Kunstecke / Galerie Go Art startet in die Saison mit einer Hommage an François Schortgen
Laufen in einigen Galerien noch Ausstellungen des vergangenen Jahres bis Mitte Januar, so warten andere bereits mit neuen Expos auf, etwa die Galerie Go Art (vorher Schlassgoart) in Esch/Alzette. Der vor fast 90 Jahren geborene Künstler François Schortgen ist vor rund zehn Jahren verstorben. Beide Daten nimmt seine Familie in Kooperation mit der Galerie Go Art zum Anlass, ihm eine Ausstellung zu widmen. Vernissage ist am heutigen Donnerstag.
Derweil in der Kunstgalerie Escher Theater noch bis zum 11. Januar Werke der jungen Künstlerin Nelly Mendonça gezeigt werden, startet die Galerie Go Art ihre Saison mit einer Hommage an François Schortgen unter dem Titel „Voyage au cœur du silence“. In der Tat, die Bilder des am 11. Oktober 1935 in Belval geborenen und am 11. Juli 2015 in Esch/Alzette verstorbenen François Schortgen spiegeln eine Welt der Meditation und „der malerischen Stille“ wider, wie Paul Bertemes im April 2000 zur Einführung in sein Werk geschrieben hat.
Erlebnisse in Kunst transzendiert
Schortgen, der die bitteren Kriegsjahre erlebte, von seiner Mutter das Zeichnen erlernte und als Junge erste Erfahrungen in Farbmalerei sammelte, hat sich in Ateliers bekannter Künstler, unter anderem Rabinger, in die Kunst der Malerei einführen lassen. Später widmete er sich der Kalligrafie. Er studierte Kunstgeschichte mithilfe von Büchern und Museumsbesuchen, traf auf die Künstler Gerson und Tissen in Luxemburg, wanderte 1956 nach den USA aus. Er wohnte zeitweise in Kanada und Alaska, lebte dort und war von der Inuit-Kultur fasziniert.
Nachdem er diese Region mit Menschen, die er bewunderte, beruflich verlassen musste, bereiste er noch andere Länder, bevor er 1961 nach Luxemburg zurückkehrte und seine Frau Lily Sassel heiratete. Er entwickelte progressiv seine ganz eigene Malerei, die immer „expressiver“ wurde. 1972 adoptierte das Paar ihre Tochter Kim. Nach einer Auszeit wurde er 1973 wieder künstlerisch aktiv. Ab diesem Jahr entfaltete sich seine „Karriere“, besser seine Suche nach einer spannenden Tiefe in seinen Werken. Er hat die Eigenarten des Kunstmaterials aufgesogen und in einer ganz persönlichen Weise verarbeitet und in seine Kunstwerke ganz intimer Art überführt. Auf seinen zahlreichen Reisen hat er fremde Landschaften gesehen und verinnerlicht, diese sehr persönlich interpretiert, für sich vereinnahmt. Nicht um sie einfach wiederzugeben, nein, für ihn entstanden neue Gebilde, „innere Landschaften“, kurzum, wie Bertemes notiert, öffnet er „das Tor zu seiner Region der malerischen Stille“.
Eigene Welten geschaffen
Der Künstler hat sich selbstredend im Laufe der eigenen Erfahrungen, Erlebnisse – er bereiste unter anderem China – entwickelt und immer wieder weite Horizonte erschlossen. Seine Malerei ist sowohl ruhig gehalten als auch bewusst gesteuert aufgewühlt dargelegt, stets aber in eigene Bahnen gelenkt, ohne sich durch „Modeerscheinungen“ irritieren zu lassen. Im anlässlich seines 65. Geburtstages von seiner Galerie André Simoncini mit Texten von Paul Bertemes, Paul Maas – der bei Schortgen „die Überwindung des Horizontes“ ausmacht – und Kim Schortgen (Biografie), sowie mit zahlreichen Fotos seiner Werke bebildert, herausgegebenen umfassenden Buches, zitierte die damalige Kulturministerin Erna Hennicot-Schoepges den ehemaligen Kritiker Rich Audry unter anderem mit den Worten: „Les réalisations que propose François Schortgen sont l’aboutissement de démarches d’ordre intellectuel plutôt qu’affectif. Ce sont d’un côté des études sur la matière en général et de l’autre des investigations dans le domaine psychique.“ Zu seiner eher zurückhaltenden Farbenpalette meinte sie, es handele sich um „couleurs immatérielles et transparentes, une grande pureté sans effets tapageurs.“
François Schortgen, der Mitglied des CAL war und neben zwei Preisen in Paris 1983 auch den 1. Preis der fünfjährigen Kunstexpo der Stadt Esch/Alzette erhielt, hat ab 1964 an zahlreichen Kollektivexpos oder Kunstsalons in Frankreich, Deutschland, Belgien, Spanien, Italien, Südkorea und Luxemburg teilgenommen oder Solo-Ausstellungen präsentiert, nicht zuletzt mit „Art 2000, Jour Zéro“ 1999 im Escher Theater. Rezent waren Werke von ihm auf dem mediArt-Stand der LAW sowie der Expo „50 Jahre Luxemburger Kunst“ zu sehen. Bis zu seinem Tode lebte und wirkte er in Ehleringen.
Seine Tochter Kim lädt zum „Voyage au cœur du silence“ unbter anderem mit den Worten ein: „Cette exposition est un voyage qui vous accompagne à la découverte des contrées humaines, éthiques et oniriques de François Schortgen. Mon père a été tout au long de sa vie un voyageur.“ Die Expo dürfte wohl die Gesamtheit seines künstlerischen Schaffens umfassen und so einen interessanten Einblick in sein Œuvre bieten.
Ausstellung
François Schortgen (1935-2015): „Voyage au cœur du silence“ in der Go Art Galerie, Pavillon du centenaire/Esch/Alzette. Von Dienstag bis Samstag zwischen 14.00 und 19.00 Uhr zu sehen. Die Ausstellung ist vom 10. Januar bis zum 15. Februar geöffnet.
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