Interview / Publikumsnah im Weltall: Nancy Braun über den Startschuss von Esch2022
Eigentlich träumte die Koordinatorin davon, das Kulturjahr im Süden am 22.2.2022 – einem seltenen Palindrom-Tag – starten zu lassen. Da die Luxemburger keine Berliner sind, ergo unter der Woche eher wenig feiern, ließ sie sich von ihrem Team davon überzeugen, die Eröffnung auf das Wochenende danach zu verlegen. Im Vorfeld hat sich das Tageblatt mit der Koordinatorin über die späte Eröffnung, die Vorbereitungen, den Vergleich mit den Partnerstädten und den Kritiken unterhalten.
Tageblatt: In zwei Tagen ist die offizielle Eröffnung der Kulturhauptstadt. Wie fühlen Sie sich?
Nancy Braun: Wir sind alle etwas nervös, weil die ganze Vorbereitungszeit der letzten Jahre zusammenläuft und man natürlich will, dass die Eröffnung ein Erfolg wird – auch wenn man selbstverständlich bei einem Projekt eines solchen Ausmaßes nicht alles kontrollieren kann. Ich denke, bei jedem im Team fällt der Druck, der sich angestaut hat, wenn es losgeht und auch alle Projekte, an denen unsere Partner arbeiten, starten. Von der Betreuung der 100 nationalen und internationalen Journalisten über den Empfang der 17.000 angemeldeten Menschen, mit denen wir ja auch im Vorfeld im Kontakt sind, da die einzelnen Karten personalisiert sind und wir die Teilnehmer auf das Event vorbereiten, bis hin zu der Eröffnung von zwei großen Ausstellungen am Sonntag steht noch sehr viel auf dem Programm.
Wie genau entstand die Idee, das Konzept für das Opening?
Einer der ersten Gedankengänge, die ich hatte, war, mir zu überlegen, wie man eine Eröffnungsfeier gestalten könnte, die etwas anders ist – ich wollte definitiv kein Feuerwerk oder eine Aneinanderreihung von ewig langen Reden, sondern etwas, bei dem das Publikum auch aktiv involviert ist. Ich wurde von Marc Rettel von der ALAC auf die Berliner Firma Battle Royal hingewiesen – diese hatte auch Arhus im Jahre 2018 in Dänemark betreut. In Luxemburg hatte ich ein Screening gemacht, um herauszufinden, wer mir helfen könnte, eine solche Eröffnungsfeier zu organisieren – und habe hierzulande keine solche Firma gefunden. Erst mal galt es, mit Battle Royal ein Konzept zu erstellen – recht schnell dachten wir, dass wir den Schwerpunkt auf ein Slogan wie „from red earth to grey matter“ legen wollten, dass uns die Schnittstelle zwischen der Vergangenheit und der Zukunft, den Minen und dem Space Mining, der proletarischen Vergangenheit und der heutigen Wissensgesellschaft wichtig war: Es geht um den Entdeckungsgeist, um das Abenteuerliche, um neue Erfahrungen, das Vermischen von Kulturen und Ebenen. Auch wenn man diese Idee der Rakete, die durch die Teilnahme von jedem Einzelnen angetrieben wird, belächeln mag: Hier finden die Idee der kollektiven Partizipation und das Remix-Thema zusammen.
Am Samstag tritt Damon Albarn in der Philharmonie auf. Wieso soll der Musikbegeisterte nach Esch pilgern, wenn ihm in der Stadt einer der bekanntesten Musiker der Welt geboten wird?
Uns ging es nicht darum, mit einem großen Namen zu locken. Das passt weder in unser Konzept noch zu unserem Auftrag. Wir haben uns bewusst dagegen entschieden, ein Feuerwerk oder ein großes Konzert zu organisieren. Unser Event ist draußen. So teilen wir der Bevölkerung mit: Jeder darf kommen. Man muss durch keine Tür, keine symbolische Schwelle überschreiten. Es ist unsere Rolle, den Menschen die Angst vor Kulturevents oder ihre Bedenken zu nehmen, dafür zu sorgen, dass sie sich willkommen fühlen. Auch wenn es gewagt ist, eine solche Zeremonie im Winter aufzuziehen: Es war uns wichtig, dass das Event so zugänglich wie möglich ist und es nicht an einem Ort stattfindet, aus dem sich manche Bevölkerungsschichten ausgeschlossen fühlen. Manchmal schrecken schon alleine die pompösen Infrastrukturen, in denen sich Kultur abspielt, ab. Bei uns findet nur das Future-Frequencies-Konzert in der Rockhal mit 2.000 Menschen drinnen statt – das wird aber mehrmals gespielt und auch in Esch und auf Belval draußen live gestreamt.
