/ 25. November 2007: Erinnerung an Robert Bievers sonntägliche Einladung
Foto oben: Robert Biever im Oktober 2018. Foto Julien Garroy / Editpress
„Das Auffallende daran ist, dass die Serie nach 20 und mehr Jahren immer noch nicht aufgeklärt ist. Immer dann, wenn in einem kleinen Land wie Luxemburg etwas so lange nicht aufgeklärt ist, besteht die Möglichkeit, dass der Staat involviert ist.“ Diese Aussage stammt von Dr. Daniele Ganser, einem Schweizer Historiker und Publizisten, der sich mit den NATO-Geheimarmeen in Europa bestens auskennt und sich mit dem Thema „Stay-behind“ in seinen Forschungsarbeiten befasst hat. Ganser ist nicht unumstritten und vielen ein Dorn im Auge, da er nicht davor zurückschreckt, Verschwörungstheorien aufzustellen.
Auch in der „Affär Bommeleeër“ gab es reichlich Verschwörungstheorien. Eines der Motive könnte gewesen sein, die Bevölkerung in Angst und Schrecken zu versetzen. Damit der Ruf nach mehr Sicherheit laut wird. Und so die Budgets für Armee, Gendarmerie und Polizei erhöht werden. Was nachweislich ja auch passierte.
Zur geopolitischen Lage in Westeuropa Mitte der 80er-Jahre passte das Szenario jedenfalls wie angegossen. Die NATO-Generäle im belgischen Mons brauchten einen „Ennemi“ und gaben den Befehl aus, dass auch in Luxemburg ein bisschen Krieg gespielt werden muss. Genau wie in unserem Nachbarland (Stichwort „tueurs fous du Brabant“), mit dem Unterschied, dass es bei der Luxemburger Variante keine Toten geben durfte.
Hochspannungsmaste, Justizpalast, Gaswerk, Findel … Spektakulär waren die Aktionen aber allemal. Ein paar Querschläger wollen zwar nicht so recht ins Bild passen. Aber vielleicht waren das ja Kollateralschäden oder gar Racheakte.
Vor etwas mehr als fünf Jahren wurde der Bommeleeër-Prozess auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Dem Vernehmen nach ist seitdem reichlich Bewegung ins Dossier gekommen. Der leitende Untersuchungsrichter Ernest Nilles nahm am 2. Juli 2014 die Ermittlungen wieder auf. Neun weitere Personen sollen sich im Fadenkreuz der Justiz befinden und könnten bei einem zweiten Prozess auf der Anklagebank landen. Noch ist es aber nicht so weit. Es ist angeblich schwierig, ihnen nachzuweisen, dass sie vor Gericht nicht alles (aus)gesagt haben und so die Justiz bei der Wahrheitsfindung behindert haben. Die Omertà lässt grüßen.
Wie dem auch sei, was arg benötigt wird, ist ein Paukenschlag. Ein Paukenschlag wie damals an jenem Sonntag, dem 25. November 2007. An dem Tag hatte der damalige „Procureur d’Etat“ Robert Biever zu seiner legendären Pressekonferenz in den „Palais de justice“ geladen. „Dir Dammen an dir Hären, entschëllegt mech, dass ech Iech um Sonndegmueren dovun ofhalen … déi eng fir an d’Mëss ze goen, déi aner, fir an de Bësch lafen ze goen …“ begannen seine Ausführungen. Kurze Zeit später war klar, dass es ernst werden würde.
Deshalb, lieber Georges Oswald (Foto), haben Sie als „Procureur d’Etat adjoint“ endlich Einsicht mit uns Medien und verschicken Sie eine Einladung zu einer Pressekonferenz, damit auch die breite Öffentlichkeit erfährt, ob die fünfjährigen Ermittlungen Früchte getragen haben oder nicht. Ein bisschen mehr Transparenz täte der Justiz gerade jetzt ganz gut.
P.S.: Die Presse arbeitet auch heute, fast zwölf Jahre nach dem 25. November 2007, immer noch sonntags. Und eine Runde Joggen oder ein Kirchengang gehen auch werktags.
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