Serie / Zwischen Wiesen und Asphalt: So fährt sich die Vëlosummer-Strecke „Family Tour am Süden“
Der „Vëlosummer“ ist in vollem Gange und die Radler im Land stellen sich den unterschiedlichen Strecken. Das Tageblatt sieht sich im Rahmen der Vëlosummer-Serie die verschiedenen Schwierigkeitsgrade an und testet die Routen – angefangen mit der „Family Tour am Süden“, einem der leichtesten Rundwege.
Unsere Serie zum Vëlosummer
Das Tageblatt fährt in insgesamt fünf wöchentlichen Serienteilen je eine Vëlosummer-Fahrradstrecke – und probiert sich dabei durch die fünf verschiedenen Schwierigkeitsgrade der Touren. Der Autor oder die Autorin schildert nach der Fahrt seine/ihre Eindrücke von der Strecke, damit unsere Leser sich ein Bild von den Schwierigkeitsstufen und der Art der jeweiligen Routen machen können. Dies ist Serienteil 1 über die „Family Tour am Süden“. Alle Routen sind unter www.visitluxembourg.com/de/velosummer abrufbar.
Als in der Tageblatt-Redaktion die Strecken für die Vëlosummer-Serie verteilt werden, bin ich froh, aber auch noch ein ganz kleines bisschen skeptisch. Ich bekomme die „Family Tour am Süden“ – eine der laut Website leichtesten Routen. Froh bin ich also, weil es eine einfache Strecke ist, schließlich habe ich seit etwa sechs Jahren nicht mehr auf einem Rad gesessen. Skeptisch bin ich, weil ich nicht weiß: Wenn jemand die Strecke als leicht einschätzt, finde ich sie als Fahrrad-Wiederanfänger dann auch leicht? Oder werde ich nachher schnaufend auf dem Sattel sitzen und sagen: „DAS finden andere leicht?“
Eine Stunde und zehn Minuten sind für die Strecke von 16,51 Kilometern vorgesehen. Ich packe also für den Tour-Tag genügend Wasser, Snacks und meinen Freund als Begleitung ein, der im Fahrradfahren etwas fitter ist als ich. Auf dem Weg zum Startpunkt leihe ich mir ein Fahrrad, denn an dieser Strecke gibt es kein Fahrradverleihgeschäft (an anderen Vëlosummer-Routen schon). Als Einstieg in die Tour wird der Bahnhof in Bettemburg oder der Düdelinger Bahnhof empfohlen, wir entscheiden uns für Bettemburg. Dort angekommen stellen wir uns spontan auf einen Parkplatz am Parc Jacquinot. Wer die Route mit Kindern antritt, kann dort direkt den ersten Spielplatz ansteuern. Während ich beim Ausladen der Fahrräder noch denke: „Hoffentlich finden wir den Einstiegspunkt, ohne viel suchen zu müssen“, schaue ich hoch und sehe in ein paar Metern Entfernung eine blaue Vëlosummer-Beschilderung.
Damit geht es also los – erst mal durch ein paar Nebenstraßen von Bettemburg, vorbei an einem „Biblio Take Out“, einer kleinen Bücherausleihe mit Sitzgelegenheit am Bettemburger Schloss. Nachdem der Weg am Schwimmbad „An der Schwemm“ vorbeiführt, geht es ein Stück an der route de Dudelange entlang, bis zu einem Kreisverkehr nahe der A13, an dem es Fußgängerüberwege gibt.
Die Pfeile auf den Schildern und auf dem Asphalt lotsen uns zuverlässig auf einen Weg neben der Autobahn – die Schallschutzmauer schraubt den Krach etwas runter. In der Routenbeschreibung heißt es: „Atmen Sie abseits der vielbefahrenen Straßen tief durch und tanken Sie neue Energie“ – sehr viel haben wir von diesem „abseits“ bisher noch nicht gesehen. Allerdings muss man ja erst mal aus der Ortschaft raus und in Richtung Natur kommen, wir bleiben also hoffnungsvoll, dass dieser Teil noch bevorsteht.
Und tatsächlich sagt der blaue Pfeil kurz darauf: Ab auf einen Weg in Richtung Büringen, ein Stadtteil von Düdelingen. Links und rechts von der Strecke sind Wiesen, auf einem Hügel stehen Kühe, und am Ortseingang fahren wir an einem Hühnergehege vorbei: Da ist sie ja, die Natur. Kurz darauf ist wieder Straßenfahrt angesagt – rein geht es nach Düdelingen, vorbei am Stade John F. Kennedy. Nach einigen Abbiegungen kommen wir am Bahnhof an – grob die Hälfte haben wir also geschafft. Ich bin erleichtert, denn die paar wenigen Steigungen, die bisher auf der Strecke lagen, waren nicht lang und auch nicht zu steil, sodass ich sie problemlos fahren konnte.
In der Avenue Grande-Duchesse Charlotte machen wir mit Blick auf die Pfarrkirche St. Martin eine Trinkpause. An der Ecke nahe der Kirche sitzen Menschen in der Sonne. Weiter geht es vorbei an einem Park, in dem Kinder sich auf einem Spielplatz mit Wasserfontänen austoben. Danach geht es durch ein Stück Wald – an dessen Ende halten wir an und begrüßen eine Kuhherde. Im Hintergrund sind neben dem Weitblick Firmengebäude zu sehen.
Nach der Verabschiedung von den Kühen müssen wir ein Stück entlang einer stärker befahrenen und breiteren Straße radeln und durch einen Kreisverkehr, der unter anderem kurz danach auf die A3 führt. Es zischen zügig Autos an uns vorbei – während ich froh bin, durch diese Passage durch zu sein, frage ich mich, wie es für Familien mit Kindern ist, hier entlangzufahren. Auf unserer Route sind wir an mehreren vorbeigekommen.
Nach einem längeren Stück Radweg, teils zwischen Gleisen und einer Straße, auf dem man leicht bergauf seine Strampel-Ausdauer etwas testen kann, geht es noch mal in ein grünes Stück Park. Und: am inzwischen mindestens vierten Spielplatz vorbei. Hinter einem Waldabschnitt biegen wir schließlich auf eine Straße ein, die wir wiedererkennen: unsere Zielgerade zum Parkplatz. Knapp zwei Stunden waren wir unterwegs, allerdings mit kleinen Pausen, unter anderem für die Fotos für diesen Artikel.
Ich ziehe mein Fazit: Obwohl ich mir nach dem Durchlesen der Streckenbeschreibung etwas mehr Wald-und-Wiesen-Route und weniger Straßenfahrten vorgestellt hatte, habe ich die Strecke positiv in Erinnerung. Die Streckenschwierigkeit war genau so, wie online angegeben, die Beschilderung war klar, und für Familien mit Kindern gibt es unterwegs mehr als genug Möglichkeiten, um beispielsweise auf einem Spielplatz anzuhalten. Wer sich noch mehr Natur wünscht, für den ist vielleicht auf den anderen Vëlosummer-Strecken noch etwas dabei, die wir in unseren nächsten Serienteilen thematisieren. Und wer weiß – vielleicht traue sogar ich mich nach der Erfahrung mit dieser Tour ja bald die nächstschwerere.
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