eine normale Form zu erreichen. Das ist mir gelungen. Ich habe bereits im Training gesehen, dass es läuft – es aber dann im Rennen zu bestätigen, ist schön.“ 

Gesteigertes Selbstvertrauen 

Jungels, der als großer Favorit in das Zeitfahren ging, freut sich über seinen Erfolg. „Auf der einen Seite erscheint der Sieg logisch, auf der anderen Seite ist ein Rennen nicht gewonnen, bis du als Erster über den Zielstrich fährst. Wichtig für mich ist, dass ich eine gute Leistung gezeigt habe. Die letzten Wochen waren sehr wichtig für mich.“ 

Gerade der sechste Platz in der Schweiz gibt dem 29-Jährigen Selbstvertrauen. „Das war extrem wichtig für mich und das Team. Das war das Beste, was mir passieren konnte.“ Für Jungels war die Unsicherheit der Tour-Nominierung eine neue Situation. „Ich war mir nicht sicher, ob ich einen Anruf bekommen würde. Das war alles neu für mich, ich musste zittern. Es war aber logisch, dass sie die Entscheidung so lange hinausgezögert haben. Am Ende bin ich einfach nur froh, dabei zu sein.“ 

Kluckers, der insgesamt Zweiter wurde, sicherte sich den Titel der Espoirs. „Ich bin sehr glücklich mit dem Zeitfahren, es war ein guter Test vor der Europameisterschaft (14.-21. August in München)“, sagte der Leopard-Fahrer. „Es tut gut, nun noch ein paar Renntage zu haben. Am Sonntag zum Straßenrennen werde ich aggressiv auftreten. Wir sind mit ein paar Fahrern aus dem Team vertreten, das kann helfen.“ Michel Ries, der Dritter wurde, zeigte sich ebenfalls zufrieden. „Das Zeitfahren war in Ordnung. Es ist nicht meine Spezialität und ich habe mich nicht wirklich darauf vorbereitet. Die Landesmeisterschaften finden vor meiner Haustür statt, das ist sehr schön für mich.“ 

Für kommenden Sonntag erwartet Jungels ein schwieriges Rennen. Mit Kevin Geniets und Alex Kirsch könnten dann zwei weitere luxemburgische Tour-Teilnehmer in Nospelt starten. Während Geniets bereits von Groupama-FDJ als Starter bestätigt wurde, steht Alex Kirsch auf der noch inoffiziellen Liste der Tour de France. Kirsch hatte das Zeitfahren am Freitag wegen leichten Erkältungssymptomen ausgelassen, Geniets kehrte nicht rechtzeitig vom Trainingslager zurück. Am Sonntag wollen beide aber starten. „Ich habe weniger Druck als in den letzten Jahren“, sagte Jungels. „Ich habe mein großes Ziel mit der Tour erreicht. Das Trikot zu bekommen, wäre natürlich super – aber alle sind gut drauf. Ich freue mich auf dieses Rennen.“ 

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Pascal Gillen

Fußball, Radsport, Shorttrack oder sportgesellschaftliche Themen: Pascal Gillen zählt seit seinem Praktikum 2017 zu den Allroundern in der Tageblatt-Sportredaktion. 2018 berichtete er als jüngster Journalist von der Tour de France, kurze Zeit später beendete er erfolgreich sein Journalismus-Studium. Neben seinen Aktivitäten beim Tageblatt schrieb er unter anderem für das Fußballmagazin 11Freunde, den Trierischen Volksfreund, Mental! und fungierte zudem als TV-Kommentator bei Spielen der zweiten Basketball-Bundesliga. Seit Januar 2020 ist er ein fester Teil der Sportredaktion.

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