Kunstecke / Eine Museumsstadt, die eine Reise wert ist: Spannende Expos rund um die Art Basel
Derweil die Kunstbiennale in Venedig bereits Fahrt aufgenommen hat, rüstet man in Basel für die Art Basel 2024, die vom 13. bis zum 16. Juni stattfinden wird. Wer dieses Mega-Event der internationalen Kunstszene erlebt, kommt an einem Schlenker in die ausgezeichneten Museen der Stadt nicht vorbei, etwa am Museum Tinguely, dem Kunstmuseum Basel oder der Fondation Beyeler in Riehen, wobei Letztere wohl erst im Herbst für viele Kunstfreunde attraktiv sein wird.
Die Kunstszene ist nicht auf einige Länder oder Städte fokussiert. Veranstaltungen wie die Biennale in Venedig oder die Documenta in Kassel haben Kunst aus fernen Kulturkreisen auch in unseren Breitengraden interessant und zugänglich gemacht. Noch bis zum 27. Oktober, also auch während der Laufdauer der Art, blickt das Kunstmuseum Basel unter dem Titel „When We See Us“ auf 100 Jahre panafrikanische figurative Malerei zurück.
Basierend auf einer Recherche des Zeitz Mocaa in Kapstadt (Südafrika) wurden Arbeiten von 156 Künstlern und Künstlerinnen zu einer spannenden Schau zusammengestellt. Es galt nicht nur, 100 Jahre Alltagsleben auf diesem Kontinent zu dokumentieren, vielmehr sollte auch die Entwicklung der reichhaltigen Kunst illustriert werden, wobei sich vorwiegend figurative Malerei als Triebfeder der Kunstschaffenden erweisen sollte. Hintergrund der Initiative bildet auch eine Netflix-Miniserie, in der die Haltung von Weißen gegenüber schwarzen Jugendlichen aufgezeigt und die Missbräuche rassistischer Vorurteile angeprangert werden. Einzelheiten zu dieser Expo und dem Rahmenprogramm finden Interessierte auf www.kunstmuseumbasel.ch.
Kurioses und Nachdenkliches
Wer die Kulturstadt Basel aufsucht, kommt an einem Abstecher ins Museum Tinguely nicht vorbei. In diesem Haus gibt es nicht nur eine permanente Schau mit Exponaten aus der eigenen Sammlung, vorwiegend „Maschinen“ und anderen Objekten vom Meister der beweglichen Kunstwerke. Das Haus organisiert auch Sonderexpos, etwa noch bis zum 3. November mit Arbeiten der argentinischen Installations- und Videokünstlerin Mika Rottenberg. Die 1976 geborene Künstlerin übt sich in einer bewusst amüsanten Weise mit in die Absurdität reichenden Elementen in einer kritischen Kunst. Im Visier stehen unsere Konsumgesellschaft und die ihr inhärente Logik einer ausufernden Warenproduktion. Ihre Videos stellen Situationen nach, lassen Menschenfiguren, etwa mit langen Nasen, auftreten, und das Heft „Art Saison“ notiert, dass „Rottenbergs Filme eine surreale Poesie feiern, in der die Handelnden oft wie Räder in eine fantastische Maschinerie eingebunden sind, ähnlich der konsumkritischen Installation ‚Machines Inutiles‘ des Schweizer Künstlers Jean Tinguely“. Nach ihm ist bekanntlich auch das Museum benannt. Für diese Ausstellung hat die Künstlerin zudem eine Brunnenskulptur im schönen Park des Museums sowie weitere hybride Skulpturen aus organischen Materialien und recyceltem Plastik realisiert und „kinetische“ Arbeiten geschaffen. Der Bogen zum Künstler Tinguely ist somit geschlagen. Kunsthäuser aus anderen Städten haben sich dieser Europa-Reise der Künstlerin mit dem Programm „Antimatter Factory“ angeschlossen. Infos gibt es auf www.tinguely.ch.
Einblick ins facettenreiche Matisse-Werk
Auch wenn während der Laufdauer der Art Basel die im nahen Riehen angesiedelte Fondation Beyeler eine breit angelegte Schau der zeitgenössischen Kunst in ihrem Gebäude und im angrenzenden Park zeigt, richtet sich das Augenmerk vieler Kunstfreunde wohl auf die zweite Jahreshälfte, nämlich vor allem auf die Expo „Matisse – eine Einladung zur Reise“, die vom 22. September 2024 bis 26. Januar 2025 hier zu sehen sein wird.
Henri Matisse, der von 1869 bis 1954 in Frankreich gelebt hat, reiht sich in die Moderne ein. Er hat der Farbe eine große Bedeutung beigemessen und hat dies 1908 auch in seinem Text „Notes d’un peintre“ erläutert. Viele Experten sehen darin eine Art Gegenstück zum Kubismus Braques und Picassos, „welche die Zersplitterung des Bildsujets bzw. dessen Neuaufbau immer von der Form und Linie her entwickeln“ (dixit Dumont). Matisse hingegen hat die Farbe in der Fläche und als Ausdruck des Lichts gesehen, Farbe, aus der sich dann die „Form“ entwickeln soll. Seine Bilder sind „voller Musikalität“ und lassen sich auch gerne mal dekorativ einsetzen. Seine Kunst entwickelte sich im Laufe der Jahre, drängte auf eine Vereinfachung der Formen und so schuf Matisse eine neue „Grundlage“ für die Malerei, die sich bis in die heutige Zeit bemerkbar macht.
Die Stiftung Beyeler zeigt ab Herbst eine große Retrospektive des Meisters, hat mehr als 70 wichtige Werke aus der eigenen Kollektion sowie aus anderen Museen und Privatsammlungen zu einer beeindruckenden Schau zusammengestellt. Mit „Einladung zur Reise“ wird die zeitliche Entfaltung dieser Ausstellung ab 1900 über seine fauvistische Epoche und die eher experimentelle Zeit um 1910 bis hin zur Nice-Periode betitelt und führt darüber hinaus in die 30er-Jahre. Abgerundet wird die Schau jedoch mit einigen Werken aus der Ära der legendären „Scherenschnitte“ aus den 40er- und 50er-Jahren. Diese Hommage an Henri Matisse dürfte auf breites Interesse stoßen.
Wer sich jedoch nicht bis September gedulden möchte, dem empfehlen wir einen Trip nach Nice, wo Matisse gelebt und gewirkt hat und wo es ein eigenes Matisse-Museum gibt, das neben anderen zahlreichen Kunsteinrichtungen absolut sehenswert ist, gibt es doch Aufschluss über Leben und Schaffen dieses Ausnahmekünstlers. Infos über die Matisse-Expo im Beyeler gibt es auf www.fondationbeyeler.ch.
Basel ist also nicht nur zur Zeit der Art-Messe, die nächste Woche zu Ende geht, eine Reise wert.
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