Film / No friends at dusk: Nolans „Tenet“ ist ein (etwas zu) virtuoser Mindfuck
Nachdem „Dunkirk“ eine formal bemerkenswerte, inhaltlich aber relativ substanzlose Stilübung war, ergänzt Nolan seine Reihe an Sci-fi-Filmen um „Tenet“. Sein elfter Film ist ein opulenter Agenten-Thriller über Quantenmechanik, Palindrome, Zeitreisen und logische Paradoxe. Kurz: „Tenet“ ist James Bond für Menschen mit Gehirn. Im Gegensatz zu „Inception“ und „Interstellar“ wird der emotionale Aspekt hier aber zugunsten des Formspiels vernachlässigt.
Bescheidenheit geht anders: Während seine schlicht „The Protagonist“ (souverän: John David Washington) genannte Hauptfigur nicht weniger als den Dritten Weltkrieg verhindern soll, möchte Christopher Nolan mit seinem nunmehr elften Film den von der Pandemie geplagten Kinosommer retten. Nolan, der seine Karriere mit experimentellem, formal spannendem Autorenkino begann, gilt heute zu Recht als einer der wenigen Regisseure, die es vermögen, Blockbuster mit Herz, Seele und Verstand zu drehen. Seine Seele hat er trotz seiner drei Batman-Filme, mit denen er einer dahinsiechenden Franchise zu neuem Leben verhalf, nie verkauft. Da, wo die meisten Blockbuster eine Franchise so lange ausmelken, bis auch der hartnäckigste Fan zu Tode gelangweilt ist oder vor lauter Reboots die Filme nicht mehr voneinander unterscheiden kann, bietet Nolan seiner Produktionsfirma stets spannende Projekte an – und diese belohnen seine Kreativität mit aberwitzigen Geldsummen (Warner hat über 200 Millionen Dollar in den Film investiert), die seine opulenten Streifen auch benötigen.
„Inception“ war ein verschachtelter Action-Film, in dessen Zentrum nicht nur freudianische Traumdeutung und labyrinthische Traum-im-Traum-Welten, sondern auch eine tragische Liebesgeschichte stand, „Interstellar“ ein visuell prächtiger, ökologischer Science-Fiction-Streifen (der Film erzählt, wie die Menschheit sich wegen erschöpfter Ressourcen auf die Suche nach neuen bewohnbaren Planeten macht), der zeitgleich die berührende Beziehung zwischen einem Vater und seiner Tochter darstellte. „Dunkirk“ schlussendlich vermochte es, dem Genre des Kriegsfilms einen erzählerischen Kniff hinzuzufügen: Der Film erzählt die Schlacht von Dünkirchen nicht nur aus drei verschiedenen Perspektiven, sondern verzahnt drei unterschiedlich lange Episoden in einem formal verschachtelten Streifen.
„Tenet“ stellt den Filmkritiker vor eine ganz andere Herausforderung: Recht schnell kommt die Frage auf, wie man den Film besprechen könnte, ohne einerseits zu viel vom Plot zu verraten – bis kurz vor der Veröffentlichung war von der Handlung quasi nichts bekannt – und ohne andererseits genau dem verschwurbelten quantenphysischen Jargon zu verfallen, den der Film tatsächlich nur umreißt. Zu Beginn des Films erklärt Clémence Poésys Laura (Nolans Version von Q) dem Protagonisten, welche Technologie die Gegenspieler benutzen, sieht dessen verdatterten Blick und meint nur: „Don’t try to understand it.“ Dieser Satz ist etwas anmaßend, scheint Nolan hier doch einerseits zu suggerieren, dass der durchschnittliche Blockbuster-Fan eh nichts von Quantenmechanik versteht, andererseits aber den Zuschauer herauszufordern, in den komplexen technologischen Verstrickungen des erzählerischen Geflechts Klarheit zu bewahren.
James Bond, Science-Fiction und Quantenmechanik
Zu Beginn von „Tenet“ wird eine Konzertaufführung im Opernhaus in Kiew noch beim Stimmen der Instrumente durch ein terroristisches Attentat unterbrochen – bedenkt man, dass 2012 im Colorado eine Projektion von Nolans „The Dark Knight Rises“ wegen einer Massenschießerei abgebrochen wurde, kann man sich vorstellen, dass diese Sequenz nicht nur an die Geschehnisse im „Bataclan“, sondern auch an persönlichere Ereignisse referiert. Die folgende, spektakuläre, technisch meisterhaft inszenierte Sequenz enthält ausreichend unverständliche Szenen (eine Kugel löst sich aus einer Holzdiele, fliegt rückwärts, das Einschlagloch schließt sich wie von Zauberhand), um die Neugier des Zuschauers anzuregen und ihm bereits zu versichern, dass es sich hier keineswegs um einen stumpfen, auf reinen Adrenalinrausch fokussierten Actionfilm handeln wird.
Nachdem sich die Hauptfigur in einer Foltersequenz zwischen fahrenden Zügen weigert, seine CIA-Kollegen zu verraten, wird sie damit beauftragt, einen bevorstehenden Krieg, der zur totalen Auslöschung der Menschheit führen könnte, zu verhindern. „Ein nuklearer Holocaust?“, fragt der Protagonist. „Schlimmer“, entgegnet man ihm etwas bedeutungsschwanger. Der Feind kommt aus der Zukunft, hat eine Methode gefunden, den linearen Zeitablauf umzukehren, was sich im Film erst mal durch „invertierte“ Kugeln manifestiert, ab der Hälfte des Films allerdings zu einer der kühnsten Choreografien der Kinogeschichte führt: Ab dann verläuft die Zeit nämlich zugleich vor- und rückwärts, weswegen der Zuschauer quasi zwei ineinander verzahnte Erzählungen zeitgleich erfassen muss.
Aber zurück zur Ausgangssituation: Der Protagonist wird damit beauftragt, herauszufinden, wieso unsere Nachfahren uns eliminieren wollen – und wer sich mit dem Feind aus der Zukunft verbündet hat. Nachdem der Protagonist und sein Sidekick Neil (im Gegensatz zu Batmans Robin ist Robert Pattinsons Rolle weit mehr als schmückendes Beiwerk) der Waffenhändlerin Priya (Dimple Kapadia) einen wagemutigen Besuch in Mumbai abgestattet haben, scheint es den beiden klar, das Multimilliardär Andrei Sator (Kenneth Branagh, der Name der Figur ist eine Anlehnung an die lateinische Wortfolge „Sator Arepo Tenet Opera Rotas“, genannt Sator-Quadrat, ein Satzpalindrom, das man laut Wikipedia „horizontal und vertikal, vorwärts und rückwärts lesen kann“) hinter der ganzen Sache steckt. Da man diesen russischen Oberfiesling aber nicht einfach mal kurz treffen kann, planen beide, über die Ehefrau und Kunstexpertin Kat (Elisabeth Debicki) mithilfe eines gefälschten Goyas an den brutalen Waffenhändler heranzukommen. Nach einer spektakulären Szene in einem Freeport, die der noch später im Jahr erscheinende Bond erst mal toppen muss, begegnet der Protagonist seinem Gegenspieler, verliebt sich in dessen Ehefrau – und muss zahlreiche Widersacher bekämpfen und mit zeitlichen Paradoxen klarkommen (siehe Kasten).
Zeitschleifen und Palindrome
Erinnert sich noch jemand an Radioheads „Like Spinning Plates“? Für diesen Track nutzte die Band die Aufnahme eines anderen Songs (der später auf dem Album „Hail To The Thief“ unter dem Titel „I Will“ veröffentlicht wurde), ließ diesen von hinten nach vorne laufen und spielte auf dieses wabernde Soundgeflecht eine ganz andere Komposition. „Tenet“ ist das filmische Pendant zu „Like Spinning Plates“: Auch hier läuft ein Teil des Films zeitlich nach vorne, während zeitgleich ein anderer Handlungsstrang zurückläuft. Kling kompliziert? Ist es auch.
Wer Nolans Kultstreifen „Memento“ gesehen hat, erinnert (pun intended) sich sicherlich an die formale Spezifität des Films: Während ein Teil des Films linear von A nach B erzählt wurde, verlief auf einer zweiten Erzählebene die Handlung vom Schluss bis hin zum Anfang. Diese radikale Umkehrung dessen, was Narratologen die „Fabula“ nennen (die Handlung in ihrem chronologischen Ablauf), ließ den Zuschauer am eigenen Leib die Form des Gedächtnisschwunds erleben, die der Hauptfigur nach dem Tod seiner Ehefrau erlitt.
„Tenet“, der bisher oft mit „Inception“ und „Interstellar“ verglichen wurde, entspricht ab seiner zweiten Hälfte dem wahnwitzigen Versuch, die beiden Zeitabläufe, die in „Memento“ noch getrennt dargestellt wurden, zeitgleich auf dem Schirm ablaufen zu lassen. Die Zeitzange, die den Zuschauer bei „Memento“ in den Bann riss, wird hier in den beeindruckenden Bildeinstellungen von Hoyte Van Hoytema wie eine virtuose Tanzchoreografie dargestellt, untermalt vom pulsierenden, nervösen Soundtrack von Ludwig Göransson, der Nolans Hofkomponisten Hans Zimmer zum ersten Mal seit langer Zeit ablöst (Zimmer schrieb seit „Batman Begins“ und mit Ausnahme von „The Prestige“ den Soundtrack zu jedem von Nolans Filmen). Göranssons Score, der teilweise an die hektischen, avantgardistischen Soundtracks zu den letzten Safdie-Brüder-Werken „Good Time“ und „Uncut Gems“ erinnert, lässt den Zuschauer in die Filmwelt eintauchen und schafft durch diskreten Einsatz von Klavier und Synthies eine spannungsgeladene, manchmal aber auch melancholische Atmosphäre.
So wie der Titel des Films – man kann das Wort „Tenet“ sowohl von vorne nach hinten als auch von hinten nach vorne lesen – ist das gesamte Werk ein einziges, komplexes Palindrom, das manchmal wie eine Kreuzung eines James-Bond-Films mit Rian Johnsons „Looper“ wirkt. Im Kern dieser Umkehrung stehen nicht nur quantenmechanische Theorien, die Phänomenen wie Zeitreisen und Parallelwelten seit geraumer Zeit eine physikalische Grundlage geben, oder mathematische Muster, sondern auch der Traum, dem vielleicht jedem Film über Zeitreise zugrunde liegt – nämlich der Wunsch, die Fehler, die man gemacht hat, rückgängig zu machen. Dies tut der Film auf einer ökologischen – die Menschheit wird die Ressourcen unseres Planeten irgendwann aufgebraucht haben –, aber auch auf einer intimen Ebene – Debickis Kat bedauert nichts mehr, als sich auf den reichen Sator eingelassen zu haben.
Konzept über Emotion
Auch wenn „Tenet“ zahlreiche Parallelen zu „Inception“ und „Interstellar“ aufweist, kommt er nicht ganz an deren Qualität heran. Das liegt erstmals daran, dass die Figuren weniger einfühlsam gezeichnet sind. Im Zentrum von „Inception“ und „Interstellar“ standen verletzte Seelen, die einen traumatischen Knoten zu bewältigen hatten – Leonardo Di Caprios Dom Cobb hatte mit dem Freitod seiner Frau zu kämpfen, Matthew McConaugheys Cooper damit, dass er seine Tochter zugunsten seiner Lebensaufgabe verließ, und auch in „The Prestige“ war der tragische Tod der Geliebten die treibende Kraft der Rivalität zwischen den beiden Zauberern Alfred Borden und Robert Angier.
Auch in „Tenet“ geht es um toxische Leidenschaft und die bedingungslose Liebe einer Mutter zu ihrem Sohn. Weil Nolan seine namenlose Hauptfigur aber vor allem als charmanten, schlagfertigen Held ohne Vergangenheit zeichnet, trägt Debickis Kat die empathische Identifikation ganz allein auf ihren Schultern. Weil sie aber nur eine (zwar überzeugende) Nebenfigur bleibt und die Beziehung zu ihrem Sohn sehr abstrakt dargestellt wird, wird die empathische Identifikation mit den Figuren schwierig. Wie McConaugheys Cooper opfert Nolan die emotionale Grundlage des Films seinem Konzept: Da ein ganzer Teil der Handlung in der Zukunft liegt, bleibt vieles nur angedeutet, in Satzfetzen verpackt. Das ist zwar mutig, lässt den Zuschauer aber teilweise auf der Strecke.
