/ Zwischen Hammer und Amboss: Trotz Waffenruhe verschiebt sich das Kräfteverhältnis, Schicksal der Kurden ungewiss
Die Türkei und die USA haben am Donnerstag eine fünftägige Waffenruhe für Nordsyrien vereinbart, um den kurdischen Kämpfern den Abzug von der türkischen Grenze zu erlauben. Der Stein, den die USA mit dem Abzug ihrer Truppen ins Rollen gebracht haben, lässt sich aber auch damit nicht wieder aufhalten. Die Kurden befinden sich weiter zwischen Hammer und Amboss.
Vier Stunden Gespräche für fünf Tage Waffenruhe. Auf Druck der USA hin hat die Türkei gestern zugestimmt, die Waffen erst einmal ruhen zu lassen. Fünf Tage haben die syrischen Kurden demnach Zeit, den mehrere hundert Kilometer breiten und 30 Kilometer tiefen Korridor freizuräumen, von dem der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sie vertreiben will.
Möglich geworden war die türkische Militäroffensive durch die völlig überraschende Ankündigung Donald Trumps, die in Nordsyrien stationierten US-Truppen abzuziehen. Es war, als habe der US-Präsident den Kurden in dieser Region die Lebensversicherung gekündigt. Erdogan zögerte nicht: Der Moment war gekommen, auf den die Türkei gewartet hatte. Die nach zynischem Militärsprech „Operation Friedensquelle“ getaufte Offensive konnte beginnen – zusammen mit syrischen Freischärlern schlug das türkische Militär zu. Die Kurden leisteten erbitterten Widerstand. In den wenigen Tagen der Offensive wurden 500 Menschen getötet und 300.000 vertrieben.
Die Welt reagierte empört. Auf Trumps Entscheidung. Und auf Erdogans neuen Krieg – einen Krieg, der einen neuen Schauplatz in dem bereits mehr als acht Jahre währenden Syrienkrieg öffnete. Und der auch Europas Sicherheit bedrohte. In den von Kurden gehaltenen Gebieten wurden Zehntausende IS-Anhänger und Kämpfer festgehalten. Gefängnisse zu beaufsichtigen, ist aber in einem Kriegschaos ein Ding der Unmöglichkeit.
Und in der Tat sind viele Dschihadisten geflohen. Auch aus Syrien hinaus, wie die Festnahme von aus kurdischer Haft entkommenen IS-Kämpfern im Irak verdeutlicht.
In ihrer Not holten sich die Kurden Hilfe in Damaskus. Damit hatte Trump die Kurden – Hauptakteure im Kampf gegen den IS – binnen weniger Tage gezwungen, die Kriegsseiten zu wechseln: von Trumps USA zu Assads Syrien und damit zu Putins Russland und zum Iran, dem neben der Türkei anderen großen regionalen Player in diesem Krieg. Dazu die Präsenz syrischer Truppen, die den Kurden zur Hilfe kamen; wer lässt sich eine solche Gelegenheit schon nehmen? All das zusammengenommen bedeutet einen wichtigen Wendepunkt in dem Konflikt, der seit März 2011 andauert.
Erdogan bald bei Putin
Jetzt also ein Waffenstillstand. Die Kurden, so US-Vizepräsident Mike Pence, der das Abkommen gestern mit verhandelt hat, würden die Waffenruhe begrüßen und freiwillig abziehen. Ob dem wirklich so sein wird, müssen die kommenden Tage zeigen.
Tatsächlich aber haben sich die geopolitischen Kräfte in Syrien ein weiteres Mal verschoben. In sechs Tagen (also einen Tag nach dem Ablauf der gestern beschlossenen Waffenruhe) wird Erdogan in Moskau bei Russlands Präsident Wladimir Putin zum Gespräch erwartet. Kurz hatte es die vergangenen Tage so ausgesehen, als könnte es zu einer direkten Konfrontation zwischen dem türkischen und dem syrischen Militär kommen. Das hätte einen militärischen Schlagabtausch zwischen einem NATO-Staat und einem Russland-Verbündeten bedeutet. Die möglichen Konsequenzen wollte sich keiner wirklich ausmalen.
Was das alles bedeutet und wie es jetzt weitergeht? Dazu gibt es wenige Gewissheiten. Die einzige könnte lauten, dass sich die USA auf weltpolitischer Bühne weiter geschwächt haben. Auch der Einflug nach Ankara gestern vom amerikanischen Vizepräsidenten zusammen mit Außenminister Mike Pompeo und die daraufhin verhandelte Waffenruhe ändern kaum etwas daran.
Und dann bei Assad?
Die von der Türkei wohl nur zähneknirschend und aus Angst vor Wirtschaftssanktionen angenommene Vereinbarung dürfte vor allem Damaskus zugutekommen. Fünf Tage Waffenruhe bedeuten ebenfalls fünf Tage Zeit für die syrische Armee, sich an der syrisch-türkischen Grenzregion in Position zu bringen. Nicht auszuschließen ist auch, dass sich die kurdischen Kämpfer der syrischen Armee anschließen und so in der Region bleiben können.
Und dann könnte auch Folgendes passieren: dass Erdogan nach Putin demnächst einen weiteren Präsidenten treffen wird: Syriens Machthaber Assad. Kommt es dazu, würden sich zwei wiedersehen, die sich einmal sehr eng waren. In den Jahren vor dem Syrienkrieg hatten Assad und Erdogan so manchen Familienurlaub gemeinsam verbracht. Das schwere Los der erneut vom Westen fallen gelassenen Kurden bleibt derweil dasselbe – sie haben ihr Schicksal nicht selber in der Hand.
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Den Trump ass schelleg wann den Erdowahn een Genocide un den Kurden durchzitt !
Den Erdowahn mecht mat den Kurden daat watt den Hitl . . mat den Juden gemaach huet,
an eis Politiker kucken no !
@Nomi; Dir beschreiwt den Problem richteg!