Das Eröffnungsprogramm wirkt etwas abstrakt. Wieso wurde im Vorfeld nicht deutlicher mitgeteilt, was genau wo und wann läuft?
Es stimmt, dass wir nicht so wahnsinnig viel kommunizieren, was auf den Bühnen passiert. Aber wenn man ein Theaterstück schreibt, verrät man im Begleittext ja auch nicht, was im dritten Akt passieren wird. Es soll eine Art Spannungsbogen geben, auf den sich die Besucher einlassen müssen.
Wo genau liegt die Remix-Dimension im Opening?
Überall. (lacht) Das Internationale vermischt sich mit dem Nationalen, Profis arbeiten mit Freiwilligen – wer weiß, was die lokalen Teilnehmer von der Erfahrung, die eine Firma wie Battle Royal mitbringt, noch lernen können. Auch auf inhaltlicher Ebene vermischen sich die verschiedensten Talente und Erfahrungen: Beim Future-Frequencies-Projekt haben Musiker und Komponisten das Stück „Future Sound of Europe“ zusammen mit Frank Widemann und Mathieu Herbert geschrieben – und auf der Bühne kommen Musiker mit den verschiedensten Hintergründen zusammen, um das Stück zu interpretieren. Auch unsere Tänzer kommen aus verschiedensten Stilrichtungen, der Schwerpunkt liegt auch hier aus der Zusammenkunft und der Nivellierung von Profis und Amateuren.
Während immer wieder darauf gepocht wurde, die Bevölkerung einzubeziehen und auf lokale Künstler zu setzen, wurden die Organisation und das PR ausgelagert: Die Berliner Firma Battle Royal organisiert den Raketenstart, Luxemburger Tageszeitungen lag eine Esch22-„Monopol“-Ausgabe bei. Ist das nicht widersprüchlich?
Für das Kulturjahr 2007 haben wir auch mit Firmen aus dem Ausland zusammengearbeitet und auch Kaunas hat mit Chris Baldwin jemanden aus dem Ausland eingebunden, um das Eröffnungskonzept aufzustellen – im Zusammenwirken mit lokalen Akteuren, was sich ja hier auch nicht anders verhält. Wir verfügen eben hierzulande nicht über alle notwendigen Kompetenzen – und ich hoffe, dass die Menschen, die am Samstag bei uns aufkreuzen, verstehen werden. Wir müssen auch einfach ehrlich mit uns selbst sein: Wir können vielleicht sehr viel – aber nicht alles. Man muss sich nicht dafür schämen, dass man sich Hilfe von auswärts nimmt. Wir lassen ja nicht alles aus Berlin einfliegen – Battle Royal arbeitet durchaus mit lokalen Akteuren zusammen.
Und wie verhält es sich mit der „Monopol“-Ausgabe?
Da, wo es möglich ist, arbeiten wir mit Luxemburger Agenturen und Akteuren. Diese Zusammenarbeit mit zahlreichen Agenturen ist manchmal nicht leicht, weil viel Koordination notwendig ist. Zahlreiche Videos, Fotomaterial oder andere Publikationen wie der „Zoom Minett“-Guide, für den wir mit den Editions Guy Binsfeld und dem lokalen Fotografen Emile Hengen zusammengearbeitet haben, oder die „Gazette“ wurden ja hierzulande verwirklicht.
Wo es uns möglich ist, arbeiten wir lokal – aber man muss auch ehrlich sein und seine Grenzen kennen. Was man kann, kann man, was man nicht kann, kann man nicht – da bringt es nichts, sich etwas vorzumachen.Esch22-Koordinatorin
Es hätte also keine kompetenten Menschen oder Medien in Luxemburg gegeben?
