/ Zwischen Erdmännchen und Stachelschweinen: Nazi-Karussell schockt Freizeitparkbesucher
Stellen Sie sich vor, Sie besuchen einen kleinen Freizeitpark im malerischen Schwarzwald. Sie und der aufgeregte Nachwuchs schauen nacheinander bei den Tigern und den putzigen Erdmännchen und Weißschwanzstachelschweinen vorbei, sagen Löwen und Wölfen Hallo, toben sich auf der „African Spin“-Achterbahn und dem „Wellenflieger“-Karussell aus, bevor sich dann erst einmal im „Erongo“-Restaurant gestärkt wird. Njamm, das war lecker.
Und was nun? Ihr wollt die Emus sehen? Gut, also hin zu den Riesenvögeln, vorbei an Schwarznasenschafen, gewöhnlichen Haushühnern und dem Hakenkreuz-Karussell …
Moment mal, Hakenkreuz-Karussell? Sie sehen richtig, das sinnigerweise „Adlerflug“ getaufte Fahrgeschäft, das eigentlich die neue Hauptattraktion des Parks sein sollte, scheint wahlweise hinduistische Götter zu verehren oder aber … nun ja. Die ausfahrbaren Arme der Karussellgondeln ähneln im Betrieb jedenfalls unzweifelhaft Swastikas.
So was kann man sich eigentlich nicht ausdenken …
Die ungläubigen Blicke der anderen Besucher, von denen natürlich viele gleich ihre Handys zücken, um dieses Kleinod italienischer (!) Karussellingenieurskunst für die Nachwelt festzuhalten, überzeugen Sie jedoch, dass nicht etwa die fettigen Fritten im Zusammenspiel mit der Sonne und dem Bier für Halluzinationen gesorgt haben. Und während der Nachwuchs noch begeistert versucht, die Emus am Gefieder zu ziehen, fragen Sie sich, ob Sie nicht gerade in einem ähnlichen Albtraum gelandet sind wie Jon Lovitz in der Komödie „Rat Race“, dessen Familie ihn in ein „Barbie-Museum“ mitten in der Pampa schleppt, nur um dann festzustellen, dass dieses Museum gar nicht der Puppe gewidmet ist …
Ingenieurskunst from r/de
Die Antwort lautet wie so oft in solchen Fällen: „Das ist uns vorher nicht aufgefallen …“
So jedenfalls der Parkbetreiber Rüdiger Braun (der Weltgeist beweist auch hier mal wieder Humor). Er entschuldigte sich im SWR „bei allen Personen, die sich gestört oder beleidigt fühlen durch unser Design“. Das ausgerechnet ganz in Braun gehaltene Karussell wurde sofort abgestellt – und die anstößigen Gondeln will er jetzt umbauen lassen, erklärte er der Süddeutschen Zeitung.
Auf dem rechten Auge blind …?
Wie das passieren konnte, fragen sich nicht nur unsere fiktiven Parkbesucher: Laut sueddeutsche.de ist auch Michael Wehner von der Landeszentrale für politische Bildung unbegreiflich, dass niemand beim Betrachten der Skizzen oder spätestens bei der letzten Überprüfung vor der Inbetriebnahme etwas gemerkt hat. Da sogenannte „Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen“ verboten sind, hätte es sogar zu einer Anzeige kommen können – vom unerwünschten Aufmarsch Ewiggestriger, die nach dem Braunbärstreicheln gerne mit dem Swastikarussell fahren würden, ganz zu schweigen.
Auch der Name des Fahrgeschäfts, „Adlerflug“, hätte laut Wehner Assoziationen zum Adlerhorst auf dem Obersalzberg hervorrufen können.
Dann doch lieber den „Matterhorn-Blitz“ im Europapark …
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