Reportage / Zwischen Schlamm und Schrotthaufen – CIGR-Arbeiter räumen nach den Überschwemmungen auf
Die Hochwasserkatastrophe vor zwei Wochen hat deutliche Spuren hinterlassen. Viele sind den Betroffenen zu Hilfe gekommen, darunter auch die Beschäftigungsinitiative CIGR. Tageblatt-Journalist Raffael Wilmes hat zwei Einsatzgruppen des CIGR bei ihrer Arbeit vor Ort besucht und konnte so einige Eindrücke gewinnen.
Knapp zwei Wochen ist es her, dass Luxemburg von der schlimmsten Hochwasserkatastrophe heimgesucht wurde, die das Land je erlebte. Nach außen hin scheint allmählich wieder Normalität zurückzukehren: Der durchnässte, von Schlamm bedeckte Schrott wurde größtenteils von den Straßen geräumt und anschließend entsorgt. Viele Keller und Wohnungen konnten zudem – zumindest ansatzweise – von den stinkenden Wassermassen befreit werden.
Mitverantwortlich für das schnelle Räumen und Putzen der Krisengebiete ist die Arbeitsinitiative „Centre d’initiative et de gestion régional“ (CIGR). „Als wir von dem Hochwasser erfahren haben, haben wir unmittelbar all unsere Arbeiten eingestellt, um den Gemeinden helfen zu können“, erklärt ein Sprecher des CIGR im Gespräch mit dem Tageblatt. Für gewöhnlich bietet die Asbl hauptsächlich Dienste im Bereich der Gartenarbeit und Arbeiten im Freien an. Sechs Arbeitsgruppen sind laut dem CIGR-Sprecher täglich zwischen 8 und 16.15 Uhr im Einsatz. Eine Hälfte davon unterstützt die Gemeinden, die andere hilft in privaten Haushalten. Insgesamt seien derzeit rund 50 Arbeiter des CIGR mit der Räumung und Säuberung der betroffenen Gebiete beschäftigt. Arbeitsminister Dan Kersch (LSAP) ließ während einer Pressekonferenz zum Hochwasser über seine Kollegin Taina Bofferding (LSAP) verlauten, dass Gemeinden Hilfe bei Beschäftigungsinitiativen wie dem CIGR beantragen könnten. Während des Telefonats mit dem CIGR-Sprecher stellt sich dann heraus, dass einige seiner Leute gerade dabei sind, ein Haus in Bollendorferbrück zu säubern.
Das Tageblatt hat diesen Helfern einen Besuch abgestattet. Beim Ablaufen der „Gruusswiss“ in Bollendorferbrück zeigt sich, dass sich das verschlafene Dörfchen– zumindest nach außen hin – von dem Schrecken des Hochwassers zu erholen scheint. Sicherlich, wenn man hinschaut, findet man noch überall Spuren der braunen Brühe. Die Bewohner der Gruusswiss geben sich aber alle Mühe, das Hochwasser hinter sich zu lassen, und versuchen, ihre Nachbarschaft wieder in ihr gewohntes Zuhause zu verwandeln. Die Fassaden der Häuser werden gesäubert, frische Blumen gepflanzt, neue Gartendeko platziert und Möbel gekauft.
Arbeiten in Bollendorferbrück
Dann, fast am anderen Ende der Straße, sieht man den Kleinlastwagen des CIGR, daneben einige Arbeiter in orangen Sicherheitswesten. Die Arbeiter, beziehungsweise die beiden Teamchefs, Sabine Poster und Roger Wirtz, empfangen unseren Redakteur herzlich vor der Garagentür des Hauses in Bollendorferbrück. Vom Besitzer des Hauses fehlt jedoch jede Spur. Frau Poster und Herr Wirtz schienen allerdings glücklich darüber zu sein, von ihrer harten Arbeit berichten zu können.