Monopol hat eine größere Sichtbarkeit, eine größere Reichweite als Luxemburger Medien. Für mich ist es ein Referenzmagazin für Kunst, das es uns erlaubt, mehr Aufmerksamkeit im Ausland zu erzeugen und einen kleinen Einblick in die 160 Projektpartner und über 2.000 Events zu geben. Ann Müller (die ehemalige Kulturreferentin der Luxemburger Botschaft in Berlin, Anm. der Red.) hat mich in Kontakt mit der Redaktion von Monopol gebracht. Und auch wenn keine Luxemburger Kulturjournalisten daran mitgearbeitet haben, haben zwei hiesige Fotografen – Martine Pinnel und Emile Hengen – an der Ausgabe mitgewirkt. Im Allgemeinen gilt: Wo es uns möglich ist, arbeiten wir lokal – aber man muss auch ehrlich sein und seine Grenzen kennen. Was man kann, kann man, was man nicht kann, kann man nicht – da bringt es nichts, sich etwas vorzumachen.
Was war in Novi Sad und Kaunas anders? Wie haben Sie die beiden Eröffnungen erlebt, was hat Sie inspiriert?
Es ist definitiv spannend zu sehen, wie unterschiedlich die Events sind – und wie verschiedenartig der Umgang mit der Pandemie ist. Die offiziellen Reden in Novi Sad fanden in dessen Großen Theater statt – Covid-Check gab es dort aber bestenfalls stichprobenartig, was mich etwas gewundert hat. Interessant war es zu sehen, dass jeder ein anderes Konzept aufgestellt hat. In Novi Sad gab es im Anschluss an die Reden auch eine Art Rakete, die ins Weltall geschossen wurde und wo sich mit der International Space Station verständigt wurde. Vergleicht man dann mit dem eigenen Projekt, merkt man die Unterschiede: So arbeiten wir in Esch auf einem ganz anderen Territorium als in Kaunas – einen solch riesigen Platz, wie es ihn dort gab, findet man hier einfach nicht. Ich finde, dass das, was wir hier machen, im gewissen Sinne komplementär ist. Im direkten Vergleich steht bei unserer Eröffnung das Partizipative am stärksten im Zentrum. Im Gegensatz zu Novi Sad werden wir keine stundenlangen Eröffnungsreden halten. Schön finde ich zudem, dass um die hundert Teilnehmer der ECOC-Familie aus vergangenen, aktuellen und zukünftigen Kulturhauptstädten anreisen, um an der Eröffnung teilzunehmen, den Austausch zu suchen und vielleicht zu versuchen, neue Partner zu finden.
Wieso geht es in Esch, im Gegensatz zu Novi Sad und Kaunas, erst so spät los?
Uns wurde manchmal vorgeworfen, dass wir erst Ende Februar beginnen. Hätten wir jedoch gleichzeitig mit Novi Sad in Serbien und Kaunas in Litauen begonnen, hätten sich diese Eröffnungen überlagert. Die internationale Presse hätte sich ja nicht dreiteilen können, um die Events abzudecken. So gibt es eine Art Ouvertüre in drei Kapiteln. Die anderen beiden Eröffnungen im Vorfeld mitzuerleben, macht einen schon ein bisschen nervös – man schaut manchmal auf Details, die eigentlich irrelevant sind.
Aber wenn Sie es selbstkritisch angehen: Gab es in Kaunas und Novi Sad etwas, von dem Sie sich sagen, das haben die besser hinbekommen?
(Überlegt) Wenn ich jetzt spontan darüber nachdenke, fällt mir nicht wirklich etwas ein. Ich bin gespannt, wie unser Event ablaufen wird. Manche haben sich beschwert, dass es hier eine Anmeldungspflicht gibt. Die gab es in Kaunas nicht. Bei uns ist diese Anmeldung aber Teil des Spiels, weil wir ja in Kontakt mit dem Publikum stehen und ihm zum Teil Anweisungen geben. Zudem ist es aus Gründen der Logistik durchaus wichtig, eine ungefähre Idee zu haben, wie viele Menschen teilnehmen – wegen des Hygienekonzepts, aber auch wegen des Mobilitätskonzepts, für das wir auf Partner wie die CFL und Luxemburg-Stadt zurückgreifen. Esch und Belval sind ja aber schon irgendwie Trichter, weswegen die Transportfrage wohldurchdacht sein soll. In dem Sinne ist es auch begrüßenswert, dass die Sperrzeit von 23 Uhr aufgehoben ist. Auch wenn unser Event um 23 Uhr endet – da Kneipen und Restaurants nicht schließen müssen, werden sich nicht alle Teilnehmer gleichzeitig auf den Heimweg machen, was so oder so zu Komplikationen geführt hätte.
