Leserforum / Spiele der Angst und der Heuchelei
Die „Jugend der Welt“ trifft sich in Paris, der Lichterstadt. Eine schöne heile Pariser Welt, wohlriechend und voller Glamour, wird vorgegaukelt. Die schmutzige, übelriechende Wäsche soll man nicht sehen. Für die Athleten ist es eine Kerkerstadt. Statt entspannte Spiele verkrampfte, militarisierte, ghettoisierte. Es sind Hochsicherheitsspiele, Festungsspiele, karzerale Spiele. Kann man das, was sich hinter Zäunen und Gittern abspielt, überhaupt Spiele nennen? 45.000 Polizisten und Gendarmen, 18.000 Soldaten, 20.000 private Sicherheitsagenten, was bedeutet, dass auf jeden Athleten etwa acht Sicherheitsleute kommen. Dies alles in einer Atmosphäre allgemeiner Vorabverdächtigung und Hysterisierung. Dabei ist doch das Unbeschwerte eine kruziale Voraussetzung für Spiele. Es sind auch Spiele der sozialen Säuberung. Die Unliebsamen, die Obdachlosen, die Bettler soll man nicht sehen, denn sie könnten das Bild von Glitzer und Luxus trüben. Einen Teil von ihnen hat man schon vor Wochen weggekarrt bis nach Orléans und gar Toulouse. „Circenses sine pane“, „Spiele ohne Brot“ für die Ärmsten, foie gras für die Fettlebe(r)nden. So stellt sich zum Schluss die Frage, ob man nicht zukünftig lieber auf Olympische Spiele verzichten sollte, als ein solch verqueres, künstliches, verlogenes Spektakel aufzuziehen.
- „Die Zeit des Festivals ist immer eine spezielle Zeit“: Eindrücke vom Auftakt-Wochenende - 26. Januar 2025.
- „Es ist meine Pflicht, aufzuklären“: Schüler treffen Shoah-Überlebenden Simon Gronowski - 26. Januar 2025.
- Nach Ablauf von Frist: 15 Tote und dutzende Verletzte durch israelischen Beschuss - 26. Januar 2025.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos