/ Kein Grund zur Beschwerde - Das Album „Complaint“ von Watsky
George Watsky, dessen Karriere als Rapper mit einem viralen Youtube-Hit namens „Pale Kid raps fast“ begann, stammt eigentlich aus der Spoken-Word-Szene, also dem, was wir hierzulande „Poetry Slam“ nennen. Das ist den Texten anzumerken – im Guten wie im Schlechten.
Von Tom Haas
Das Album ist großartig produziert, keine Frage. Watsky springt nicht auf den Mumble- und Trap-Hype auf, wirkt aber trotzdem nicht so aus der Zeit gefallen wie Eminem mit seinem „Kamikaze“. Stattdessen zitiert er sich formal durch die Geschichte des Raps. Die Einflüsse von Jay-Z, Busta Rhymes und R.A. the Rugged Man sind die Leitmotive, die durch die vielseitigen, durchaus virtuos vorgetragenen Tracks führen.
Die Diversität der Songs geht allerdings zulasten der Kohärenz der Platte, die dadurch mehr zu einem Mixtape als zu einer LP wird – dafür sprechen auch die gerade mal neun Songs.
Suburbane Poesie
Durch seine doppelte Herkunft aus dem suburbanen Amerika und dem Poetry Slam reiht sich Watsky indes in eine Entwicklung ein, die den Hip-Hop in die Postmoderne katapultiert und auf das Postulat der Authentizität pfeift. Zwar ist das lyrische „Ich“ präsent, aber es bleibt gesichtslos. Gerade aber das archaische Kunstverständnis und die fehlende inhaltliche Trennung zwischen Werk und Künstler machen Rap zu einer spannenden Kunstform.
Watsky, wie viele andere weiße Rapper, unterläuft dieses Prinzip – dadurch werden die Texte eingängiger und öffnen sich für den Hörer und seine Bezugswelt, allerdings geht auch die rapspezifische „Credibility“ durch diese Umformung verloren. Zu behaupten, die Tracks würden dadurch seelenlos wirken, wäre zu weit gegriffen, trotzdem ist ihnen eine dem Genre ungewöhnliche Anonymität zu eigen.
Dadurch ist der Name des Künstlers, der auf der Platte steht, letztlich irrelevant. Man hört „Complaint“ nicht, weil Watsky irgendein Identifikationspotenzial besitzt, sondern weil „Welcome to the Family“ und „Mean Ass Drunk“ einfach gute Songs sind. Wer sie vorträgt, ist egal – und wem das nichts ausmacht, der wird mit der Platte auf jeden Fall glücklich werden.
RATING: 6/10
ANSPIELTIPPS: Welcome to the Family, Mean Ass Drunks
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