Ich habe das eher inhaltlich gemeint: Was mir in Kaunas sehr gut gefiel, war dieser doch sehr subtile Spagat zwischen lokalen und internationalen Künstlern. Man hat doch nicht quasi zufällig große Namen ins Programmheft gesetzt, sondern Künstler, die eine konkrete Verbindung zur Stadt haben. Wäre eine solche Vorgehensweise nicht auch für Esch sinnvoll gewesen?
Ich würde das relativieren. Kaunas hat einen anderen Auftrag als wir. In Kaunas war es wichtig, auf große Namen wie William Kentridge, Yoko Ono, Marina Abramović zu setzen, weil der Stadt sonst vielleicht kaum Aufmerksamkeit geschenkt worden wäre: Bei einer litauischen Stadt denken die Menschen halt eher an Vilnius. Unsere Mission ist eine andere: Es geht in erster Linie darum, die Bevölkerung aus dem Süden in unser Projekt einzubeziehen – und dabei komplementär zu den kulturellen Aktivitäten der Hauptstadt zu sein.
Diese Entscheidung hat also auch damit zu tun, dass die Distanz zwischen Esch und Luxemburg viel geringer ist als die zwischen Vilnius und Kaunas?
Genau. Unser Land hat die Größe eines Viertels einer mittelgroßen Stadt, weswegen es wichtig ist, ein Programm zu haben, dass sich komplementär zu dem Rest des Landes gestaltet. Ich würde mir wünschen, die Kommunikation zwischen den Kulturinstitutionen wäre noch besser. Davon abgesehen haben wir mit den beiden Ausstellungen („Hacking Identity – Dancing Diversity“ in Zusammenarbeit mit dem ZKM, Remixing Industrial Pasts: Constructing the Identity of the Minett“ in Zusammenarbeit mit dem C2DH, Anm. der Red.), die die Eröffnung begleiten, Strukturen impliziert, die auch auf internationaler Ebene ein Renommee haben. Danach sind es vor allem unsere Projektpartner, die das Programm gestalten. In erster Linie geht es uns darum, die Gesamtbevölkerung mit einzubeziehen, weg von einem elitären Kulturverständnis zu kommen. Man kann das gerne kritisieren – man kann sich aber auch darauf einlassen.
Wie gehen Sie mit Kritik um?
Mit Kritik kann ich mittlerweile gut umgehen – so lange sie nicht persönlich ist. So war ich mir am Sonntag das Soft Opening von Richtung22 ansehen, bin dort dann auch meiner Doppelgängerin begegnet. Kritik muss nur ordentlich argumentiert sein. Das wird auf sozialen Netzwerken immer weniger gemacht. Jemand wirft ein Argument in den Raum – und die Reaktionen darauf entfernen sich immer mehr vom eigentlichen Thema. Früher hat man sich am Tresen gestritten und etwas ausdiskutiert, heute sind wir so vernetzt, kommunizieren so viel – nur nicht miteinander. Den Grundpessimismus, mit dem manche das Projekt von vornherein verurteilen, finde ich einfach bedauernswert.
Das Logo der Kulturhauptstadt prangt an Luxair-Flugzeugen, BMW-Autos und Crémant-Flaschen. Riskiert da nicht, das Wirtschaftliche das Kulturelle in den Schatten zu stellen?
