Editorial / Zwei mal drei macht vier: Wie sich Minister Wahrheit und Fakten zurechtbiegen
Sportminister Georges Mischo hat in einem Interview die luxemburgische Sportpresse kritisiert. Als Kritik an seinen Aussagen laut wird, macht der CSV-Minister es seinem Parteikollegen Léon Gloden gleich und biegt sich die Wahrheit zurecht.
Lapidar und oberflächlich. So hat der Sportminister die Luxemburger Sportberichterstattung laut dem Sportmagazin Mental bezeichnet. Was in jedem anderen Arbeits- oder Wirtschaftssektor undenkbar wäre, scheint in Luxemburg Schule zu machen. Nachdem Premierminister Luc Frieden im Rahmen der Bettelverbot-Affäre dekretiert hatte, dass nun doch genug über dieses Thema diskutiert worden sei, ist es innerhalb der ersten 100 Tage bereits der zweite Minister, der zu wissen meint, wie der Begriff der Pressefreiheit eigentlich zu interpretieren sei.
Nachdem Georges Mischo bereits im Tageblatt reagiert hatte, hat RTL am Mittwoch einen Podcast-Auszug veröffentlicht, in dem Mischo ebenfalls auf eben jene Affäre angesprochen wurde. Darin widerspricht er seinen eigenen Aussagen von Anfang der Woche aus dem Tageblatt.
Denn im Tageblatt meinte der Sportminister noch, seine „Bemerkungen bezüglich der Oberflächlichkeit und Knappheit in der Berichterstattung sollten nicht als Kritik an der Arbeit der Presse verstanden werden, sondern vielmehr als Anerkennung des Potenzials für eine noch tiefgründigere und umfassendere Berichterstattung über den Sport“.
Im RTL-Ausschnitt packt der Sportminister dann alle ihm verfügbaren Ruder aus und gibt zu Protokoll, dass „ich nicht gesagt habe, dass es [die Berichterstattung, Anm. d. Red.] oberflächlich sei, weil ich die Qualität der Presse allgemein und die der Sportpresse, die ich besser kenne, nicht infrage stelle“. Zudem benutze er das Wort „lapidar“ nie, sodass er eventuell falsch verstanden worden sei.
Was genau gesagt wurde, könnte wohl nur Mental mit der Veröffentlichung der Audiodatei restlos klären. Unabhängig davon, ob Minister Mischo jedoch genau diese Wörter gebraucht hat oder nicht: Beim Tageblatt bekennt er sich zu seiner getätigten Aussage bezüglich der Oberflächlichkeit und Knappheit der Berichterstattung und sieht diese missinterpretiert – bei RTL will er das wiederum nie so gesagt haben. Gleichzeitig aber wurde das Interview, mit den Aussagen, die Mischo nie gemacht haben will, auf der Internetseite des Sportministeriums publiziert.
Dass verschiedene Minister in den CSV-DP-Reihen Hirngespinste erfinden, um ihr Vorgehen zu rechtfertigen, ist ein beunruhigendes Schema, das sich in der Anfangszeit der Frieden-Regierung in den Vordergrund zu drängen scheint. Léon Gloden musste in einer Antwort auf eine parlamentarische Frage einräumen, dass es nun doch keine Beweise gibt, die darauf hinweisen, dass belgische Limousinen Bettler am Boulevard Royal rauslassen. Georges Mischo widerspricht sich innerhalb weniger Tage einfach selbst.
Ob nun Gloden oder Mischo: Minister zu sein, bedeutet, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Verantwortung fürs Land übernehmen zu wollen, heißt hingegen nicht, dass man sich die Welt zurechtbiegen oder zurechtlügen kann, wenn einem die faktischen Argumente ausgehen. Aussagen eines Ministers wird – zu Recht – eine gewisse Bedeutung beigemessen. Das wird dann zum Problem, wenn politische Verantwortungsträger es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen – oder darauf hoffen, dass keiner so genau hinhört. Das schadet dann nicht der jetzigen Regierung, sondern der Politik ganz allgemein.
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Ma den Minister huet komplett recht, ausser dem Fussball ass d’Berichterstattung an der Presse einfach nemmen lächerlech gin, strotzt nemmen esou vun Fehler, alles ausser Fussball schengt zur Randsportart verkomm ze sin, ausser, hat ech elo baal vergiess, d’F1 bei RTL, dei ass natirlech deermoossen wichteg dat RTL Steiergelder hei derfen verpolfert gin.
Den Hären „Sportjournalisten“ geet et duer sech vun Günstligen aus den potenten Fussballvereiner hofeieren ze loossen fir ze mengen si wären bei Sky ungestallt an hier lapidar Artiklen wären systemrelevant fir de Letzebuerger Sport.
Sin se awer net, an nach eenmol, den Minister huet komplet recht.
„Där“ huelt iech einfach ze wichteg an kennt Heichsprong sprangen ennert enger Latt dei iech Leit wei Fonck an Lahure an nach aanerer gesaat hun.
Ob oder inwiefern Minister Mischo mit seiner Aussage Recht hat, liegt wohl in der Betrachtung eines jeden Einzelnen. Das Problem liegt für mich viel eher im Umstand, dass der Sportminister offensichtlich gelogen hat. Entweder er hat diese Aussagen nicht so gemeint (wie im Tageblatt geschrieben steht), oder hat sie nie getätigt (wie bei RTL zu Protokoll gegeben). Beides geht nicht.
Beide Minister, Gloden und Mischo, sind in ihrem Amt überfordert und unfähig gesellschaftspolitische Verantwortung zu übernehmen.
Bürgermeister einer grösseren Gemeinde und Minister sind zwei Paar verschiedene Schuhe. Und etwas Demut wäre ebenfalls angebracht, denn Minister= Diener des Volkes. Nicht mehr und nicht weniger. Beiden scheint ihr Amt zu Kopf gestiegen zu sein. Auch kein Zeichen von Intelligenz oder menschlicher Grösse.
Sollen wir die Sozen zurück rufen? Die, die alles so richtig gemacht haben, oder sich aus dem Staub machten wenn besser dotierte Posten in Aussicht waren?
@ An elo :
Keng Sozien zereck ! Daat wat se seit 30 Johr an der Regierung un sozial Aufgaben net ungepaackt, oder schlecht ungepaakt hun brengen se an enger onendlecher Zukunft och net faerdeg !
Also ech fannen datt nach ze vill Sport an den Lëtzebuerger Medien ass. D’ass deelweis méi Sport an den Zeitungen wéi Politik.
Seit der Gründung der CSV im Dezember 1944 biegen sich die Verantwortlichen der CSV Wahrheit und Fakten auf eine atemberaubende Art und Weise zurecht.
MfG
Robert Hottua