Kopf des Tages / Podcast-Star Joe Rogan: Umstritten und extrem erfolgreich
Joe Rogan war immer schon für Schlagzeilen gut. Jetzt steht der Podcast-Star im Zentrum einer hitzigen Debatte über die Verbreitung von Falschinformationen zur Corona-Pandemie. Aus Protest gegen die Podcasts des 54-Jährigen, der unter anderem prominente Impfskeptiker eingeladen hat, boykottieren die Musik-Legenden Neil Young und Joni Mitchell die Streamingplattform Spotify, Young verurteilte dabei „potenziell tödliche Desinformation über Covid“.
Rogan zeigte sich jetzt zerknirscht über die Kontroverse. „Ich bin ein Fan von Neil Young, ich war immer schon ein Fan von Neil Young“, sagte er in einem Instagram-Video. Er wolle nicht, dass Musiker seinetwegen ihre Musik von Spotify zurückziehen. Außerdem gelobte Rogan, er wolle in seinen Sendungen künftig „kontroverse Standpunkte“ mehr „ausbalancieren“.
Grundsätzlich aber verteidigte Rogan das Konzept seines Podcasts. „Ich bin daran interessiert, herauszufinden, was die Wahrheit ist, und ich bin daran interessiert, interessante Gespräche mit Leuten zu führen, die andere Meinungen haben.“ Er wolle eben auch Gäste, die sich vom „Mainstream“ abheben würden.
Rogan ist nicht irgendwer – der Komiker, Moderator und Kampfsportfan ist ein absoluter Superstar in der Welt der Podcasts. „The Joe Rogan Experience“ ist der meistgehörte Podcast auf Spotify, die schwedische Plattform sicherte sich die Exklusivrechte im Jahr 2020 für laut Medienberichten 100 Millionen Dollar.
In der Corona-Pandemie sorgte Rogan aber immer wieder für Stirnrunzeln. Im vergangenen April sprach er sich in seinem Podcast gegen Impfungen für gesunde junge Menschen aus. „Wenn du 21 Jahre alt bist und mich fragst: ,Sollte ich mich impfen lassen?‘, dann sage ich nein.“ Als er im September öffentlich machte, selbst an Corona erkrankt zu sein, warb er für das höchst umstrittene Anti-Parasitenmittel Ivermectin.
Nach einem Auftritt des prominenten Impfgegners Robert Malone bei Rogan forderten dann Ende Dezember 270 Experten in einem offenen Brief von Spotify, klare Richtlinien zum Umgang mit Falschinformationen aufzustellen. „In der Covid-19-Pandemie hat Joe Rogan wiederholt irreführende und falsche Behauptungen in seinem Podcast verbreitet und dadurch Misstrauen in die Wissenschaft und die Medizin provoziert“, schrieben die Autoren.
Rogan versteckt sich gerne hinter der Aussage, er selbst sei ja kein Experte, er lasse vielmehr Experten zu Wort kommen. „Ich bin kein Doktor, ich bin kein Wissenschaftler, ich bin nur jemand, der sich hinsetzt und Gespräche mit Leuten führt“, sagte er in seinem Instagram-Video.
Allerdings vertritt der glatzköpfige und muskelbepackte Podcaster gerne auch starke eigene Meinungen, etwa in der Frage von Impfungen für junge Menschen. Erst kürzlich wollte er während seiner Sendung nicht wahrhaben, dass das Risiko von Jugendlichen für eine Herzmuskelentzündung durch eine Corona-Infektion deutlich höher ist als durch eine Corona-Impfung.
Der 1967 in Newark im Bundesstaat New Jersey geborene Rogan hatte seine Karriere als Stand-up-Comedian begonnen. Später wurde Rogan – selbst ein passionierter Kampfsportler – Kommentator für die Mixed-Martial-Arts-Kämpfe des Veranstalters Ultimate Fighting Championship (UFC). Außerdem trat er in Serien auf und moderierte die TV-Sendung „Fear Factor“.
Seinen größten Erfolg hatte er aber mit seinem 2009 gestarteten Podcast, in dem er stundenlang mit Gästen über Themen wie Politik, Fitness, Kampfsport, Ufos und Drogen spricht. Für Furore sorgte unter anderem ein Podcast 2018, in dem Tesla-Gründer Elon Musk in Ruhe einen Joint rauchte.
Politisch ist Rogan schwierig einzuordnen. 2020 sprach er in höchsten Tönen über den linken Präsidentschaftsbewerber Bernie Sanders. Zu seinen umstrittensten Podcast-Gästen zählte aber im selben Jahr der rechtsextreme Verschwörungsideologe Alex Jones.
Rogan begrüßte nun die Ankündigung von Spotify, Hörern von Podcasts zur Corona-Pandemie weiterführende Informationen zu dem Thema anzubieten. Und er versprach seinen Zuhörern, ihnen auch künftig „interessante Gespräche“ anzubieten. Die nächste Kontroverse dürfte nur eine Frage der Zeit sein.
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Er sagt auch immer wieder: „Don’t listen to me, I’m a moron“