Leserforum / Zum Tode von Jean-Marie Le Pen
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„Über die Toten nichts als Gutes“, sagt ein römisches Sprichwort. Im Falle dieses Verstorbenen fällt es schwer, diese Regel zu beherzigen, und zwar wegen einer besonderen Episode aus seinem Leben.
Vor einigen Jahren verstarb in Algier ein Mann, der kurz vor seinem Tod dem dortigen Museum einen Dolch übergeben hatte. Dieser war unter dramatischen Umständen in seinen Besitz gekommen. Während der Schlacht um Algier stürmte eine Truppe französischer Soldaten die Wohnung des damals elfjährigen Jungen und ein großer blonder Offizier mit Augenklappe erschoss vor den Augen der gesamten Familie den Vater, der wohl Mitglied der Befreiungsorganisation FLN war. Dann stellten die Soldaten die gesamte Wohnung auf den Kopf, auf der Suche nach Waffen und Sprengstoff. In dem Tumult entfiel dem Offizier mit Augenklappe ein Dolch. Als die „Ordnungskräfte“ endlich abgezogen waren, versteckte der Junge den Dolch im Kasten des Stromzählers. Am nächsten Tag kamen die Soldaten wieder und suchten in einer neuen Gewaltaktion vergeblich nach dem Dolch. Es handelte sich um ein ehemaliges SS-„Schmuckstück“ und bei dem großen blonden Offizier um niemand Geringeren als Jean-Marie Le Pen. Dieser war damals als Freiwilliger in den Krieg gezogen, mit der Absicht, die Araber zu züchtigen.
Die Zeitung Le Monde erinnerte vor einigen Jahren, nach dem Tod des letzten Dolchbesitzers, an diese Episode des auf beiden Seiten mit äußerster Brutalität geführten Algerien-Krieges.
Übrigens, mordende und folternde Offiziere wie Le Pen gab es viele in der französischen Armee. Nach dem Frieden von Evian traten einige der Terrororganisation OAS bei und verübten Attentate in Frankreich. In der Wohnung von Jean-Paul Sartre sprengten sie die Tür auf und Präsident De Gaulle versuchten sie mehrmals zu ermorden.
Viele Verbrechen dieses Krieges liegen bis heute im Dunkeln, weil die Schuldigen nach dem Krieg nicht verstehen konnten, dass die Gesellschaft sie nicht mehr als Helden, sondern als gemeine Verbrecher ansah. Daraufhin schwiegen sie und nahmen ihr Geheimnis mit ins Grab.
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