Leserforum / Zehn Ratschläge für einen schlechten Schulstart (frei nach Kurt Tucholsky)
1. Erteilet den Schülern niemals Hausaufgaben. Letztere sind das Böse an sich, denn nur durch sie kam das Übel des Lernfortschritts in die Welt.
2. Unterrichtet niemals alleine, sondern immer mindestens zu dritt in einem Klassenraum, denn andernfalls bekämen die Schüler den fälschlichen Eindruck, sie müssten das Zuhören lernen. Zuhören und Konzentration sind das zweitgrößte Übel.
3. Lasset eure Schützlinge den Lernstoff niemals auswendig lernen. Das Memorieren ist ein Relikt aus bösen Zeiten, in denen der Mensch lernte, sich etwas zu merken.
4. Machet viele Projektwochen, am besten fortlaufend, im ganzen Schuljahr. Nur so werden die Kinder daran gewöhnt, dass immer etwas los ist und sie sich nicht hinzusetzen brauchen.
5. Überhaupt: Das Hinsetzen gehört abgeschafft. Nicht sitzend, nicht ruhig stehend, nein, liegend lernt der Mensch. Genau wie der späte Römer im Liegen seine süßen Trauben kaute, so sollen die Kinder heute auf einem Sofa die Schule ertragen.
6. Seid als Lehrkräfte immer fleißig digital unterwegs, am besten sollt ihr euch das Handy an die Hände festkleben, damit die Schüler sehen, wie wichtig das Handy ist. Auch für die Matheaufgaben muss dem Schüler immer ein iPad oder Handy ausgehändigt werden. Nur so werden oder bleiben beide hyperaktiv.
7. Machet Schulfahrten in weit entlegene Gebiete, bspw. eine Reise nach Barcelona mit lauter Achtjährigen. Je früher sie an das Flair einer Weltstadt gewöhnt werden, desto eher werden sie selbst zu Billigtouristen in einer Wegwerfgesellschaft.
8. Die Schulpausen sind überhaupt das Wichtigste: Die Pausen sollen immer stets eine halbe Stunde dauern. Dann können die Kinder sich im Pausenhof die Köpfe einschlagen. Nur so lernen sie Anarchie.
9. Achtet auf die tägliche Plauderrunde im Klassenraum: Fragt eure Schüler aus über ihre Vorlieben, Ängste und dergleichen. Dann könnt ihr am Jahresende eine Klatschzeitung herausgeben. Das ist toll.
10. Schließlich: Nehmt euch immer sehr, sehr ernst. Nur wer sich über alle Maßen ernst nimmt, wird seine Unterrichtspraxis niemals überdenken. Keine Ironie dulden!
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