Festival / Aller guten Versuche sind drei: Nach zwei Jahren Zwangspause findet das Siren’s Call in diesem Sommer wieder statt
Nach zwei Jahren Festivaldürre soll das Siren’s Call am 25. Juni endlich sein Comeback feiern. Angesichts des vielversprechenden Line-ups ist zu hoffen, dass Putin die Welt bis dahin nicht final in den Abgrund gestürzt hat.
2020 fiel das Siren’s Call nach einer Pressekonferenz voller spannender Ankündigungen wegen der Pandemie ins Wasser. Ich erinnere mich noch, wie ich einen Monat nach der Pressekonferenz quasi zufällig neben Atelier-CEO Laurent Loschetter bei der LuxFilmFest-Eröffnung saß und wir etwas besorgt die damals noch nicht so akute Lage der Welt kommentierten.
Zu jener Zeit ahnte niemand, dass, wenn auch keine hundert, immerhin zwei Jahre der Einsamkeit folgen sollten – und dass jetzt, wo man das Licht am Ende des pandemischen Tunnels sieht, ein noch viel dunklerer Tunnel folgt, der uns mitsamt unseren demokratischen Werten und unserem Vertrauen in die Menschheit zu verschlucken droht. 2021 traute man sich dann gar nicht erst, große Events zu planen – im März war der Großteil Europas im Lockdown, Luxemburg war eines der wenigen Länder, in denen Kulturevents unter strengen Auflagen stattfinden konnten.
Während der gestrigen Pressekonferenz jedoch meinte Atelier-Managing-Partner Michel Welter, er wolle nicht länger über die ewigen Absagen und die Pandemie lamentieren, sondern mit etwas Optimismus nach vorne blicken, um eine weitere Auflage dieses urbanen Festivals in neimënster vorzustellen.
Wie gehabt sprengt das Festival mit Yoga- und Tanzworkshops, Soundinstallation und einem ausgeklügeltem Kinderprogramm die Grenzen des reinen Musikfestivals und hybridisiert zudem, mit der Lesung der feministischen Slammerin und Poetin Lisette Lombé, die sich mit der Elektrokünstlerin Cloé du Trèfle zusammentut, die Grenzen zwischen Genres, Gattungen und Sparten.
Dennoch steht die während der Pandemie so schmerzlich vermisste Live-Musik im Zentrum – und das ist auch gut so: Mit dem tollen Elektropop von Chaild sind Michel Welter, neimënster-Leiterin Ainhoa Achutegui und der künstlerische Leiter des Festivals Max Hochmuth froh, der queeren Gemeinschaft eine Plattform zu geben, Priya Ragu sorgt für einen tanzbaren R’n’B-Auftritt, mit The Hives, die bereits im November letzten Jahres im Atelier für Furore sorgten, ist ein Headliner eingeplant, der einen für die Dauer des Konzerts den desolaten Zustand der Welt vergessen lassen könnte und mit Enola Gay wird der neue irische Postpunk-Hype den Abend im Melusina abschließen – wer danach noch nicht müde ist und wegen der Pandemie Feiernachholbedarf verspürt, sollte den Abend im Gudde Wëllen (wild) ausklingen lassen.
Auch wenn sich das Siren’s Call zukunftsorientiert gibt: Mit dem Indierock von Nothing But Thieves und den schönen Klavierminiaturen von Hania Rani werden zwei Konzerte nachgeholt, die bereits für die 2020-Auflage geplant waren. Mit Fishbach, Clockworks, Josin, June Road und The Howl & the Hum stehen des Weiteren unbekanntere Bands auf dem Programm, die man sich im Laufe der nächsten Monate anhören sollte – um am 25. Juni gut vorbereitet in neimënster aufzukreuzen.
Info
Die Karten der abgesagten 2022-Auflage behalten ihre Gültigkeit. Neue Interessenten können Karten für 52 Euro ersteigern. Der Einlass für Kinder unter zehn Jahren ist frei. Wie das Hygienekonzept für das Festival ausfallen wird, wird in den kommenden Monaten entschieden. Karten sind erhältlich auf www.sirenscall.lu.
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