Klangwelten / Musik-Special: Kompromisslos gut
Sabina Hirtz ist schon länger als Therapeutin tätig und führt eine eigene Psychotherapie-Praxis in der norddeutschen Gemeinde Wohltorf. Unter den etwas mehr als 2.500 Einwohnern werden sicherlich wenige davon wissen, dass sie unter dem Namen Sabine Classen (der Nachname ihres Exmanns) als Frontfrau von Holy Moses Geschichte schrieb. Nicht nur war sie 1981 eine der wenigen Sängerinnen im Metal-Segment. Sie war auch eine der ersten, die im Thrash Metal aktiv war und so tief und extrem singen kann, dass man teils einen Mann am Mikrofon vermuten würde. Ihre Band, die sie zwar nicht mitgründete, aber nunmehr als ältestes Mitglied anführt, ist nicht nur in der deutschen (Thrash)-Metal-Szene bekannt – ihr 1989er-Album „The New Machine Of Liechtenstein“ ist legendär.
Sabina Hirtz ist schon länger als Therapeutin tätig und führt eine eigene Psychotherapie-Praxis in der norddeutschen Gemeinde Wohltorf. Unter den etwas mehr als 2.500 Einwohnern werden sicherlich wenige davon wissen, dass sie unter dem Namen Sabine Classen (der Nachname ihres Exmanns) als Frontfrau von Holy Moses Geschichte schrieb. Nicht nur war sie 1981 eine der wenigen Sängerinnen im Metal-Segment. Sie war auch eine der ersten, die im Thrash Metal aktiv war und so tief und extrem singen kann, dass man teils einen Mann am Mikrofon vermuten würde. Ihre Band, die sie zwar nicht mitgründete, aber nunmehr als ältestes Mitglied anführt, ist nicht nur in der deutschen (Thrash)-Metal-Szene bekannt – ihr 1989er-Album „The New Machine Of Liechtenstein“ ist legendär.
Gerade veröffentlichte Holy Moses „Invisible Queen“ (9 Punkte), ihr zwölftes und letztes Album. Denn laut Classen sei es nach „42 ereignisreichen Jahren, so vielen tollen Alben, denkwürdigen Auftritten und Erlebnissen an der Zeit, das letzte Kapitel zu schreiben“. Ein letztes Mal haben sie alles in die Waagschale gelegt und verbeugen sich im Titelsong einmal mehr vor den alten Voivod. Ja, sie können auch im 42. Jahr noch progressiven, schnellen und harten Thrash Metal schreiben. Der ist so kompromisslos gut, dass nach dem Hören des Albums statt der Freude die Wehmut überwiegt. Wenigstens gibt es noch Gelegenheit, die Band in diesem Jahr auf einem Festival live zu erleben, bevor Ende Dezember in der Hamburger Markthalle zum letzten Mal für Holy Moses der Vorhang fallen wird.
Womit wir bei Enforced wären. Die feuern auf ihrem dritten Album „War Remains“ (8 Punkte) binnen 32 Minuten zehn Songs raus, in denen sie ihren Thrash Metal mit Hardcore/Punk-Einflüssen versetzt haben. Beim Zuhören bleibt einem der Atem weg. Keine Ahnung, wie die fünf Musiker aus Richmond, Virginia, das live umsetzen können, denn Pausen oder ruhige Parts gönnen sie sich nahezu keine – vielleicht in den etwas langsameren Passagen des Titelstücks oder von „Mercy Killing Fields“.
Laut Sänger sei das Album „eine vernichtende Wahrnehmung der modernen, zerfallenden Welt. Die Menschheit scheint in ihrer gewalttätigen und chaotischen Natur gefangen zu sein; sie kocht über und verdoppelt ihre eigene Ignoranz.“ Da muss sich niemand fragen, warum die Songs so brutal klingen. Wer weiß, was sie auf ihren künftigen Alben noch zustande bringen werden.
„Es geht nicht um Aggression um der Aggression willen. Es gibt eine Menge verschiedener Elemente auf der Platte. Für mich ist es mehr Heavy Metal und weniger ein reines Thrash-Album. Es sind verdammt viele Melodien drauf.“ Diese Worte stammen von Overkill-Sänger Bobby „Blitz“ Ellsworth und beziehen sich auf das 20. Werk der Band aus New Jersey. „Scorched“ (7 Punkte) wird geprägt durch den bandtypischen Sound der Gitarristen Dave Linsk, der immerhin schon seit 1999 an Bord ist, und Derek Tailer (seit 2001). Ellsworths Organ ist natürlich das markanteste Erkennungsmerkmal. Und dann ist da noch der scheppernde Bass von Gründungsmitglied Carlo „D.D.“ Verni, der sich durch die Gitarrenriff-Breitseiten seinen Weg bahnt. Zu guter Letzt gibt Jason Bittner, früher in den Diensten von Shadows Fall und Flotsam & Jetsam, hinterm Schlagzeug präzise den Takt vor.
Mit dem Takt hat es auch Dave Lombardo, der als Schlagzeuger von Slayer internationale Berühmtheit erlangt hat. Die Geschichte zwischen den beiden Parteien endete leider nicht freundschaftlich, aber Lombardo ließ sich davon nicht unterkriegen und hat seither immer ein paar Eisen im Feuer. Er half einige Jahre bei Suicidal Tendencies aus und ist aktuell Mitglied bei Mr. Bungle und Dead Cross, beides experimentelle Bands von Faith-No-More-Sänger Mike Patton. Er hilft auch bei den legendären Misfits (mit Glenn Danzig und Jerry Only) aus und hat ein Grindcore-Projekt (!) mit Biffy-Clyro-Frontmann Simon Neil (!!) und Mike Vennart von Oceansize (!!!) namens Empire State Bastard. Obendrein hat er jetzt sein erstes Soloalbum veröffentlicht. Allerdings ist „Rites Of Percussion“ (4 Punkte) eine Art 35-minütiges Drum-Solo und nur etwas für Perkussiv-Fetischisten und Schlagzeug-Connaisseure. Es wird nicht gesungen, aber viel und avantgardistisch getrommelt – mal mit ein paar Sounds im Hintergrund, mal ohne. Das kann man sich mal anhören, aber eine hohe Halbwertszeit hat es mutmaßlich nicht.
(Kai Florian Becker)
- Boris Pistorius verzichtet auf SPD-Kanzlerkandidatur - 21. November 2024.
- Malta oder Gibraltar? Auslosung findet am Freitag statt - 21. November 2024.
- Netanjahu kritisiert Entscheidung des Strafgerichtshofs – Hamas feiert - 21. November 2024.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos