Buchtipp / „Huldrychs Ende“: eine ausgewiesene Kriminalsatire
Der Schweizer Verleger und Buchhändler Huldrych Librorius kommt während eines Besuchs in München ums Leben. Kommissarin Jana Vecera und ihr Vorgesetzter Louis Lukaschonsky übernehmen die Ermittlungen. Bald wird deutlich, dass Librorius’ Tod kein Zufall war.
Auf dem Buchumschlag von T.M. Glaws Roman „Huldrychs Ende“ prangt die Bezeichnung „Kriminalsatire“. Entsprechend groß ist darum die Neugierde eingangs der Lektüre. Denn was unterscheidet dieses Buch von den massenhaft publizierten humorigen Krimis, die bislang ganz ohne Satirewarnung auskommen mussten? Zum einen vielleicht Glaws Hang zu merkwürdigen Namen. Mag man beim Ermordeten noch an versteckte Bedeutungen denken, so verweisen die Auftritte der drei Buchkritiker Laberheim, Plaudrian und Liberschwafel eher auf die Lust des Autors an knitteligen Wortschöpfungen. Wobei da flugs von Künstlernamen die Rede ist, was wiederum den Verdacht nährt, dass T.M. Glaw literarisch gern auf solcherart doppeltem Boden unterwegs ist. Hinter dem Alias Liberschwafel verbirgt sich beispielsweise der Gastronom Georg Grundinger.
Typisch München?
Mit dem Charmeur wird Kommissarin Veceta nicht zuletzt auch deshalb ein Techtelmechtel anfangen, weil er ihr in seinem Münchner Lokal beinahe zu jeder Tages- und Nachtzeit exquisite Speisen und Weine auf den Tisch zaubert. Apropos München: Der Regisseur Helmut Dietl meinte einst, in der bayerischen Hauptstadt sei „alles auf wohltuende Weise fad“. Deshalb wäre Hassliebe zu viel gesagt, es ist eher eine gewisse Genervtheit, die aus den Zeilen des Autors spricht, wenn es um die Stadt geht und die Bräsigkeit, die ihr bzw. ihren Einwohnern anhaftet. Und in gewisser Weise kann man Louis Lukaschonsky als einen typischen Münchner bezeichnen.
Von Glaw wie zu Detektiv Marlowes glorreichen Tagen mit einem Trenchcoat ausgestattet und zumeist angeleint einen ortsüblichen Dackel namens Waldemar mit sich führend, den der eigenbrötlerische Oberhauptkommissar mit Weißwürsten vollstopft, wirkt die Figur vielleicht gerade wegen der Überzeichnung wie ein Sinnbild auf das verschrobene Selbstverständnis Münchens als Wohlfühl-Metropole. Man könnte noch auf die spitzen Bemerkungen über den deutschen Buchmarkt eingehen, und wie die Buchpreisbindung kleine Buchläden in den Ruin treibt (weil die großen Handelsketten Abschläge von den Verlagen verlangen und bekommen), um zu verdeutlichen, dass T.W. Glaws „Huldrychs Ende“ mehr ist als nur ein sorgfältig gearbeiteter humoristischer Krimi, der sich übrigens auch von der grafischen Gestaltung her sehen lassen kann!
T.M. Glaw: Huldrychs Ende. Mediathoughts Verlag, Taufkirchen 2024, 160 S.; 14,50 Euro.
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