/ Das Musical der Erdmännchen-Brüder Jan und Henry besucht das Wiltzer Festival
Die beiden flauschigen Charmebolzen namens Jan und Henry sind für ihre Kompetenz als Detektive bekannt. Das pfiffige Zweiergespann ist nun auf Tour und macht am 7. Juli auf dem Wiltzer Festival halt. Wir sprachen mit jenen Schauspielern, welche die beiden Tierchen im Rahmen des Kindermusicals zum Leben erwecken.
Tageblatt: Wie würden Sie bekennende Musical-Hasser (wie bspw. die Autorin dieses Artikels) davon überzeugen, sich gerade dieses Musical trotzdem anzutun?
Sebastian „Gniechel“ Christ (spielt Jan): Waaaaaaas? Eine Musicalhasserin? Das geeeeeht?! Also ich finde, das ganze Leben sollte sein wie ein Musical. Ich sehe es vor mir: Das Wetter ist schön. Dann sollte die Musik einsetzen und hinter mir fangen Menschen an, zu tanzen, während ich die Straße runtergehe. Das ist doch so schön!
Lennart-Fabian Müller (spielt Henry): Zum einen erzählen wir eine wirklich schöne Geschichte mit viel Herz und Emotion. Andererseits sind diese beiden Figuren aber auch so konzipiert, dass sie unglaublich viel Witz haben. Dadurch kommen etliche humorvolle Momente auf.
Ich habe bei den letzten knapp 40 Vorstellungen gemerkt, dass die Kinder sich von Anfang an freuen, weil sie Jan und Henry sehen und nach der ersten Szene und dem ersten Song wird dann auch das Erwachsenen-Lachen immer lauter.
Wie fühlt man sich in die Rolle eines Erdmännchens hinein? Schläft man nur noch unterirdisch oder schaut man besonders viele Tier-Dokus?
L.F.M.: Als wir das Musical geplant haben, hatten wir eine recht genaue Vorgabe, da der Puppenvater Martin Reinl und Carsten Morar-Haffke (beide spielen Jan und Henry in der Fernsehserie) die Figuren schon vorentwickelt hatten. Wir haben sehr eng mit den beiden zusammengearbeitet, erhielten Tutorial-Videos von ihnen und schickten den beiden Videos von unseren Proben.
Martin wies uns dann bei Bedarf auch schon mal darauf hin, dass Jan oder Henry bestimmte Dinge nicht so sagen oder machen würden. Wir durften dabei erfahren, wie die beiden Figuren ticken. Daraus konnten wir schöpfen und sie so spielen, wie die Kinder sie schon aus dem Fernsehen kennen.
Was braucht man als Schauspieler, um diese Rolle spielen zu können? Muss man vor allem erst mal das eigene innere Kind noch mal zulassen?
S.G.C.: Ich habe das Kind im Manne definitiv nie verloren und ich liebe solche Rollen. Schon zuvor agierte ich als Puppenspieler auf meinem Youtube-Kanal. Hund und Schnecke heißen die beiden. Was vor allem zählt, ist das Training. Das beginnt schon im privaten Rahmen, wo man regelmäßig Faxen macht – das zähl ich nämlich schon zur Übung dazu.
L.F.M.: Um Kindertheater spielen zu können, muss man definitiv Spaß daran haben und selbst ein bisschen Kind geblieben sein. Das Puppenspiel an sich ist noch mal ein gesonderter Bereich. Wir sind gewissermaßen mit Synchronsprechern zu vergleichen und müssen sehr viel über die Stimme transportieren können. Zudem geht es um Koordination, da beispielsweise der Mund der Puppe sich logisch getaktet bewegen sollte.
Uns als Schauspieler und Puppenspieler muss es letzten Endes gelingen, auf der Bühne zu sein und gleichzeitig auch nicht. Wenn wir unseren Fokus auf die Puppe setzen, setzt das Publikum ihn automatisch auch dahin. So verschwinden wir dann für den Zuschauer.
Nun sind Sie ja beide aus dem Sandmännchen-Alter raus, aber Sie kennen das recht kurze Format, in dem Jan und Henry zu sehen sind, trotzdem. Bei dem Musical stehen Sie jedoch statt wenigen Minuten mehr als eine Stunde auf der Bühne. Worin unterscheiden sich die Fernseh-Erdmännchen und jene, die in Wiltz zu sehen sein werden?
S.G.C.: Also erst mal: Nein, aus diesem Alter komm ich nie raus. Ich hab mir Jan und Henry von Anfang an im Sandmännchen angeguckt und fand sie superwitzig. Und vor allem pädagogisch wertvoll, was heutzutage leider sonst eher selten der Fall ist. Den Regisseuren Timo Riegelsberger und Jan Radermacher ist es gelungen, den ganzen Charme aus den Fernseh-Kurzgeschichten auf eine größere Geschichte, die wiederum viele kleine impliziert, zu übertragen. Dabei bleiben die Figuren trotzdem diejenigen, welche die Kinder schon durch die Sendung lieben gelernt haben.
Nach dem Stück wird eine Autogrammstunde mit Jan und Henry sowie den Darstellern angeboten. Bleiben Sie auch dann im Hintergrund?
S.G.C.: Bei der Autogrammstunde zählt, was die Kinder wollen. Es ist häufig so, dass diese dann wirklich nur mit Jan und Henry reden möchten und für uns ist das dann total in Ordnung. Wenn mal ein Kind auch ein Autogramm vom Darsteller haben möchte, versperren wir uns natürlich nicht. Aber in erster Linie unterschreiben wir als Jan und Henry.
Ist es schwer, im privaten Kontext wieder aus der Rolle auszusteigen?
S.G.C.: Ich habe mich tatsächlich schon dabei erwischt, dass ich den sehr besonderen Sprechstil meiner Figur auch zu Hause übernommen habe.
L.F.M.: So richtig loslassen tut es einen dann doch nicht. Wir hatten als Ensemble insgesamt bereits sehr viel Spaß mit diesen Figuren – auch außerhalb der Bühne.
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