Basketball / Ivor Kuresevic: Zwischen Uni und österreichischer Superliga
Wenn die FLBB-Herren am Donnerstag in die Vorqualifikation für die WM 2027 starten, sind die Blicke auch auf zwei Youngsters gerichtet, die in den kommenden Monaten ins Nationalteam eingebaut werden sollen. Einer von ihnen ist Ivor Kuresevic, der seit Herbst nicht nur in Wien studiert, sondern auch in der ersten österreichischen Liga aufläuft.
Das letzte Mal haben die Zuschauer in Luxemburg Ivor Kuresevic im vergangenen Mai in der Finalserie der LBBL gesehen. Nachdem der inzwischen 20-Jährige die Saison an der Combine Academy in Lincolnton in North Carolina verbracht hatte – einer sogenannten „Prep school“, die als Zwischenetappe zwischen Highschool und College dient –, lief er nach Ende des Schuljahres in den Play-offs noch einmal für seinen Heimatverein auf. Am Ende musste sich die Amicale Steinsel jedoch nach vier Spielen dem Basket Esch geschlagen geben, nach der Meisterschaft 2022 gab es daher keinen weiteren Titel für Kuresevic und seine Teamkollegen.
Ich wollte weiter auf einem höheren Level spielen, in einer Liga und einem Verein, bei dem ich mich auch verbessern kannüber Österreich und die Timberwolves
Seither ist im Leben des jungen Basketballers so einiges passiert. Aus dem anfänglichen Traum, den Sprung an eine Universität in den Staaten zu schaffen, wo er Studien und Basketball kombinieren kann, ist im Endeffekt nichts geworden, doch wo sich die eine Tür schließt, geht bekanntlich woanders eine neue auf. Im Fall von Kuresevic fand sich diese in der österreichischen Hauptstadt. In Wien studiert er seit Herbst Geografie und hat hier mit den Vienna Timberwolves auch gleich einen neuen Verein gefunden. Nicht irgendein Klub, sondern ein Erstligist. „In Europa zu studieren und Basketball auf einem gewissen Niveau zu spielen, ist schwieriger als in den USA, denn beides findet unabhängig voneinander statt. Doch ich wollte weiter auf einem höheren Level spielen, in einer Liga und einem Verein, bei dem ich mich auch verbessern kann.“ Und da bot Wien auch gleich zwei Möglichkeiten, denn neben den Timberwolves gibt es in der Hauptstadt noch den BC Vienna, der in der höchsten Division, der Superliga, spielt.
Neue Tür öffnet sich
Kuresevic, der im Sommer ein längeres Gespräch mit dem Trainer hatte und danach für eine Woche beim Probetraining war, ist schlussendlich bei den Timberwolves untergekommen. Ein Team, bei dem die Konstellation für eine Mannschaft aus einer ersten Liga doch etwas ungewöhnlich ist. Denn wie der 20-Jährige weiter erklärt, laufen derzeit keine Profis für den Verein auf, sondern ausschließlich Spieler, die einer anderen hauptberuflichen Tätigkeit nachgehen oder eben, so wie der junge Luxemburger, studieren. „Im Klub ist das Niveau jedenfalls ähnlich wie in Luxemburg“, meint der Ex-Steinseler.
