Musiktipps / Eine Piña colada auf die Nostalgie: Neue Platten von The Smashing Pumpkins, Jack White, Louis Cole und Starwolf
Zwei Tickets in die Vergangenheit und eine Nacht in der tropischen Disko: Was sich dahinter verbirgt, verraten unsere Musikexperten Kai Florian Becker und Rosario Ligammari in ihren Plattenempfehlungen.
The Smashing Pumpkins – „Aghori Mhori Mei“
Derzeit touren The Smashing Pumpkins über den Globus. Aktuell sind sie in Nordamerika unterwegs, kürzlich waren sie noch in Luxemburg zu Gast. Und so ganz nebenbei überraschen sie mit ihrem 13. Studioalbum „Aghori Mhori Mei“. Das haben die drei Urmitglieder Billy Corgan, James Iha und Jimmy Chamberlin über den Zeitraum von zwei Jahren im Alleingang aufgenommen. Iha an der Gitarre, Chamberlin hinter dem Schlagzeug und Frontmann Corgan übernahm den Rest – inklusive der Produktion.
Hatten sie in den vergangenen Jahren gerne mal experimentelle, weniger erquickende Wege beschritten und sich auch an elektronischen Sounds versucht, so lassen sie schon mit dem Auftakt „Edin“ keine Zweifel offen, dass sie diesmal rocken wollen. Dem Fan der frühen Werke der Band bleibt glatt der Mund offenstehen ob der Wucht und der Dynamik dessen, was da aus den Boxen kommt. Das erinnert an die glorreichen Neunziger, als The Smashing Pumpkins an der Speerspitze der Alternative-Rock-Bewegung standen.
Beim Komponieren wurde Corgan von dem Sprichwort – und auch Titel eines Thomas-Wolfe-Romans – „You can‘t go home again“ (frei übersetzt: „Es führt kein Weg zurück“) inspiriert: „Ich habe das persönlich als wahr empfunden. Aber ich dachte: Was wäre, wenn wir es trotzdem versuchen würden? Nicht so sehr, um mit Sentimentalität zurückzublicken, sondern eher, um nach vorne zu blicken; um zu sehen, ob unsere Art, Musik zu machen, in der Zeit von 1990 bis 1996 immer noch etwas Enthüllendes hervorbringen würde.“ Diesen Schritt hatten ihm viele nicht mehr zugetraut und dürften umso überraschter von „Aghori Mhori Mei“ sein, dessen Songs nicht alle die Wucht des Openers haben. Aber positive Überraschungen hat Corgan zur Genüge parat, beispielsweise in Form von „War Dreams Of Itself“, „Sighommi“ und „Sicarus“. (Kai Florian Becker)
Jack White – „No Name“
Es ist immer spannend, wenn etablierte Künstlerinnen und Künstler ihren eigenen Weg gehen – musikalisch oder im Hinblick auf marktübliche Praktiken. Letztere sind Jack White nämlich egal. Am 19. Juli hatte er in seinen Third-Man-Plattenläden den Kunden heimlich eine Schallplatte zustecken lassen. Eine weiße Platte in einer weißen Hülle, auf dessen Label nur „No Name“ stand. Was die Kunden nicht wussten: Dabei handelte es sich um das neue Jack-White-Album „No Name“, das seit Anfang August auch digital erhältlich und als Vinylversion vorbestellbar ist.
Aufgenommen, produziert und abgemischt wurde das 13 Songs umfassende Album von White in den Jahren 2023 und 2024 in seinem Third Man Studio und dann in seinem eigenen Presswerk, Third Man Pressing, hergestellt. White ist einer der wenigen Musiker, die es sich aufgrund ihres Erfolges und Vermögens leisten können, autark zu arbeiten. Davon träumen viele – auch von Whites Geschmackssicherheit und Coolness.
Nicht nur seine Marketingstunts sind großartig, auch musikalisch ist der Multiinstrumentalist White ganz weit vorne. Wobei: eher weit hinten, im Sinne von retrospektiv. Denn er gilt als moderner Vertreter des Genres Bluesrock, das in der ersten Hälfte der Sechziger Jahre als Fusion aus Blues und Rock entstanden war.
