Lange, bevor Vicki Baum mit „Menschen im Hotel. Ein Kolportageroman mit Hintergründen“ 1929 einen Bestseller landen konnte und durch die Theater- und Filmadaption des Buches in den frühen 1930ern internationalen Ruhm erlangte, war die österreichische Schriftstellerin für eine Vielzahl von Zeitschriften und Magazinen tätig. Eine Auswahl ihrer Arbeiten für Periodika hat der Wiener Verlag Edition Atelier unter dem erklärungsbedürftigen Titel „Makkaroni in der Dämmerung“ zusammengestellt – 70 Texte insgesamt, ab 1908 bis 1941 erschienen, aber da war Vicki Baum mit ihrem Mann, dem Dirigenten Richard Lert, und den beiden Söhnen längst vor den Nazis aus Europa geflohen und verdiente ihr Geld als Drehbuchschreiberin in Hollywood.

Interessant werden ihre Feuilletonbeiträge dort, wo sie aufhören, Themen, die vor allem ein weibliches Lesepublikum ansprechen sollten, ganz allgemein abzuhandeln und stattdessen in die Tiefe der beobachteten Phänomene gehen. Das können kleine Spitzen sein, wie beispielsweise der Vergleich eines Nestes von Schwänen am See in der Nähe ihres Hauses mit jenen kärglichen architektonischen Ergebnissen, für welche das Bauhaus zu Weimar Ende der 1920er hochgelobt wurde. Oder Entwicklungen, deren Anzeichen sich in den Alltag einschlichen, wie etwa ein gravierender Wechsel in der Frauenmode um die Jahrzehntwende, als die Neue Sachlichkeit abgewickelt wurde und eine neue Plüschigkeit Einzug hielt: Rüschen, Schleppen, Schlaufen allerorten kündigten die Rückkehr zum Ornament und zur Verblendung an. Tatsächlich hatten sich die „wilden“ Zwanziger Jahre bereits ab Mitte des besagten Jahrzehnts angeschickt, eine neue, ausgesprochen betuliche Bürgerlichkeit zu propagieren. Der Trend ging nicht zuletzt für die Frauen zurück ins Heim und an den Herd, was von Vicki Baum, die durchaus als Prototyp der modernen, berufstätigen Frau angesehen werden kann, vehement abgelehnt wurde.                                                                               ThK

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