Europäischer Kulturpreis 2024 / „In der Kultur ist jeder willkommen“
Eigentlich sind People-Events und Preisverleihungen mit ihren pathetischen Lobhudeleien nicht mein Ding, aber ich muss sagen, die Europäische Kulturpreisgala, die am vergangenen Freitag vor gut besetzter, allerdings nicht ausverkaufter Philharmonie stattfand, besaß in ihrer Gesamtheit ein erstaunlich hohes Niveau.
Das lag einerseits an der hochkarätigen Moderation des Musikjournalisten Axel Brüggemann, der gekonnt, informativ und mit einem Augenzwinkern durch den Abend führte. Dies zusammen mit Gastgeberin Barbara Meier (ehem. Gewinnerin von GNTM), deren sympathische, aber eher belanglose Kommentare wenig interessant waren, jedoch nicht störten. Dass sie diese Gala mitmoderieren darf, liegt sicher auch daran, dass Barbara Meier die Ehefrau von Klemens Hallmann ist, dessen Hallmann-Holding-Investment-Gesellschaft Hauptsponsor dieses Events ist. Was aber auch zeigt, dass Kultur ohne engagierte Sponsoren, Mäzenen und Förderer auf diesem Niveau nicht möglich wäre.
Preisträger aus Musik, Politik und Unterhaltung
In dieser dreistündigen Gala wurden dann Musiker, Politiker und Entertainer ausgezeichnet, die sich nicht nur durch ihre Professionalität und ihr Können einen Namen gemacht haben, sondern durch besondere Initiativen und Verdienste zum Erhalt des europäischen Kulturerbes, wobei der Vermittlung von Werten im Sinne eines Miteinanders innerhalb einer europäischen Großfamilie und einer Offenheit anderer Kulturen besondere Wichtigkeit beigemessen wurde. „In der Kultur ist jeder willkommen, egal ob er reich oder arm ist, egal welche Hautfarbe er hat, egal welcher Religion er angehört. Kultur ist ein Miteinander im Sinne einer Kommunikation ohne Grenzen.“
So ähnlich formulierte es Preisträger Rolando Villazon (Laudatio: Frauke Ludowig) in seiner Dankesrede. Der mexikanische Sänger wurde für seinen Einsatz in vielen Bereichen ausgezeichnet, als Sänger, Intendant der Mozart-Woche in Salzburg, als Regisseur, Schriftsteller, Clown und Moderator. Ebenfalls aus Mexiko stammt die Dirigentin Alondra de la Parra (Laudatio: Dr. Christoph Dittrich), die den Europäischen Kulturpreis u.a. für die Gründung eines mexikanisch-amerikanischen Orchesters erhielt und natürlich für ihre künstlerischen Verdienste als Dirigentin. Sie leitete an diesem Abend das Luxembourg Philharmonic in Werken von u.a. Dicks, Franck, Strauß, Chaplin und Lehar. Das luxemburgische Orchester erhielt den Kulturpreis für seine Leistungen auf pädagogischer Ebene und für die besondere Förderung junger, angehender Musiker. Für das Aufkaufen und Zur-Verfügung-Stellen alter, wertvoller Instrumente an junge Musiker wurde die Stretton Society e.V. (Laudatio: Nikolaus Blome) ebenfalls ausgezeichnet. Der luxemburgische Cellist Benjamin Kruithof spielt auf einem solchen Instrument, nämlich einem Cello von G.B. Guadagnini. Heute Abend spielte er „Chant de Ménestrel“ von Alexander Glazunow. Während alle Laudatoren dieses Abends, allen voran Claude Frisoni, mit sehr guten Reden beeindruckten, geriet Lea Linsters Laudatio auf das Luxembourg Philharmonic zu einem eher peinlichen Fauxpas. Da hätten sich sicher bessere und vor allem geeignetere Laudatoren finden lassen als die Sterne-Köchin, die man nur schwer in eine Beziehung zu unserem Orchester stellen kann. Hätte nicht sein müssen.
Starke Frauen
Ausgezeichnet wurden auch die georgische Violinistin Lisa Batiashvili (Laudatio: Tali Golerant) für ihre Förderprogramme von jungen Musikern in ihrer Heimat, die ägyptische Sopranistin Fatma Said (Laudatio: Adel Tawil) sowie die Wiener Sängerknaben & Wiener Chormädchen (Laudatio: Ludwig Blochberger). Auch Ronan Keating (Laudatio: Jeanette Biedermann) hielt einen Kulturpreis für sein besonderes persönliches Engagement auf verschiedenen Ebenen und für seinen Einsatz, Unterhaltungs- und klassische Musik näher aneinander heranzuführen. So präsentierte er auch zwei Songs zusammen mit seiner Band und dem Luxembourg Philharmonic.
Den Europäischen Kulturpreis erhielten ebenfalls zwei wahre „Legenden“ und Urgesteine, der eine aus der Politik, der andere aus der Unterhaltungsbranche: Jean-Claude Juncker (Laudatio: Viviane Reding) als Vorreiter und Kämpfer eines gemeinsamen und sozial gerechten Europas, Frank Elstner (Laudatio: Enya Elstner) für sein Lebenswerk als Pionier des Rundfunks und Fernsehens. Zum Schluss würdigte Claude Frisoni in einer rhetorisch perfekten Laudatio die Verdienste von Großherzogin Maria Teresa, die sich für den Schutz von schwachen Menschen und die Verteidigung der Rechte von Frauen und Mädchen gegen alle Formen der Gewalt einsetzt. Die angekündigte italienische Schauspielerin Ornella Muti war nicht anwesend und ihr Name wurde den ganzen Abend über nicht erwähnt. Auch sie sollte den Europäischen Kulturpreis für ihr Wirken erhalten. Musikalische Einlagen, immer begleitet vom Luxembourg Phiharmonic unter der wunderbaren Leitung von Alondra de la Parra, gab es von den Preisträgern, also den Wiener Sängerknaben & Wiener Chormädchen, Rolando Villazon, Lisa Batiashvili, Fatma Said und, wie schon erwähnt, von Ronan Keating. Ebenso wie Benjamin Kruithof, Tali und Victoria Popp.
Auf nach Chemnitz
Der nächste Europäische Kulturpreis wird 2025 in der Kulturhauptstadt Chemnitz verliehen, jener Karl-Marx-Stadt zu DDR-Zeiten, die nach den schweren Bombenangriffen zu Kriegsende 1945 wieder aufgebaut wurde und sich seit der Vereinigung zu einer bedeutenden Kulturstadt mit vielen Museen entwickelt hat, einer Stadt, in der Akzeptanz und Toleranz großgeschrieben werden. „Wir sind Europa“ wird so zum Leitgedanken der Europäischen Kulturgala 2025.
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