Corona / Zwei Jahre Pandemie in Luxemburg: „Wir fühlten uns total verloren“
Am 16. März 2020 – also vor genau zwei Jahren – ging Luxemburg wegen der zunehmenden Ausbreitung des damals noch als „neuartig“ bezeichneten Coronavirus in den ersten Lockdown: Unter anderem Bars, Geschäfte und Restaurants mussten vorübergehend schließen. Der Beginn der Pandemie ist vielen im Großherzogtum in Erinnerung geblieben und auch an die Tatsache, dass die Sicherheitsmaßnahmen nun zum Großteil aufgehoben wurden, müssen die Menschen sich wohl noch etwas gewöhnen.
Mit geöffneten Regenschirmen hasten Menschen durch die Luxemburger Hauptstadt – schnell wollen sie angesichts des anhaltenden Regens ins Trockene kommen. Die Rollläden von vielen Läden sind an diesem Dienstagmorgen kurz vor 10 Uhr halb hochgefahren. In nur wenigen Minuten werden die Geschäfte für die Kundschaft öffnen. In Cafés und Restaurants wird alles für die Mittagspause vorbereitet. Vor zwei Jahren sah das noch anders aus. Ganz anders. Denn wegen der zunehmenden Ausbreitung des damals „neuartigen“ Coronavirus verkündete die Regierung in einer Pressekonferenz am Sonntag, dem15. März 2020, dass Luxemburg ab Mitternacht in den Lockdown gehen würde – ein zweiter folgte Ende 2020.
„Vorübergehend geschlossen“, titelte das Tageblatt am 16. März 2020 – also am Tag nach der angekündigten Maßnahmenverschärfung im Großherzogtum –, und bezog sich damit unter anderem auf geschlossene Kultur- und Sportstätten sowie Bars und Restaurants. Maguy Barberio erinnert sich noch gut an den Moment, als ihr vor zwei Jahren klar wurde, dass das familienbetriebene Restaurant Le Grand Café am hauptstädtischen Place d’armes an dem Montag im März seine Türen nicht öffnen würde. „Wir hatten nicht damit gerechnet und waren verzweifelt. Das war wirklich eine große Sache“, erzählt Maguy Barberio, verantwortlich für den Qualitätsbereich des Restaurants.
Große Erleichterung
Neben ihr steht Pascal Pellegrini, der für die Bar verantwortlich ist. „Man war auch wütend, da die Schließung einem auferlegt wurde. Während der ganzen Pandemie gab es immer wieder auch Kunden, die sich aufgeregten und kein Verständnis für das sanitäre Protokoll hatten“, erklärt der 52-jährige Pascal Pellegrini. Maguy Barberio fügt hinzu, dass die meisten allerdings verständnisvoll reagiert hätten. Aus ihren Erzählungen hört man heraus, dass in dieser Zeit gerade in puncto Kommunikation viel Fingerspitzengefühl nötig war. Wenn man die Verantwortlichen des Grand Café nach der größten Herausforderung der Pandemie fragt, nennen sie prompt die sanitären Maßnahmen und das ständige Anpassen daran.
Umso größer dann die Erleichterung, als am vergangenen Freitag ein Großteil der Corona-Maßnahmen aufgehoben wurde. Die 3G-Regel ist mit einigen Ausnahmen bis auf Weiteres Geschichte, und auch die Maskenpflicht ist aktuell fast überall passé. „Die Kunden freuen sich darüber und es ist schön, sie wieder lächeln zu sehen. Man hat zum Teil aber schon fast das Gefühl, es fehle etwas – als hätte man die Maske vergessen. Es ist eben doch eine Gewohnheit geworden“, stellt Maguy Barberio fest. Und weist darauf hin, dass man auch respektiere, wenn Menschen die Maske weiterhin tragen wollen: „Manche sind ja weiterhin vulnerabel.“
Um vor allem diese Menschen zu schützen, ging Luxemburg am 16. März 2020 in den Lockdown. „Die Bürger sollen ausschließlich aus absolut notwendigen Gründen das Haus verlassen“, hieß es im Artikel zu den Ankündigungen vor zwei Jahren im Tageblatt. Für Charles Grün aus Burglinster – der am Dienstagmorgen über den Place d’armes läuft – war dies das Schwierigste an der Pandemie. „Man konnte einfach nichts mehr unternehmen, keine Freunde treffen, nicht ins Restaurant gehen. Ich arbeite in einem Museum, und das blieb dann auch erstmal geschlossen“, erinnert sich der 36-Jährige.
