Editorial / Die Fußballer als Zugpferd
Lange Jahre wurde der Luxemburger Fußball wie ein schwerreicher Erbe angesehen. Unabhängig von den Resultaten und der geleisteten Arbeit war diese Sportart die Nummer eins in Luxemburg und wurde auch dementsprechend gefördert und finanziell gefüttert. Das führte zu Groll und Neid bei anderen Sportlern und Verbänden.
Diese Geschichte ist nicht einmal 20 Jahre her. Die FLF-Auswahl hing gefühlt in jedem Spiel mit dem kleinen Finger an der Klippe und konnte sich – ab und zu – auf den letzten Drücker retten. Der nationale Fußball war am Ende und keiner hätte je gewagt, zu glauben, dass die „Roten Löwen“ anderthalb Dekaden später um ein Ticket zu einer Europameisterschaft mitspielen würden.
Dieser Fall ist nun eingetreten. Punktet Luxemburg am Freitag und Montag gegen Island und die Slowakei, steht die Tür zum Endturnier in Deutschland offen.
Falls die FLF-Auswahl dem Druck nicht standhält, ist die laufende Kampagne noch immer als Riesenerfolg einzuordnen. Nach den Schleck-Brüdern in den 2000er- und 2010er-Jahren haben die Fußballer Luxemburg nämlich zurück auf die europäische Sport-Landkarte gebracht. Unzählige Artikel in ausländischen Zeitungen berichten über die unheimliche Verwandlung des luxemburgischen Fußballs. Besseres Marketing gibt es nicht.
Und dass Sportergebnisse oder -veranstaltungen durchaus ihre Relevanz haben, wenn es um internationale Beziehungen geht, haben zuletzt Katar und Saudi-Arabien gezeigt. Zugegeben, dieses Beispiel ist an den Haaren herbeigezogen: Luxemburg braucht im Moment noch kein „Sportswashing“, um das Image aufzupolieren.
Luxemburg braucht aber starke Sportler. Athleten, die nicht unbedingt Vorbilder sein sollen, aber durchaus den Weg weisen können; die junge Sportler inspirieren sollen, sich weiterzuentwickeln; die Freiwillige begeistern können, ihre Zeit für die Gemeinschaft einzusetzen. Athleten, die mit ihren Ergebnissen den Staat schon fast dazu nötigen, noch mehr in den Sport zu investieren.
Eine Rolle, die einen solchen Einfluss ausübt, können nur Athleten aus Top-Sportarten übernehmen. Und zu dieser Kategorie gehören nun mal Fußballer. Sie sind das Zugpferd der Sportwelt – ob sie es wollen oder nicht.
Die Moral von dieser Geschichte ist: Wenn der schwerreiche Erbe viel Geld bekommt und daraus etwas Gutes macht, dann hilft das auch meistens dem gewöhnlichen Arbeiter.
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Dan, habe wieder nix verstanden, vielleicht zu alt dazu.
Wir haben niemanden genötigt, viele Jahre lang, haben sogar Schlappen, Zugtickets oder Bahn, Trikotwäsche selber bezahlt.
Ja, ja ist ja schon gut, das war im Altertum, und es ging nicht um Fussball. Sind durch’s Dorf „gezogen“ um Geld für die Bälle zu sammeln.
Freund Gregory aus Manchester hat es endlich verstanden, leider erst mitten in der Pandemie, weiss nicht wieso. „Soll ich weiterhin Ronaldo und Co. mit meiner 800 Pfund Rente unterstützen.“