Fußball-Nationalmannschaft / Zwei gelungene Generalproben vor dem Start in die EM-Quali
Die luxemburgische Fußballnationalmannschaft hat in den Testspielen gegen Ungarn (2:2) und Bulgarien (0:0) bewiesen, dass sie bereit ist für die kommende EM-Qualifikation. Die beiden Vergleiche haben auch gezeigt, dass der Kader noch breiter ist als zunächst gedacht. Eine Analyse.
Die beiden Testspiele
Die Gegner für die Testspiele wurden sorgfältig rausgewählt. Ungarn (Nummer 36 der Welt) und Bulgarien (72.) sind in etwa so stark wie wie Slowakei (53.), Bosnien-Herzegowina (58.) und Island (62.) – die kommenden Gegner der FLF-Auswahl in der EM-Qualifikation 2023. Die anderen beiden Gruppengegner Portugal (9.) und Liechtenstein (196.) sind in einer anderen Kategorie anzusiedeln.
Das Fazit nach diesen beiden Freundschaftsspielen lautet wie folgt: Luxemburg ist in der Lage, an einem guten Tag jeden dieser Gegner zu schlagen. Das bedeutet, dass sich die FLF-Auswahl durchaus berechtigte Hoffnungen machen kann, im kommenden Jahr in der Gruppe J der EM-Qualifikation den dritten oder gar den zweiten Platz ins Visier zu nehmen.
Dass die beiden Unentschieden gegen Ungarn (2:2) und Bulgarien (0:0) zudem ohne eine ganze Reihe an etatmäßigen Stammspielern geholt wurden, lässt die Träume der Anhänger der FLF-Auswahl noch kühner werden. Im kommenden Jahr werden verletzte Leistungsträger wie Christopher Martins (Spartak Moskau/RUS) und Olivier Thill (Eyüpspor/TUR) wieder auf den Platz zurückkehren und Stützen wie Mathias Olesen (1. FC Köln/D) oder Maxime Chanot (New York City FC/USA) werden dann voraussichtlich auch wieder im Vollbesitz ihrer Kräfte sein. Das lässt hoffen.
Was ist besser?
Luxemburg hat in dem Fußballjahr 2022 bereits mehrmals bewiesen, dass es effizienter geworden ist. Im gegnerischen Strafraum zittern nur noch selten die Knie. In zehn Länderspielen standen elf Treffer zu Buche (bei 13 Gegentoren). Dreimal ging die Elf von Nationaltrainer Luc Holtz als Sieger vom Platz, es gab vier Unentschieden und drei Niederlagen. Obwohl die FLF-Auswahl noch immer auf einen richtigen Mittelstürmer wartet, hat zumindest ein Angreifer ein Knipser-Gen. Gerson Rodrigues erzielte in den vergangenen zwei Jahren zehn Tore für die Nationalmannschaft und ist seit der Partie gegen Ungarn der beste luxemburgische Torschütze aller Zeiten (insgesamt 15 A-Länderspieltore).
Besser ist auch, dass die luxemburgischen Spieler aggressiver und zweikampfhärter geworden sind. Das ist aber auch dadurch zu erklären, dass das Pressing und Gegenpressing mittlerweile besser umgesetzt wird. Dies wiederum ist dadurch zu erklären, dass viele Spieler bei besseren Profiklubs spielen als noch vor ein paar Jahren und sie dort dieses Verhalten eingeprägt bekommen. In den Testspielen gegen Ungarn und vor allem gegen Bulgarien gelang es den Luxemburgern durch diese taktische Weiterentwicklung immer wieder, in Ballbesitz zu kommen.
Die Gewinner
Florian Bohnert ist zwar schon seit fast sieben Jahre fester Teil der Nationalmannschaft, konnte aber selten zweimal in Folge überzeugen. Der Niederkorner profitierte davon, dass die beiden etatmäßigen Rechtsverteidiger nicht auf ihrer angestammten Position zum Einsatz kommen konnten. Marvin Martins war verletzt und Laurent Jans musste in der Innenverteidigung aushelfen. Bohnert ergriff die Gelegenheit beim Schopf und zeigte, dass er mehr als nur ein Ersatzspieler für diese beiden ist. Der 25-Jährige bereitete mit seiner Schnelligkeit so einigen Gegenspielern Kopfzerbrechen. Mittlerweile hat Bohnert – der eigentlich ausgebildeter Offensivspieler ist – aber auch die Zweikampfhärte, die ein Außenverteidiger braucht. „Ich erwarte von ihm, dass er jetzt endlich explodiert. Dann kann er noch den Sprung in eine sehr gute Profiliga schaffen“, glaubt Holtz.
Genauso schnell, wenn nicht noch schneller ist der zweite Gewinner. Alessio Curci erzielte gegen Ungarn ein Tor und setzte auch gegen Bulgarien seine Nadelstiche. Dabei hatte der 20-Jährige vor diesen beiden Terminen noch kein Länderspiel bestritten. Dass er überhaupt zum Debüt kam, verwunderte, denn der Angreifer ist bei Mainz II in der deutschen Regionalliga nur selten erste Wahl. „Er hat gespielt, getroffen und Selbstvertrauen getankt. Ich denke, er wird als anderer Spieler nach Mainz zurückkehren. Dort wird man ihn nach diesen beiden Auftritten vielleicht anders wahrnehmen. Seine Hauptstärke ist sein Tempo, mit diesem kann er vielen gegnerischen Abwehrreihen wehtun. Technisch muss er sich noch verbessern, aber was er gezeigt hat, ist vielversprechend für die Zukunft“, so Holtz.
Die Youngster
Tiago Pereira (16 Jahre alt), Selim Turping (18, beide Borussia Mönchengladbach/D) und James Rodrigues (18, FC Venedig/I) waren zum ersten Mal dabei. Zu einem Einsatz reichte es diesmal nicht. Turping und Rodrigues sind explosive Spieler, die in Zukunft noch mehr Tempo in das Spiel der Luxemburger bringen sollen. Nach dem Trainingslager und den zwei Spielen scheint aber vor allem Pereira am ehesten für künftige Kadernominierungen in Frage zu kommen. „Ich wollte ihn sogar einsetzen, aber der Spielverlauf gegen Bulgarien hat dies nicht zugelassen. Tiago hat während der vergangenen Tage sein Talent bestätigt. Ich rechne bereits für 2023 mit ihm“, so Holtz über das 16-jährige Talent.
Mit Fabio Lohei (17, FC Metz/F) feierte ein weiterer Youngster seine Premiere. Der Linksaußen war nicht zum ersten Mal dabei, durfte sich aber diesmal über seine ersten Minuten freuen. Beim 2:2 gegen Ungarn bereitete er das zweite Tor mit vor und zeigte, dass er ein Perspektivspieler ist.
So geht es weiter
Die Nationalmannschaft trifft sich im März 2023 wieder. Die Qualifikation für die EM 2024 in Deutschland beginnt mit dem Auswärtsspiel gegen die Slowakei (23. März). Danach folgt das Heimspiel gegen Portugal (23. März).
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