Des Weiteren sind die Dialoge teilweise zu zweckmäßig und didaktisch. Da sich der Film kaum Verschnaufpausen gönnt, debattieren die Figuren manchmal zu sehr in unwahrscheinlichen Momenten: Musste das Gespräch zwischen Sator und dem Protagonisten wirklich während eines Katamaran-Rennens stattfinden? Und wieso hielt Nolan es nicht für notwendig, näher auf Konzepte wie Zeitreise und Entropie einzugehen, lässt Pattinson jedoch in einer – zugegebenermaßen intelligent geschnittenen – Sequenz lang und breit erklären, was ein Freeport ist? Das von Aaron Sorkin inspirierte „Im-Gehen-Reden“ ist vielleicht zeitsparend, wirkt aber spätestens dann etwas lächerlich, wenn Washington und Pattinson inmitten von Menschenmengen über Terrorismus und das Ende der Welt debattieren.
Kinobetreiber weltweit hoffen darauf, dass der neue Nolan-Streifen die auch seit der Wiedereröffnung der Kinos weitestgehend leer gebliebenen Sälen endlich wieder füllen wird. „Tenet“ hat definitiv das Zeug dazu – schon alleine weil man den Film, falls man ihn vollends begreifen oder Löcher in den Zeitparadoxen suchen möchte, mindestens zweimal sehen muss. Dass das Herz diesmal mehr wegen des Adrenalinrauschs als wegen der Nähe zu den Figuren schlagen wird, ist bedauerlich, ändert aber nichts daran, dass man sich den Film schleunigst im Kino anschauen sollte.
„Tenet“, von Christopher Nolan, ab heute im Kino, 150 Minuten, Bewertung: 3,5/5
Nolan und die Zeit
„Einmal ist keinmal“: In seinem bahnbrechenden Werk „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ gründet Milan Kundera seine Definition der Tragik der menschlichen Existenz auf genau diesem Sprichwort. Weil wir alles nur ein einziges Mal erleben – weil die Zeit linear fließt –, fühlt sich jedes Erlebnis sowohl schwerelos als auch tragisch an. Schwerwiegende Fehler begeht man im Eifer des Gefechts – und wird sich erst später bewusst, dass dieser eine Moment, den man vielleicht wie einen Fiebertraum durchlebt hat, eine gesamte Existenz beeinflussen, wenn nicht sogar ruinieren kann.
Trotzdem ist Zeit relativ: Das belegten nicht nur (Quanten-) Physiker, sondern auch Albert Camus in seiner „Peste“. Damit man seine Zeit nicht verliert, sollte man sie „in ihrer ganzen Länge empfinden“ – indem man beispielsweise ganze Tage auf einem unbequemen Stuhl in einem Wartezimmer verbringt. Bei Nolan steht genau diese Dehnbarkeit der Zeit oftmals im Zentrum: Nolan spielt mit narrativen Schleifen, in der filmischen Nacherzählung wird mit Zeitebenen jongliert, die ineinandergreifen oder aneinander vorbeiflimmern: In „Dunkirk“ greifen drei Handlungsstränge nahtlos ineinander, die in Wirklichkeit respektive eine Woche, einen Tag und eine Stunde gedauert haben. Im Laufe von „Inception“ verschachteln sich drei Traumebenen so, dass das, was auf einer Ebene passiert, direkte Konsequenzen im Traum eine Etage „tiefer“ hat – wo die Zeit dann allerdings langsamer verstreicht.