Derzeit arbeiten drei Teams – insgesamt neun Personen – an dem Haus in Bollendorferbrück. Und die scheinen auch nötig zu sein: Das Sprichwort „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“ scheint in diesem Augenblick äußerst passend. Die wahrscheinlich knapp zwei Meter breite Garage des Hauses ist gleichzeitig auch ein Durchgang zu dem nahe am Fluss gelegenen Garten. Der Garagenboden hat eine deutliche Neigung. Ein kleiner Pfad durch die Garage wurde mit dünnen Holzplatten ausgelegt. Grund: Der restliche Boden ist noch komplett mit dem feuchten Schlamm des Flusses bedeckt – und spiegelglatt.
Der Anblick des Gartens ist leider auch nicht erfreulicher – Schrott, überall Schrott. Über den ganzen Garten sind Haufen mit zerstörten Gegenständen verteilt: Pflanzen, eine Unmenge an Holz, darunter kaputte Gartenmöbel, Äste und Zweige. Auf einem anderen Haufen sind Porzellanteller, Töpfe, ein Regal und weiteres Küchengeschirr zu erkennen. „Der Schrott wird hier vor Ort sortiert“, erklärt Herr Wirtz, während ein Arbeiter im Hintergrund eine morsche Tür mit dem Fuß eintritt. Danach werde der Schrott auf den Kleinlastwagen des CIGR geladen, dann nach Berdorf gebracht und dort entsorgt. Frau Poster zeigt Fotos, die sie bereits von dem verwüsteten Einsatzort gemacht hat. So dokumentiert sie die Schäden für ihren Chef und gleichzeitig die Arbeit, die ihr Team leistet. „Es gibt Leute, die haben alles verloren“, kommentiert ihr Kollege Roger Wirtz. Währenddessen drücken die Arbeiter eine mit Holz gefüllte Schubkarre nach der anderen die Garage hoch, hin zu dem Kleinlastwagen.
Die beiden Teamchefs meinen, dass die Arbeit an dem Haus in Bollendorferbrück noch zwei bis drei Tage in Anspruch nehmen werde. Nächste Woche sollte dann der größte Teil Luxemburgs wieder vom Schlamm des Hochwassers befreit sein. Das CIGR hat unter anderem in Reisdorf, Rosport, Steinheim und Echternach ausgeholfen. Auf die Frage, wie das CIGR dazu gekommen ist, die Überschwemmungsgebiete aufzuräumen und zu säubern, verweist Herr Wirtz auf eine Rundmail der Regierung. Der Pressebeauftragte des Arbeitsministeriums sagt auf Nachfrage des Tageblatt Folgendes: „Die Beschäftigungsinitiativen wurden per Rundschreiben am 15. Juli darüber informiert, dass es ihnen erlaubt ist, die Rettungskräfte und Gemeindedienste bei den Aufräumarbeiten zu unterstützen.“ Seither, also seit Freitag, 16. Juli, ist das CIGR im Einsatz und hilft den Überschwemmungsopfern und den Kommunen.
Das Echternacher „Schlammbad“
Gegen Ende des Besuchs bei der CIGR-Truppe in der Gruusswiss rät Roger Wirtz unserem Tageblatt-Journalisten, nach Echternach zu fahren. Dort würde derzeit eine andere Arbeitergruppe das öffentliche Schwimmbad säubern. Der stärker werdende Regen und der graue Himmel kündigen den schaurigen Anblick der Echternacher Sporthalle und des Schwimmbades wahrlich an. Auch jetzt, zwei Wochen nach den Überschwemmungen, findet man an einigen Stellen der Eingangshalle der Sporthalle noch Wasserpfützen. Und Schlamm: Im Eingangsbereich, am Boden, an den Wänden, sogar an den Geländern. In einem Raum in der untersten Etage des Gebäudes steht sogar jetzt noch Wasser – ungefähr knietief. Einer der CIGR-Arbeiter rechnet damit, dass die Arbeiten an der Echternacher Sporthalle die ganze Woche andauern werden.
