Esch / Zwei gestohlene Statuen: Soll der Friedhof St. Joseph nachts wieder schließen?
Am Friedhof St. Joseph in Esch wurden vergangene Woche zwei Statuen von einem Grab gestohlen. Für die Hinterbliebenen alles andere als eine Bagatelle. Sie fordern, den seit einigen Jahren zu jeder Zeit zugänglichen Friedhof nachts wieder zu schließen.
Das Grab von Nelson Innocêncio Micaele Neves auf dem Escher St.-Joseph-Friedhof fällt auf. Unweit des Eingangstors an der rue du Fossé ist es auf der rechten Seite des Hauptweges kaum zu verfehlen. Denn es ist eines der wenigen Gräber des altehrwürdigen Friedhofs, das stets bunt geschmückt ist.
Zum Grabschmuck gehörte bis vor kurzem auch eine Engelsfigur und eine Marienstatue. Beide Objekte sind verschwunden, wahrscheinlich geklaut. In der Nacht vom vergangenen Donnerstag auf Freitag. Bei der Polizei wurde Klage gegen unbekannt eingereicht. Das ruft Adrianne Kremer auf den Plan. Sie will, dass der Friedhof nachts für den „Durchgangsverkehr“ geschlossen wird. Dafür setzt sie, die mittlerweile aus Esch weggezogen ist, sich seit mehreren Jahren ein.
Vor über fünf Jahren beschloss die damalige rot-grüne Gemeindeführung, den Friedhof auch nachts geöffnet zu lassen. Hinter vorgehaltener Hand hieß es damals, dass Schöffe Henri Hinterscheid diese Maßnahme vor allem für das Krankenhaus-Personal in die Wege geleitet hatte. Der LSAP-Schöffe war vor seiner Pensionierung CHEM-Verwaltungsdirektor. Das Personal benutzt gerne den angrenzenden Langzeitparkplatz. Von dort sind es quer über den Friedhof nur noch wenige Meter bis zum Spital.
Jedenfalls wird der Friedhof auch tagsüber als Durchgangspassage benutzt. Schüler durchqueren ihn auf dem Weg zum Lycée Hubert Clément, Bürger aus den angrenzenden Vierteln marschieren in Richtung Stadtzentrum und Patienten kürzen hier den Weg zum Krankenhaus und den umliegenden Arztpraxen ab.
Dazu kommt, dass aus dem architektonisch wertvollen Friedhof mitsamt seiner geschichtsträchtigen Gräber über die Jahre eine Art Park entstehen soll. Er wird sozusagen zurückgebaut. 2.731 Gräber gibt es auf ihm, wovon 1.581 noch „aktiv“ sind, also Konzessionen haben. Neue Konzessionen gibt es schon seit über zehn Jahren nicht mehr, Beerdigungen werden nur noch denjenigen gestattet, die ein Familiengrab dort haben. Wie zum Beispiel Guy van Hulle, dessen Eltern und Schwester auf dem St.-Joseph-Friedhof begraben sind. Für Aufmerksamkeit sorgten seine Protestaktionen am Rande des Escher Kulturlaufs, dessen Streckenverlauf den Friedhof durchquerte. „Ich habe mit Religion nichts am Hut und bin als pensionierter Sportlehrer nun wirklich alles andere als ein Gegner von Sportveranstaltungen. Trotzdem bin ich der Meinung, dass man den Toten ihre Ruhe lassen und nicht in Sportbekleidung über den Friedhof laufen sollte“, sagt van Hulle, um nicht ganz ernst gemeint hinterherzuschieben: „Was kommt danach, ein Cyclocross über Stock und Grabstein?“
Deshalb protestierte Guy van Hulle beim „Kulturlaf“ stets im Gespensterkostüm vor dem unteren Eingang des Friedhofs an der Schuman-Straße. Ähnlich sieht es auch die Interessenvereinigung um Adrianne und Marceline Kremer. Ihr ist ein Dorn im Auge, was scheinbar nachts auf dem Friedhof geschieht. Da ist die Rede von Vandalismus und eben Diebstahl. Viele Jugendliche würden sich dort treffen. Deshalb fordern sie, den Friedhof nachts zu schließen. Im September 2017 wurde in diesem Sinne eine Petition in der Chamber eingereicht. Immerhin 1.075 Menschen unterstützten die Forderung, Friedhöfe in Luxemburg nachts geschlossen zu lassen. Das Quorum von 4.500 Unterschriften wurde trotzdem verpasst. „Was wäre denn so schlimm, wenn nachts die Türen zublieben?“, fragt Adrianne Kremer. Zumal auch der Lallinger Friedhof (insg. 4.460 Gräber) abends seine Pforten schließt. Schon einige Briefe habe man an die Gemeinde und Bürgermeister Georges Mischo (CSV) geschickt, die aber alle ohne Antwort blieben, so Kremer.
Kein Unterschied
Laurent Putz von der Escher Gemeinde kennt beide Friedhöfe der Stadt aus dem Effeff. Für ihn macht es keinen Unterschied, ob die Tore geschlossen oder geöffnet sind. „Es wird nicht mehr und nicht weniger geklaut oder zerstört, wenn der Friedhof geschlossen ist. Wer reinwill, der kommt auch rein. Es passieren immer Sachen“, sagt Putz. Er verweist darauf, dass am Josephs-Friedhof die Mauer zum Parkplatz eh kein Hindernis darstellt. Zudem sei es lange ruhig gewesen in Sachen Vandalismus auf den Escher Friedhöfen.
Das bestätigt auch die Polizei, die die Klage wegen der gestohlenen Statuen aufnahm. Landesweit ist vor allem zu Halloween ein Anstieg der Straftaten auf Friedhöfen zu beobachten, ansonsten hält sich alles in Grenzen, so der Tenor.
Für die Hinterbliebenen von Nelson Neves dürfte das kein Trost sein. Der emotionale Wert des Engels und der Marienstatue ist nicht zu unterschätzen. Der Engel war ein Geschenk der Nachbarschaft, während die Marienfigur von einer Freundin Nelsons aus Portugal mitgebracht wurde. Nelson starb 1999 im Alter von 16 Jahren an einem Genickbruch. Seitdem pflegt und hegt seine Mutter das Grab so gut wie jeden Tag.
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Was nütz es denn wenn man den Friedhof nachts absperrt, man kann vom Parkplatz aus übers Mäuerchen springen, wer klauen will den hindert nichts, schlimmer wäre Vandalismus.
Man sollte alle Friedhöfe schließen und die Menschen nur noch Feuerbestatten ist auch viel Hygienischer, dann läuft auch nicht das ganze Leichenwasser uns Grundwasser.
Und wer besucht denn schon so oft die Verstorbenen außer an den kirchlichen Feiertagen.
Leichen gehören verbrannt und gestreut, wir haben nicht mal genug Grundstücke für die Lebenden, da wir die ja anscheinend brauchen für die Kühe.
Laird Glenmore/Illia: Was mit einem selbst nach dem Tod geschehen soll ist so ziemlich die intimste Entscheidung, die jeder für sich treffen muss. Vorschreiben darf da niemand etwas, weder irgendeine Kirche, eine Ideologie, noch der Staat. Die Freiheit auf Selbstbestimmung hört mit dem Tod nicht auf, ansonsten ist es mit ihr nicht weit her.