/ Grünes Gestänker: 50 Jahre „Mouvement écologique“ mit „Kabarö – Total am Bësch“

Kabarettisten haben sich oft Themen angenommen, die auch dem „Mouvement écologique“ am Herzen liegen. Zu seinem 50. Geburtstag schenkte sich die Umweltorganisation ein Kabarettprogramm mit sozial- und umweltrelevanten Texten aus mehreren Jahrzehnten.
Als kabarettistischen Blick auf eine bewegte Zeit präsentiert das „Mouvement écolologique“ (Méco) sein Geburtstagsprogramm. Die Bewegung feiert zwar 50-jähriges Bestehen, doch der älteste Text des Programms ist „nur“ 40 Jahre alt: „Ass dat de Fortschrëtt?“ von Pir Kremer aus dem Jahr 1979 eröffnet das Programm. Obwohl der älteste Text inhaltlich nichts an Aktualität verloren hat – kritisch gegenüber dem Fortschritt kann man auch heute noch sein –, ist die Zeit nicht spurlos an ihm vorübergegangen; so wirkt er auf heutige Generationen doch etwas behäbig, eine Kritik, die aber nur eine Minderheit der Texte betrifft.
Mit „Total am Bësch“ bietet das Méco nicht nur einen Querschnitt durch die Themen, die ihm wichtig sind, sondern ganz nebenbei einen Überblick über die kabarettistische Vielfalt in Luxemburg, werden doch Texte von zehn Autoren präsentiert: neben Pir Kremer sind das Josy Braun, Jemp Schuster, Jhemp Hoscheit, Roland Meyer, Jay Schiltz, Roll Gelhausen, Alain Adams, John Moris. Etwas peinlich sei die Sache mit den Autoren ihr doch etwas, sagte Blanche Weber, Präsidentin des Méco, dem Tageblatt: Unter den Autoren befindet sich nur eine Frau: Josiane Kartheiser. Das ist allerdings nicht die Schuld des Méco; politisches Kabarett war lange extrem männerlastig.
Eine Frage der Relevanz
Die Verantwortlichen des „Mouvement“ haben ein Programm zusammengestellt, das sowohl Texte aus unterschiedlichen Zeitabschnitten als auch aus verschieden Themenbereichen bietet. Durch über 300 Texte habe man sich gewühlt, sagte Weber. Vier Kriterien habe es bei der Auswahl gegeben: Es sollten Texte aus verschiedenen Jahrzehnten sein, die Themen sollten relevant für ihre Zeit gewesen sein, und es wurde versucht, Texte von so viel verschiedenen Autoren wie möglich zu präsentieren.
Zeitlich sind vor allem zwei Epochen vertreten: einerseits Material aus der Zeit vor 1990 und andererseits Geschichten, die nach dem Jahr 2000 verfasst wurden. Komischerweise nur drei Texte aus den 1990ern. Eine direkte Erklärung dafür konnte keiner der Befragten geben. Vielleicht seien die meisten dieser Texte eben den genannten Kriterien zum Opfer gefallen. Einige Texte seien gekürzt worden, erklärt Blanche Weber, weil etliche angesprochene Themen heute nicht mehr so präsent seien. Ein Thema, das z.B. häufig parodiert wurde, sei der Katastrophenschutz-Plan für den Fall eines Unfalls in Cattenom gewesen. Anspielungen darauf seien heute aber kaum noch verständlich. Ein anderer stark gekürzter, aber gespielter Text ist „Wou ass d’Axt?“ von Jemp Schuster.
Immer noch aktuell
Texte, die sehr personenbezogen sind, seien nicht ins Programm genommen worden, weil die meisten Politiker aus den 1980er und 1990er Jahren den meisten Leuten heute kein Begriff mehr sind, erklärt Weber. Jhemp Hoscheit, von dem drei Texte im Programm vertreten sind, zeigte sich „paff“ wegen der Themen, sie hätten nichts an Aktualität verloren. Wenn er an die Zeit in den 1980ern zurückdenkt, stelle er fest, dass Kabarett heute viel schnelllebiger geworden ist, damals seien die Texte gepflegter gewesen, das habe daran gelegen, dass es damals viel Konkurrenz gab, etliche Gruppen kämpften um die Gunst des Publikums.
Was die Aktualität der damaligen Texte angeht, so hat die Realität die frühere Übertriebenheit manchmal eingeholt. Hoscheit witzelte in einem Text „Eng Botterfahrt“ über Ausflüge nach Tschernobyl, was man heute ohne weiteres tun kann. Auf die Unterschiede des Kabaretts von damals und heute angesprochen, kritisiert er, dass heutige Ensembles viel auf Komik bauen. In die gleiche Kerbe haut Jemp Schuster, von dem ebenfalls drei Texte präsentiert werden. Ihm sei bezüglich der Auswahl des Materials gesagt worden, dass das Publikum ja auch lachen wolle. Auch für ihn haben die Texte nichts von ihrer Aktualität verloren. „Alles, was ich damals geschrieben habe, kann ich noch heute unterschreiben.“ Ein Text von ihm – „Ëm-Welt“ – wird übrigens zum ersten Mal aufgeführt. Es sei interessant, einen Text zum ersten Mal auf der Bühne zu sehen, den er bereits 2003 geschrieben habe, sagt Schuster.
Die Regie des Programms übernahm Clod Thommes, der sich dabei aber auf das Nötigste konzentrierte. Bei gutem politischen Kabarett sprechen die Texte eh für sich.
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