/ Die Glaubensfrage: Weshalb die CSV die Augen vor Problemen verschließt
Die CSV ist nicht mehr das, was sie einmal war: Glauben gehört der Vergangenheit an. Denn glaubt man CSV-Generalsekretär Felix Eischen, sollte man dieser Zeitung nichts glauben. „Gleeft dir dem Tageblatt dann? Also ech gleewen dem Tageblatt dat do net – esou“, meinte Eischen jüngst in einem RTL-Interview. Der Hintergrund: Das Tageblatt hatte berichtet, der neue Parteipräsident Frank Engel stoße bei der CSV-Fraktion auf Widerstand. Unglaublich. Das Ganze erinnert ein wenig an den Filmklassiker „Nackte Kanone“. „Bitte gehen Sie weiter, es gibt hier absolut nichts zu sehen!“, ruft der Protagonist den Schaulustigen zu, während im Hintergrund ein Gebäude lichterloh brennt und einstürzt.
Ganz so schlimm ist es bei der CSV wohl nicht. Mut zum Glauben könnte Eischen dennoch nicht schaden. Laut RTL tun sich die Christlich-Sozialen nicht nur mit dem Parteipräsidenten schwer, sondern auch mit ihrer Kandidatenliste für die Europawahlen. Bekannte, erfahrene Gesichter oder eher Newcomer? An dieser Frage scheinen sich die Parteigeister ebenfalls zu scheiden. Bislang soll nur der CSV-Europaabgeordnete Christophe Hansen, der Viviane Reding in Straßburg beerbt hat, als Kandidat feststehen. Dies gilt demnach nicht für die Frau, die eigenen Angaben zufolge alles kann – außer ein politisches Mandat zu Ende zu führen.
Die Diskussion um die Europawahlliste scheint ähnlich wie die Glaubensfrage Frank Engel zu einer verkrampften Lagerbildung geführt zu haben. Macht es aus wahltaktischen Gründen vermutlich Sinn, auf die ewig gleichen Gesichter zu setzen und den „séchere Wee“ zu gehen, könnte es der CSV dennoch nicht schaden, Risiken einzugehen. Einige der Namen, die auf der Newcomer-Liste aus der Gerüchteküche stehen, überraschen durch ihre Kompetenz in Sachen EU. Da wäre zum Beispiel Stefano D’Agostino, der 1. Schöffe der Gemeinde Mertzig und 1. Vizepräsident der CSJ. Er ist im Gegensatz zu einigen seiner bekannteren Parteikollegen ein überzeugter Europäer. Er verkörpert zudem die viel vermisste soziale Dimension seiner Partei, die nicht mehr allzu viel mit dem C im Parteinamen anzufangen weiß. D’Agostino fiel durch seine Arbeit bei der luxemburgischen Vertretung des Europaparlaments auf. Daneben wird Christopher Lilyblad als möglicher Kandidat gehandelt. Der in internationaler Entwicklungshilfe promovierte CSV-Politiker ist ebenfalls bestens mit europäischen und globalen Fragen vertraut. D’Agostino und Lilyblad sind zwar keine „Household names“, ihre Nominierung wäre aber ein Zeichen der Erneuerung.
Denn der von Frank Engel angestrebte Wandel scheitert, wenn nicht einmal bei der Europawahl mit neuen Gesichtern experimentiert wird. Der CSV-Präsident schrieb jüngst in einem Gastbeitrag im Land: „Hinter den beschriebenen politischen Phänomenen steht der Eindruck in weiten Teilen der Wählerschaft, dass die Politik der traditionellen Parteien nicht mehr vertrauenswürdig ist.“ Engel liegt mit seiner Analyse richtig. Solange jedoch seine engsten Parteikollegen nicht das Offensichtliche glauben wollen, wird die Rückeroberung verlorenen Vertrauens schwer.
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Dass die traditionellen Parteien nicht mehr glaubwürdig sind, daran ist die CSV nicht unschuldig. Dazu hat sie einen erheblichen Beitrag geleistet. Und doch geht es anscheinen weiter wie bisher: alles unter den Teppich kehren und nach aussen Friede, Freude, Eierkuchen vortäuschen, obschon es innerlich heftig brodelt. Die CSV scheint in einer tiefen Glaubenskrise zu stecken trotz ihrer Nähe zum Klerus.
„Arroganz der Macht“. Das lernen die nie. Auch nicht in 50 Jahren Opposition und schlussendlich 3 Deputierten.
„Weshalb die CSV die Augen vor Problemen verschließt“ Die Antwort ist einfach. Es gibt keine Probleme weil es keine geben darf!
Die CSV verschliesst die Augen nicht, die ist einfach blind auf beiden Augen!