Und so kam der 20-Jährige bisher auch in 19 Partien zum Einsatz, dies mit einem Schnitt von knapp 16 Minuten pro Spiel. In den letzten beiden Begegnungen vor seiner Abreise zum Nationalteam nach Luxemburg stand er sogar wesentlich länger auf dem Parkett und erzielte in beiden Spielen elf Punkte. Die reguläre Saison ist inzwischen beendet und die Timberwolves werden in den kommenden Wochen um die Ränge sechs bis zwölf spielen. „Es war bisher eine Saison mit vielen ‚ups and downs’, einige Spiele haben wir hoch verloren, andere wesentlich knapper. Diese hätten wir auch gewinnen können. Wir spielen eben ohne Profis, während die besten Mannschaften halt vier bis fünf Vollprofis in ihren Reihen haben.“ Persönlich sieht der junge Luxemburger seine Saison ebenfalls als eine mit Höhen und Tiefen an, denn neben dem Studium stehen auch längere Auswärtsreisen auf dem Programm und an all das musste er sich auch erst einmal gewöhnen. „Natürlich ist es anstrengend, doch wenn man die Disziplin und die Motivation hat, dann klappt das auch. Ich werde jedenfalls weiter hart an mir arbeiten und lerne auch viel dazu.“
So etwa von seinem Teamkollegen Moritz Lanegger, der österreichische Nationalspieler stand u.a. schon in Spanien und England auf dem Parkett. „Er hat mir schon viel beigebracht. Aber auch die Erfahrung, gegen Spieler mit einer hohen Qualität antreten zu können, hat mir sehr weitergeholfen.“ Dass aus dem USA-Traum letzten Endes nichts geworden ist, bedauert Kuresevic dann auch nicht mehr. „Die USA waren eine gute Erfahrung und ich bin froh, sie gemacht zu haben. Ich habe viel gelernt, wie anders der Spielstil dort ist. Er ist viel individueller, athletischer und auf das Eins-gegen-eins ausgerichtet.“ Am Ende spielte dann aber auch die Entfernung eine Rolle, warum er es dort nicht weiter probiert hat. „Eine Sache, die mir sehr schwergefallen ist, war die Distanz zur Familie. Auch wenn Wien nicht vor der Haustür liegt, war es in den USA auch wegen des Zeitunterschiedes schwerer mit der Kommunikation. Das war ein Faktor, der meine Entscheidung stark beeinflusst hat.“ Doch auch seine Leistung hatte ihn nicht wirklich zufrieden gestimmt: „Ich hatte keine gute Saison dort, was es natürlich auch schwieriger machte, an einem College unterzukommen und deshalb hatte es einfach keinen Sinn mehr, dort noch etwas zu probieren.“
Geduld haben
Daher ist der 20-Jährige umso glücklicher, dass er in dieser Woche nun auch beim Nationalteam dabei sein darf. Es sind vor allem die beiden Talente Max Logelin und Ivor Kuresevic, die Trainer Ken Diederich in den kommenden Monaten in die Mannschaft einbauen möchte. Eine große Ehre für den ehemaligen Steinseler, der sich aber auch bewusst ist, dass er Geduld haben muss. „Ich werde hart trainieren und wenn die Möglichkeit jetzt nicht kommt, dann in Zukunft. Ich weiß, dass sie uns einbauen wollen, weiß aber auch, dass das nicht von heute auf morgen kommt. Ich tue jedenfalls alles, damit ich bereit sein werde, wenn ich eingesetzt werden sollte.“
Ich werde hart trainieren und wenn die Möglichkeit jetzt nicht kommt, dann in Zukunftüber Einsätze im Nationalteam
Den FLBB-Trainern ist der 20-Jährige schon jetzt enorm dankbar, denn es waren nicht zuletzt Diederich, sein Assistent Denis Toroman und besonders Christophe Toussaint, Assistant-Coach bei der U20, die ihm geholfen haben, bei den Timberwolves unterzukommen. „Ich bin sehr dankbar, dass ich Leute wie Christophe habe, die sich für mich interessieren und mir so weiterhelfen. Da gehört auch großes Glück dazu.“
In Wien will Ivor Kuresevic nun erst einmal seinen Bachelor machen und schließt für die Zeit danach noch nichts aus. „Ich weiß, dass es auch die Möglichkeit des Sportsoldaten gibt, um danach Profi zu werden.“ Eines steht aber jetzt schon fest, auch wenn er häufig danach gefragt wird: In Steinsel wird man ihn, anders als vor einem Jahr, in dieser Saison nicht mehr sehen, wie er zum Abschluss lachend zugibt.
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