Düdelingen / Zwischen Wissenschaft und Politik: Die neue Rätin Françoise Kemp (CSV) im Gespräch
Die 31-jährige Françoise Kemp (CSV) ist das neue Gesicht im Düdelinger Gemeinderat. Die letzten Wochen waren turbulent für sie: Neben der Verteidigung ihrer Doktorarbeit in Biomedizin hat sie eine neue Arbeitsstelle angetreten und hat ihre Vereidigung als Gemeinderätin hinter sich gebracht.
Tageblatt: Wie sind Sie zur Politik gekommen?
Françoise Kemp: Meine Eltern sind politisch engagiert. Die beiden haben sich so kennengelernt. Demnach ist bei uns zu Hause immer sehr viel über Politik diskutiert worden. Es war damals schon interessant zu sehen, welche Gemeinsamkeiten wir haben und bei welchen Punkten sich unsere Meinungen unterscheiden. Außerdem komme ich gerne mit Menschen in Kontakt, höre ihnen zu und versuche Lösungsansätze für ihr Anliegen zu finden.
Und seit wann engagieren Sie sich für Ihre Partei?
Ich bin mit 16 Jahren – also recht früh – in die CSJ eingetreten. Seit 2021 bin ich CSJ-Südpräsidentin.
Für Sie stand also früh fest, dass Sie den politischen Weg einschlagen wollten?
Es fasziniert mich, dass man sich für seine Ideen einsetzen und dabei sehen kann, wie diese umgesetzt werden. Man hat einen Impakt und kann die Gesellschaft prägen.
Wie steht es mit dem Nachwuchs bei der CSV?
Wir haben ein gutes CSJ-Südteam. Momentan treffen wir uns mit den Bürgermeistern, um die jungen Leute auf die Politik vorzubereiten. Wir waren bereits bei Georges Mischo. Er hat uns gezeigt, was es heißt, Bürgermeister einer Stadt wie Esch/Alzette zu sein und wie der Alltag aussieht. Für viele junge Menschen ist die Verantwortung für solch ein Amt noch nicht wirklich greifbar.
Hat es eine Frau schwerer in der Politik als ein Mann?
Das ist eine gute Frage. Ich denke nicht. Egal ob als Mann oder als Frau: Ein Politiker oder eine Politikerin muss ein klares Bild haben, wofür er oder sie steht und die eigenen Werte und Ideen vertreten. Doch wir müssen weiter auf dem Weg, dass es das normalste der Welt ist, dass eine Frau Politik macht.
Politische Vertreter haben nach wie vor kein Recht auf Mutterschafts- oder auch Elternurlaub.
Ich finde es schade, dass dies der Fall ist. Es ist nicht möglich zu entbinden und kurz darauf wieder im
Gemeinderat zu sitzen. Ich denke, da muss ein Akzent gesetzt werden, damit Politik für junge Frauen
attraktiver wird.
Sie waren jetzt bei zwei Gemeinderatssitzungen dabei. Wie waren die ersten Erfahrungen?
Sie haben mich alle sehr freundlich aufgenommen. Meine Fraktion arbeitet als Team zusammen und hilft mir, wo es geht. Sie bereiten mich sehr gut auf die Gemeinderatssitzungen vor, sodass ich den nötigen Background bekomme.
Die Opposition im Düdelinger Gemeinderat bemängelt, oft nicht genug mit eingebunden zu werden.
Wir hoffen weiterhin, dass sich die Haltung der Majorität der Opposition gegenüber zu mehr Fairplay entwickelt. Ich wünsche mir, dass wir im Gemeinderat gehört werden und dass dies einen Impakt hat.
Wie viel Zeit nimmt die Vorbereitung für eine Sitzung in Anspruch?
Viele Abende gehen dafür drauf. (lacht) Die Lektüre ist umfangreich und dann muss ich mich noch in die einzelnen Themen einarbeiten. Als Neuling dauert dies etwas länger. Meine fünf Stunden „congé politique“ verwende ich für die Sitzung selbst.
Für welche Themen möchten Sie sich besonders einsetzen?
Es fehlt in Düdelingen an Begrünung und an Begegnungsflächen. Der Austausch zwischen den verschiedenen Menschen in der Stadt soll gefördert werden. Ein weiteres Thema ist die Mobilität. Ich finde die Idee eines „Train-Tram“ gut – statt einer direkten Zugverbindung. Dann setze ich mich für bessere Fahrradwege und zusätzliche Fahrradstellplätze ein – dies wird momentan bereits etwas umgesetzt. Ich selbst bin oft mit dem Fahrrad unterwegs und es ist manchmal etwas schwierig, einen Stellplatz zu finden. Zudem müssen alternative Wohnformen unterstützt werden. Ich will mich für den Bau von Start-up-Wohnungen für junge Düdelinger einsetzen. Dazu soll die Stadt lebendig bleiben, geprägt von den vielen Vereinen.
Wollen Sie langfristig gesehen Ihre politische Karriere weitertreiben?
Darauf antworte ich mit einem klaren Ja. Ich wäre nicht mit in die Wahlen gegangen, wenn ich mich nicht für die Bürger einsetzen wollte. Ich denke, es ist interessant, beides gesehen zu haben: in einem Beruf gearbeitet zu haben und das dadurch Gelernte dann in der Politik anzuwenden. Genauso interessant ist es, eine Wissenschaftlerin zu sein und gleichzeitig in der Politik aktiv zu werden. Das ist kein typischer Weg in Luxemburg. Da ich etwas ganz anderes studiert habe, habe ich vielleicht auch andere Ideen.
Was erhoffen Sie sich von den Gemeindewahlen im nächsten Jahr?
Das ist schwer zu sagen. Es ist vieles im Wandel – auch politisch gesehen. Der Wähler entscheidet, was dabei
herauskommt und welche Weichen für die nächsten Jahre gestellt werden.
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