Großregion / Zwischen Trier und Schengen: 11,3 Millionen Euro für die bürgernahe Großregion
Die Bekenntnisse klingen vollmundig und hinterlassen einen fast schon enthusiastischen Nachgeschmack. Damit wurden die Besucher der Pressekonferenz zur Entwicklung des oberen Moseltals am Donnerstagnachmittag in Grevenmacher in den Sonnenschein entlassen. Für die „Bürgernahe Großregion“ und die „neue Ära in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit“ stehen 11,3 Millionen Euro zur Verfügung. Es sind Mittel, die die EU zur Verfügung stellt.
Noch sind die Erinnerungen an die Lockdowns während der Corona-Pandemie nicht vergessen. Geschlossene Grenzbrücken und bewaffnete Kontrolleure haben sich ins Gedächtnis eingebrannt. Das umso mehr, als es der Realität der Bewohner in der Region zwischen Schengen und Trier schon lange nicht mehr entspricht. Man arbeitet auf beiden Seiten der Grenze zusammen, vor allem, wenn es ans Eingemachte geht.
Interkommunale Kläranlage, die Verhinderung des Ausbaus der Tanklager, aber auch Feierlichkeiten wie grenzüberschreitende Nachbarschaftsfeste oder der diesjährige Europatag, der von Trier und Grevenmacher gemeinsam begangen wird, belegen das Interesse an Kooperation auf beiden Seiten der Mosel. Gemeinsam wird gebaut, protestiert und gefeiert. Während der Pandemie schien es so, als gäbe es das alles nicht.
„Wir wären in den Lockdowns komplett abgeschnitten worden, hätten Berlin und Paris das allein entschieden”, sagte Claude Turmes („déi gréng“), der in seiner Funktion als Minister für Raumentwicklung auf dem Podium saß. Die Hauptstädte sind weit weg und während dieser Zeit haben Politiker aller Parteien und aller beteiligten Länder der Großregion eben dort gegen die rigiden Beschlüsse interveniert.
Europa ist nicht das Problem, sondern die Lösung
Vielleicht deshalb haben die angereisten Vertreter aus dem Saarland, Rheinland-Pfalz und Luxemburg in ihren Reden fast schon missionarischen Eifer an den Tag gelegt, um den Glauben an Europa zu erneuern. Europa soll nicht das Problem sein, sondern die Lösung. Deshalb ist man auf dieser Seite froh, endlich Geld zur Verfügung zu haben, um nach einer zweijährigen Pilotphase konkrete Projekte umzusetzen.
Die bisherigen Pflänzchen des 2020 neu geschaffenen Regionalmanagements sind noch klein. Mehr als ein Dutzend grenzenlose Fahrradwege wurden angelegt, die grenznahen Bahnhöfe weisen in der Beschilderung auf den Nachbar hin und erste Co-Working-Spaces haben sich als erfolgreich erwiesen. In Remich beispielsweise ist das Thema fester Bestandteil des Masterplans für die Moselperle.
Mit dem EU-Geld sollen nun die vier Bereiche Siedlungs- und Gewerbeentwicklung, Daseinsvorsorge, Kulturlandschaft und Naturschutz sowie Mobilität mit konkreten Projekten weiterentwickelt werden. „Ich denke, wir haben jetzt mit dem Entwicklungskonzept die Chance, in kleinteiligen Räumen vor Ort etwas in der Großregion voranzubringen“, sagt Martin Güdelhöfer (31). Der Geograf ist der Regionalmanager und die Koordinierungsstelle für alle Vorhaben.
50.000 Pendler täglich überqueren die Mosel
Bei rund 50.000 Grenzgängern täglich aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland ist das Thema Mobilität vorrangig. Sie soll als Ganzes durchdacht werden und möglichst klimaneutral sein. In einer Studie wurden Verkehrsknotenpunkte ausgemacht, die als „Hub“ ausgebaut werden sollen. „Im Idealfall kommt man dort mit dem Fahrrad an und kann dann auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen“, sagt Güdelhofer.
Wo diese „Hubs“ konkret sein sollen, will er mit dem Verweis auf „laufende Gespräche“ nicht verraten. Wie dringend das ist, zeigt die Tatsache, dass allein durch Grevenmacher täglich 15.000 bis 17.000 Grenzpendler fahren, wie der Grevenmacher Bürgermeister Leon Gloden (CSV) bestätigt. Auch im Remicher Rathaus ist der Verkehr ein allgegenwärtiges Thema. Das zweite drängende Thema ist Wohnen.
Landesentwicklungsminister Turmes spricht von „Intelligenter Wohnraumpolitik“ und meint verstärkte Nutzung des Bestands auf beiden Seiten der Grenze. 0,5 Hektar verbraucht allein Luxemburg täglich auf dem eigenen Territorium, um den Hunger nach Wohnraum zu stillen. Wenn das Ziel, diese Fläche bis 2035 auf 0,25 Hektar zu reduzieren, erreicht werden soll, muss man grenzüberschreitend denken. Interessant ist, dass alle Beteiligten den „Bottom-up“-Charakter des Vorhabens betonen.
Wer eine Idee zu einem Projekt hat, das die Menschen zwischen Trier und Schengen näher zusammenrücken lässt, soll sich melden. Mit dem EU-Geld, das nun da ist, werden Projekte dieser Art in den vier Bereichen zu 60 Prozent kofinanziert. 11,3 Millionen Euro sind eine gute Ausgangslage und wirkt nach den Jahren der politischen Bekenntnisse auf beiden Seiten der Grenze wie Balsam in den Ohren. Wohl auch deshalb ließ es der luxemburgische Landesentwicklungsminister nicht nehmen, eine neue „Ära der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit“ anzukündigen.
Regionalmanagement
Das Büro des Regionalmanagements Oberes Moseltal befindet sich an folgender Anschrift:
23, route de Trèves
L-6793 Grevenmacher
Die Postadresse ist:
BP 57
L-6701 Grevenmacher
Tel: +352 75 01 39
Fax: +352 75 88 82
E-Mail: martin.gudelhofer@eom-dl.eu
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Diese bürgernahe Grossregion lässt manchmal zu
wünschen übrig,vieles wird nicht so gehandhabt wie es
sein müsste.Politisch wird viel gelaabert und sonst dreimal nix.
Bürgernahe Grossregion, vieles funktioniert nicht so wie es
sein sollte, das Saarland steht besser da als Rheinland-Pfalz,
Turmes sollte sich mal genauer informieren wofür und wie
diese Gelder eingesetzt werden,der Normalbürger oder auch
Grenzgänger wird mal wieder in Röhre gucken müssen.
War es nicht die Bürgernahe Grenzregion welche vor nicht allzulanger Zeit Luxemburger als „persona non grata“ zurückgewiesen hat?