White kann exzellent Gitarre spielen, singt fantastisch, schreibt eingängige Melodien und weiß, dass Songs eine gewisse Energie und etwas Magisches innewohnen sollten. Beispiele hierfür finden sich auf „No Name“ zuhauf: der energische Orgeleinsatz in „Old Scratch Blues“, das schmetternde „That’s How I’m Feeling“, das unwiderstehlich groovende „It’s Rough On Rats (If You’re Asking)“, das zweieinhalbminütige Punk-Feuerwerk „Bombing Out“ und „Missionary“ mit seinen Schlagzeug-Kapriolen. Seinem sechsten Soloalbum mag es an einem Titel fehlen, nicht aber an Qualität. (Kai Florian Becker)
Louis Cole – „Nothing“
Lorsque la pop et le classique s’imbriquent jusqu’à se confondre, le résultat peut tutoyer le grandiose. A cheval entre les deux mondes, Ennio Morricone est rejoué „pop“ par Calibro 35. Et puis, dans le champ pop, le qualificatif „morriconien“ fait allusion, en général, aux somptueuses orchestrations. Ce grand écart entre pop moderne et musique classique, Louis Cole le fait avec „Nothing“, accompagné du Metropole Orkest et du chef d’orchestre Jules Buckley.
La démarche est différente de celle de The Divine Comedy ou de Get Well Soon, ces groupes pop aux somptueuses orchestrations, justement. Car Louis Cole semble injecter de la pop dans le classique, et non l’inverse. Le multi-instrumentiste mixe ses sections rythmiques à l’orchestre. Et ce qui est bien, c’est qu’on ne sait jamais ce qui va se passer; comme pour la critique d’un film, il ne faut pas spoiler. Silence dans la salle. Mais quand même, disons-le: „Nothing“ est un disque gargantuesque, qui embrasse la pop culture.
Il englobe tout: blockbuster, auteur, jazz, comédie musicale, R&B, glam, arrangements „à l’ancienne“, qui se conjuguent aussi bien au présent. Sur „A Pill In The Sea“, c’est de l’indus orageux, contrebalancé par le swing. „Weird Moment“, avec ses sonorités de jeux vidéo vintage, semble revenir à une époque, lointaine, où l’électro était en train de s’inventer. „These Dreams Are Killing Me“ exécute une improbable descente prog-rock. Avec „Wizard Funk“, Cole invente le funk classique, joué à la clarinette contrebasse. „Hi Five“, c’est de la classic pop. „Classic“ ici pour „inoubliable“. (Rosario Ligammari)
Starwolf – „Tropical Disco“
Avec „Tropical Disco“ le voyage spatio-temporel est annoncé d’emblée via la pochette, qui nous ferait dire, sans complexe, que c’est parce qu’on a vu la lumière qu’on est entré. Mais oui, elles brillent bien, ces boules à facette décuplées sur un fond étoilé, comme si elles se reflétaient les unes avec les autres: le plafond n’a plus de limites, comme le ciel. Back to the disco! Mais du disco qui entrelace du funk, un poil psychédélique. On s’assoit alors sur un canapé en cuir, on regarde les petits miroirs danser sur le monde. Puis on se lève, on se déhanche à notre tour, il fait chaud, il fait frais, on se laisse perdre sur la samba „Don’t You Forget“ et on se prend les jambes sur „Moon Castle“ avec ses synthés emberlificotés.
Ensuite, on se trémousse au ralenti sur „Bossa Chica“ avec sa flûte qui tournoie, comme un serpent dans un chapeau. Pas de doute: le groupe, originaire de Saint-Louis (Missouri), sait y faire. Et Marcello Cassanelli assure les claviers sur le morceau-titre, il y a encore Tim Lefebvre, bassiste qui a travaillé avec David Bowie et Empire Of The Sun, sans oublier la présence du sitar; il y a de quoi nous aspirer dans un tourbillon, pour nous propulser jusqu’à un lever de soleil oriental. Mais la nuit n’est pas finie.
On prend un doux cocktail, une „Piña colada“, avec ces voix sucrées. On se dit que simplicité rime avec efficacité. On a soif de vitalité. Puis, quand même, le disque ferme ses portes. Il faut y aller. On repart alors, la tête dansante. Et puis on s’endort, avec le sourire aux yeux. (Rosario Ligammari)
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