Relevanter als diese Dehnbarkeit ist aber der in Nolans Film oft implizit geäußerte Wunsch nach der Reversibilität dessen, was bereits geschehen ist – und die einhergehende Erkenntnis, dass alles immer bereits passiert ist. In „Memento“ wird durch das Durcheinanderbringen der Wirklichkeitsbausteine die Orientierungslosigkeit der unter Gedächtnisschwund leidenden Hauptfigur Leonard Shelby, der den Mörder seiner Frau sucht, widergespiegelt. Indem die Erzählung von hinten nach vorne läuft, nähern wir uns nicht nur dem traumatischen Knoten, sondern auch der Zeit, zu der seine Ehefrau noch lebte. Dass Shelby im Endeffekt in einer zeitlichen Dauerschleife landet, entgeht ihm nur deswegen, weil sein Kurzzeitgedächtnis alle paar Minuten gelöscht wird.
Eine ähnliche Dauerschleife sieht man in „The Prestige“, in dem der Unfalltod von Zauberer Robert Angiers Geliebten im Laufe des Films immer und immer wieder von Angier wiederholt wird. Beide Werke zeigen, wie sich Opfer von Traumata in einer Zeitschleife einsperren, um das traumatische Erlebnis obsessiv zu inszenieren und zu wiederholen.
Die Darstellung der Zeit bei Nolan hängt eng mit der Wahrnehmung der Wirklichkeit zusammen: Bei „Insomnia“ ist es die Schlaflosigkeit, die das Empfinden der Wirklichkeit beeinträchtigt, bei „Inception“ die Trauer, die Dom Cobb in immer tiefere Traumwelten eintauchen lässt: Die Erkenntnis, dass Zeit irreversibel ist, stürzt so manche Figur in den Selbstbetrug und die Wirklichkeitsverzerrung. „Interstellar“ und „Tenet“ stützen sich jedoch auf eine tröstlichere Auffassung der Zeit: Dank zeitgenössischer Theorien in der Quantenphysik ist zwar keine Aufhebung dessen, was bereits geschehen ist, dafür aber eine Anwesenheit auf verschiedenen Zeitebenen zumindest vorstellbar. Aber selbst der Protagonist wird am Ende von „Tenet“ erkennen müssen, dass das, was er als den Beginn seiner Mission interpretierte, für andere bereits das Ende bedeutet.
Ein paar Schlüssel zu „Tenet“
Entropie: Laut dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik nimmt die Entropie in einem geschlossenen System im Laufe der Zeit zu. Abnehmen kann das Maß an Entropie nur durch Abgabe von Wärme, was in einem geschlossenen System unmöglich ist. Betrachtet man, wie allgemein angenommen, das Universum als solches geschlossenes System, wird dieses so lange an Hitze zunehmen, bis es den Wärmetod stirbt. Entropie ist sozusagen „Global Warming“ auf universaler Ebene. In „Tenet“ wird die Umkehrung des linearen Zeitablaufs durch „invertierte Entropie“ erklärt.
Großvaterparadox: Das in Science-Fiction-Romanen von René Barjavel und Robert Heinlein erwähnte Szenario, in dem ein Zeitreisender zufällig den eigenen Großvater umbringt und so seine eigene Existenz auslöscht. Wenn er durch den Mord jedoch das eigene Leben annulliert – wie kann er dann seinen Großvater getötet haben? Das Paradox, das in „Tenet“ erwähnt wird, vermittelt, dass Zeitreisen unmöglich sind, weil das Geschehene stets bereits geschehen ist und somit unveränderbar ist.
Parallelweltentheorie: Eine mögliche Lösung des Großvaterparadoxons. Man kann sehr wohl seinen eigenen Großvater töten, lässt damit aber eine Parallelwelt entstehen, in der man selbst nicht mehr existieren wird. Die Parallelweltentheorie führt in der Literatur auf den argentinischen Schriftsteller Jorge Luis Borges und dessen Werk „El jardín de senderos que se bifurcan“ zurück, in der Physik auf den Vater von Mark Oliver Everett, dem Sängers von Eels. In seiner Dissertation entwickelte Hugh Everett III die Viele-Welten-Theorie, um diverse quantenmechanischen Probleme zu lösen. Da seine Theorie den damals vorwiegenden, von Nils Bohr entwickelten Theorien widersprach, wandte er sich von der Physik ab und trank, fraß und rauchte sich zu Tode. Er starb im Alter von 52 Jahren an einem Herzinfarkt und wollte, dass seine Aschen im Müll entsorgt werden.
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