Nicht weit vom Eingangsbereich der Sporthalle entfernt unterhalten sich zwei Bademeisterinnen. Auf Nachfrage gewähren sie Einlass in das nun braune Echternacher Schwimmbad. Die beiden gehen zum Hintereingang des Gebäudes, steigen einige Treppen hinunter und springen über eine große Wasserpfütze ins Innere des Schwimmbads. Der Anblick des öffentlichen Bades gleicht jenem der Turnhalle: wieder überall braune Schlammmassen. Beim kleineren Becken habe man das Wasser schon abgelassen, erklärt eine der Bademeisterinnen. Das große Becken hingegen ist noch bis zum Rand mit braunem Wasser gefüllt. Es ist jedoch nicht nur der ungewohnte Anblick, der verstörend wirkt: Auch der Geruch ist fremd. Von Schwimmbädern erwartet man den üblichen strengen Chlorgeruch – von diesem fehlt jede Spur. Stattdessen ein übelriechender, fauliger Gestank.
Allem Anschein nach wird das Echternacher Schwimmbad seine Türen nicht mehr für Besucher öffnen. Mit trauriger Miene erklären die Bademeisterinnen, dass der durch das Hochwasser entstandene Schaden einfach zu hoch sei. Es habe keinen Sinn mehr, das ohnehin in die Jahre gekommene Schwimmbad komplett zu sanieren. Die Bademeisterinnen verweisen dabei auf ein Interview mit dem Echternacher Bürgermeister. Demzufolge könne es bis zu vier Jahre dauern, bis man in Echternach wieder schwimmen gehen kann.
Antrag auf Kurzarbeit aufgrund von Hochwasserschäden
Von der Hochwasserkatastrophe geschädigte Betriebe können einen Antrag auf Kurzarbeit auf MyGuichet.lu stellen. Folgende Fristen gilt es dabei zu beachten: „Für den Monat Juli müssen die entsprechenden Anträge bis zum 31. Juli 2021 eingereicht werden. Für die Monate August und September kann zwischen dem 2. und dem 20. August ein Antrag eingereicht werden“, schreibt ein Pressesprecher des Arbeitsministeriums auf Nachfrage des Tageblatt. In seiner letzten Sitzung habe das Konjunkturkomitee 13 von 17 Anträgen auf Kurzarbeit wegen Hochwasserschäden stattgegeben.
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Gut dass es CIGR gibt, sonst wären manchmal verschiedene
Gemeinden schlecht dran,sie würden noch ungepflegter
und unsauberer aussehen,trotz hoher Beschäftigungszahl
von Arbeitern usw. Kommentar überflüssig.
Ohne die freiwilligen Helfer oder solche Initiativen wie im obigen Artikel genannt würden die Betroffenen in Luxemburg und dem Ausland schön aufgeschmissen dastehen. Aus Berichten von Betroffenen scheint von staatlicher , kommunaler Ebene ( Ausnahmen gibt es) nicht viel Hilfe zu erwarten . Was mich enorm stört an dieser Katastrophe , auf EU -, wie Luxemburg Ebene, wäre eine solch Katastrophe in einem Drittweltland geschehen schnell eine Masse an Geld deblockiert, Hilfsgüter und staatliche Helfer losgeschickt worden. Man lässt die Betroffenen Bürger wortwörtlich im Regen stehen , nicht nur die Politik sich ihrer Vorsorgepflicht entzogen, es fehlt an allen Stellen an Hilfs- Material in solchen Katastrophen einzuschreiten, die Grundbedürfnisse der Menschen abzusichern. Nach dem Katastrophentourismus unserer europäischen Politik kehrt Ruhe ein und die Opfer sind sich überlassen.
Et ass dach daat Normalst vun der Welt , datt déi aus dem CIGR resp. den CIGL’n do eng Hand upacken.
Sie fannen jo keng Aarbecht op dem letzeburgeschen Arbechstmaarkt, daat nodeem se an déi deierst Schoulen an oft ganz laang Zéit dohinnergangen oder gefuer si ginn.
An elo bezillt d’Allgemengheet fir hieren passage an den Initiativen. An dann soll daat op eemol eng aussergewéinlech Leeschtong sinn.
Wou geet daat hin?
Vill Leit hei am Land schaffen vill.
Vill Gemenge an Staatsungestalte könnten méi
motivéiert sinn fir deenen Betraffenen do zur Seit ze stoën,
mais daat ass nëtt ëmmer de Fall,bei deenen Gehälter do
hun verschiedener daat guer nëtt nédég.Do sinn och Steiergelder
vun der Allgemengheet am Spill, oder ?? Nëtt eleng CIGR.