Hommage auf Arte / Eduardo Chillida wäre 2024 hundert geworden
Am 10. Januar 2024 wäre der spanische Bildhauer Eduardo Chillida 100 Jahre alt geworden. Er starb am 19. August 2002. Der deutsch-französische TV-Kulturkanal Arte widmet ihm in seiner Reihe „Porträt“ einen längeren Filmbeitrag mit dem Titel „Poesie und Konstruktion – Der Bildhauer Eduardo Chillida“. Er wird als einer „der renommiertesten Bildhauer der Moderne“ dargestellt, ein Künstler, der „zeitlebens sich im Spannungsfeld von Kunst und Gesellschaft“ bewegt hat, notiert das Arte-Magazin.
Eduardo Chillida, 1924 im baskischen San Sebastian geboren, ist kein Unbekannter in Luxemburg. In ihrer RTL-Fernsehsendung „Portraits d’artistes“ hat die Journalistin Liliane Thorn-Petit ihn früh interviewt und als einen gewissenhaften, intelligenten, sensiblen und offenen Künstler beschrieben, der zurückgezogen in seiner Villa „Paz“ lebe und dort seiner Kreativität freien Lauf lasse. In dem 1982 aufgelegten ersten Buch zur Sendung reproduziert die Autorin ein Foto seiner „Stèle à Salvador Allende“ aus dem Jahre 1974, ein Werk in der von ihm geliebten geschwungenen und transparenten Form, derweil Chillada u.a. mit den Worten zitiert wird: „Pour ma ville, j’ai réalisé des oeuvres monumentales dédiées à mon peuple, et faites pour s’intégrer parfaitement dans le paysage de mon enfance. Ce travail réalisé avec tout mon coeur, a été très émouvant.“
Toleranz und Respekt vor der Natur
Aus diesen kurzen Worten ergeben sich zwei Triebfedern seines Schaffens. Sein Engagement für sein Volk, die Menschlichkeit und Toleranz sowie seine Verbundenheit zur Natur, zu den Elementen Wind, Meer und der integrativen Kraft von Kunst/Natur. Kein Wunder, dass ein erstes Werk für seine Stadt aus dem Jahre 1952 „Windkämme“ hieß, eine in den Felsen integrierte Skulptur, die erst Jahre später durch eine weitere Arbeit ergänzt wurde. Es entstanden im Endeffekt drei Skulpturen dieser Art, die auch heute noch an der baskischen Küste Sturm und Meer trotzen.
Im Rahmen einer 2019 in Wiesbaden organisierten Retrospektive des Chillida-Oeuvres wurde diesen „Windkämmen“, Stahlgebilden, die in natürliche Steinformationen gepflanzt sind, viel Aufmerksamkeit zuteil, verbindet der Künstler hier doch unterschiedliche Komponenten, das kompakte Material, die gebogenen, ineinander greifenden Stahlkörper im freien Raum, sodass er somit auch spannende Leerräume in diesen extravaganten Stahlfiguren öffnet. Das Museum hat ihn als „Architekt der Leere“ bezeichnet. Einige dieser „Windkämme“ wurden 1968 vor der Unesco in Paris aufgestellt und wie erwähnt 1976 an der Küste im Baskenland installiert. Berlin-Besucher können seit 2000 vor dem Kanzleramt eine im Zeichen der Wiedervereinigung aufgestellte monumentale Skulptur von ihm bewundern.
San Sebastian-Madrid und zurück
In San Sebastian aufgewachsen, wechselte Chillida 1943 nach Madrid, studierte Architektur, dann Zeichnung an der Kunstakademie „Circulo de bellas Artes“, um 1948 nach Paris zu gehen. In seinem Atelier gestaltete er figürliche Plastiken aus Gips und Ton, nahm an Kunstausstellungen teil, doch nach seiner Heirat 1950 kehrte er nach San Sebastian zurück. Hier bezog er die Villa „Paz“ in Hernani, in der er seine ersten Arbeiten in Schmiedetechnik realisierte, später kam er dann zu seinen typischen Eisenplastiken. Er bearbeitete gleichfalls Alabaster, Holz, Terrakotta oder Granit, doch in Erinnerung bleiben neben Zeichnungen, Collagen und Drucken sowie anderen Arbeiten, etwa seine Mega-Murals aus feuerfestem Beton und schwarzem Kupferoxid, vor allem seine Eisenskulpturen.
Chillida beteiligte sich an vielen Ausstellungen und Messen, nahm an vier Ausgaben der documenta in Kassel teil, ihm wurden große Retrospektiven gewidmet, sowohl in Europa als auch in New York. Die Liste der über 40 monumentalen und nachhaltigen Arbeiten reicht von der Eisenplastik „Umarmung“ im Saarlandmuseum über die Skulptur „Gudari“ vor der Neuen Nationalgalerie in Berlin und der Arbeit „Elogio del Horizonte IV“ in Gijon in Spanien bis hin zur Skulptur „Diálogo-Tolerancia“ in Münster, „Buscando la Luz II“ vor der Pinakothek in München oder „De Musica“ auf dem Münsterplatz in Bonn, die seit 2001 dort steht.
1984 wurde die Fundación Chillida in Hernani gegründet. Die umfassendste Werkschau des Künstlers wurde noch zu Lebzeiten im Jahre 2000 in Hernani im Chillida-Leku-Museum im Beisein des Königs eingerichtet. Auf einem zwölf Hektar großen Gelände präsentierte man zahlreiche Werke von ihm, doch wie bekannt, wurde das Museum 2010 für Besucher geschlossen, jedoch wieder 2017 unter der Federführung der bekannten Schweizer Galerie Hauser & Wirth wieder geöffnet. Ein Trip ins Baskenland zum Guggenheim in Bilbao und zum Chillida-Museum in Hernani lohnt sich allemal.
„Meine Werke gehören allen“
An Auszeichnungen mangelt es Eduardo Chillida nicht. Diese reichen vom Kandinsky-Preis 1960 über den Goslarer Kaiserring 1985 bis zum Piepenbrock-Preis für Skulptur 2000 sowie einigen Ernennungen zum Mitglied von Kunstakademien, etwa der „American Academy of Arts und Letters“ im Jahre 1994 und der „Académie des Beaux-Arts“ im Jahr 2001. Ein Höhepunkt seiner Karriere war sicherlich der „Große Preis der Biennale von Venedig“ 1958. Über Eduardo Chillida wurden einige Abhandlungen verfasst, Werke, in denen die einzelnen Sparten, etwa Monumente im öffentlichen Raum, seine Grafiken oder spezifische Werke eingehender beleuchtet wurden.
Haben wir eingangs den Künstler aus seinem RTL-Gespräch zu seiner Verbundenheit mit seiner Heimatstadt San Sebastian und dem Baskenland zitiert, so sei abschließend aus der Dokumentation zur Retrospektive im Museum Wiesbaden ein Chillida-Zitat zu seinem Werk erwähnt: „Meine wichtigen Arbeiten sind für die Öffentlichkeit gemacht. Sie sind für die Menschen und sie gehören allen.“ Dieses Bekenntnis des Künstlers Eduardo Chillida lädt wohl besser als alle anderen Worte dazu sein, den Arte-Termin vom 18. August mit der Doku „Poesie und Konstruktion – Der Bildhauer Eduardo Chillida“ nicht zu verpassen.
Save the date
18. August: „Poesie und Konstruktion – Der Bildhauer Eduardo Chillida“, um 16.35 Uhr, auf Arte
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