Verinnerlichte Gewohnheit
Er hat sich noch nicht so ganz daran gewöhnt, jetzt in ein Café gehen zu können, ohne ein gültiges Zertifikat vorzeigen zu müssen. „Man hat auch die Tendenz, die Maske noch aufzusetzen. Vorhin in der Apotheke meinten die Angestellten auch, dass es ihnen lieber ist, wenn Kunden das tun. Ich habe auf jeden Fall immer noch eine Maske dabei“, erzählt Charles Grün. Ihn hat diese nie wirklich gestört, sagt der 36-Jährige, der zweimal Corona hatte und während einigen Tagen auch krank im Bett lag. Der dreifach Geimpfte gibt zu bedenken, dass andere Menschen an der Krankheit gestorben sind – inzwischen wurden mehr als 1.000 Todesopfer von der Luxemburger Gesundheitsbehörde registriert. Angst vor Corona hat Charles Grün aber nicht
Dass andere durchaus ängstlicher sind, hat Geschäftsinhaber Christophe Ayroles von Le Réservoir, einem Laden für u.a. Comics und Videospiele in der „Groussgaass“, in den vergangenen Tagen gemerkt. „Ich würde sagen, es ist 50:50. Die einen tragen weiter einen Mundschutz, andere nicht. Am Samstag haben wir die Leute zuerst darauf hingewiesen, dass sie das eigentlich nicht müssen. Aber sie sollen es so machen, wie sie es wollen“, erklärt Christophe Ayroles. Der Geschäftsinhaber selbst empfindet es als angenehmer, nach zwei Jahren endlich wieder ohne Maske zu arbeiten.
Doch es ist nicht der Mundschutz, der ihm während der Pandemie am meisten zu schaffen gemacht hat, wie der 45-Jährige erzählt: „Wir haben uns damals gedacht, dass wir den Laden erstmal schließen müssen, und doch fühlten wir uns total verloren. Denn man wusste nicht, wie es weitergehen wird. Besonders hart war dann die ganze Organisation im ersten Lockdown, und dass man sich neu erfinden musste.“ Man merkt Christophe Ayroles und seinen Angestellten die Erleichterung darüber an, die Menschen jetzt wieder ohne Einschränkungen begrüßen zu können.
Schwerer Lockdown
Zurück auf dem Place d’armes trifft man am Dienstagmorgen Greta aus Luxemburg-Stadt. Beim Einkaufen wurde sie von der Mitarbeiterin im Supermarkt darauf hingewiesen, dass sie eigentlich keinen Mundschutz mehr tragen müsste. „Es ist etwas ungewohnt jetzt. Man kommt sich fast vor wie ein kleines Kind, das plötzlich etwas machen darf, das es vorher nicht durfte“, versucht Greta lachend zu erklären, wie sie die aktuellen Lockerungen empfindet. Es freut sie, jetzt wieder die Gesichter der Leute um sie herum sehen zu können.
Greta war laut eigener Aussage dreimal infiziert – zum letzten Mal im Januar dieses Jahres. Einmal hatte sie etwas mehr Symptome, insgesamt verlief die Krankheit bei ihr allerdings eher mild. Schlimm war für sie eher der erste Lockdown. „Plötzlich hatte man weniger Freiheiten, kaum ein soziales Leben und keine Routinen mehr. Dadurch hat man gemerkt, wie wertvoll das alles ist. Man weiß es nun umso mehr zu schätzen.“ Diese Dinge – in Freiheit leben, den Kontakt zu seinen Lieben pflegen und wie gewohnt dem eigenen Alltag nachgehen – sind in Luxemburg nun weitgehendst ohne Einschränkungen möglich. Etwas, das man allen Menschen auf der Welt wünscht.
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Die Zahlen steigen höher als vor zwei Jahren und alle lassen die Masken fallen.Was soll der Quatsch? Wurden wir 2 Jahre verarscht?