Dieser Aspekt wurde sehr oft kritisiert. Dazu gibt es Verschiedenes, das gesagt werden muss. Eine Bedingung der Europäischen Kommission ist es, finanzielle Partnerschaften und Sponsoren für die Kulturhauptstadt zu finden. Dass wir Partner aus Luxemburg wie die Luxair, die CFL oder Luxlait haben, freut mich, zumal es Firmen sind, die die Wirtschaft und die Geschichte des Landes geprägt und noch immer ein Standbein hier haben. Es ist für das Projekt wichtig, solch starke Partner zu haben, da beispielsweise das Luxair-Design von Lynn Cosyn oder unser Crémant eine Sichtbarkeit schafft – diese Firmen sind auch sozusagen Botschafter, die unser Projekt nach außen, aber auch nach innen tragen. Diese Firmen haben internationale Partner, denen sie vermitteln können, dass wir europäische Kulturhauptstadt sind. Es geht dabei um Nachhaltigkeit, um Tourismusentwicklung, um die Entwicklung einer Region. Aber indirekt erreichen wir auch all deren Mitarbeiter – und das sind im Falle der Luxair oder von Ferrero echt viele Menschen. Diese Menschen werden implizit Teil des Projekts – sie werden zu Multiplikatoren. Es gibt 2.000 Events. Wenn wir uns auf die 3,5 Prozent der Einwohner, die sich im Durchschnitt für Kultur interessieren, beschränken, ist das viel zu viel. Wenn wir aber versuchen, alle Einwohner, Pendler und die Menschen der Großregion anzusprechen und sie dazu bewegen, mitzuwirken – dann haben wir vielleicht etwas Nachhaltiges für die Region gemacht. Diese Partner helfen uns, diese Nachricht innerhalb der Bevölkerung zu verbreiten. Dazu kommt, dass wir den Business for Culture Club entwickelt haben …
Was kritische Stimmen dazu verleitet hat, die Kulturhauptstadt mit dem Launch eines Parfums zu vergleichen …
Einerseits sagt man uns, wir würden nicht genug von uns reden lassen, andererseits, wir würden zu dick auftragen und das Projekt würde einem Produktlaunch gleichkommen. Dabei soll dieser Business Club eine Chance für Projektpartner sein, ihr Publikum zu erweitern. Vielleicht wäre es wünschenswert, dass sich verschiedene Kulturinstitutionen auf der Kommunikationsebene mehr trauen und sich breitgefächerter aufstellen würden. Das Business Club for Culture und die Sponsoren sind wichtig, auch weil unsere Projektpartner für 50 Prozent ihres Budgets selbst aufkommen müssen …
Mit 50 Prozent finanzieller Unterstützung bieten wir unseren Projektpartnern ein Sprungbrett, das dazu dienen soll, im kommenden Jahr dann – vielleicht mit einem Businesspartner – den Sprung ins Wasser zu wagen und sich freizuschwimmenEsch22-Koordinatorin
Ein Finanzierungsmodell, das im Übrigen viel kritisiert wurde …
Auf der einen Seite gibt es Projektpartner, die Bedürfnisse und Unterstützung brauchen, auf der anderen Firmen, die zwar aus diversen Gründen kein Hauptsponsor sein können, aber Projektpartner auf diverse Art unterstützen möchten. Deswegen entstand die Idee, eine Plattform zu gründen, auf der beide Seiten sich austauschen und gegenseitig unterstützen können. Und das nicht nur für Esch2022: Solche Partnerschaften sollen optimalerweise über das Kulturjahr hinaus bestehen bleiben. 2007 sind mit dem Auflösen der Asbl. auch die Verträge mit den Sponsoren ausgelaufen – weswegen wir die Idee hatten, diesen Business Club zu gründen. Ich denke, dass die Privatwirtschaft da auch eine Rolle spielen sollte, schließlich verbindet Kultur uns alle. Privatfirmen haben zudem das notwendige Budget, um in den Kunstbereich zu investieren. Das mag hier in Luxemburg neuartig klingen, weil wir gewohnt sind, dass der Staat für alles aufkommt – im Ausland ist das allerdings gang und gäbe. Es wurde sich beschwert, solche Dossiers auf sie Beine zu stellen, wäre kompliziert. Aber wer gerne unterstützt wird, muss auch erklären können, wie viel er braucht, wohin er gehen will. Das mag sehr liberal klingen – aber so sind halt die Spielregeln. Das Finanzierungsmodell soll auch den Projektpartner davor schützen, sich eines Projektes anzunehmen, das zu groß ist. Nachhaltig gesehen ist es ja so, dass der gleiche Projektträger nach dem Kulturjahr nicht mehr auf eine solche finanzielle Unterstützung zurückgreifen kann. Mit 50 Prozent finanzieller Unterstützung bieten wir ein Sprungbrett, das dazu dienen soll, im kommenden Jahr dann – vielleicht mit einem Businesspartner – den Sprung ins Wasser zu wagen und sich freizuschwimmen. Würden wir alles finanzieren, würde sich der Projektpartner vielleicht keine Fragen zur Finanzierung in kommenden Jahren stellen und die Gelegenheit jetzt nicht ergreifen, einen Partner zu finden.
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„über den Startschuss von Esch2022“
Ein Schuss in den Ofen.